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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 15/16
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0323

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AUSSTELLUNGEN

AUSSTELLUNGEN

BERLIN Die Juli-Äusftellung der Galerie
EDUARD SCHULTE enthält eine große Samm-
lung von Kriegszeichnungen aus dem Weften
von dem Münchner Ernft Vollbehr, dem be-
kannten Kolonialmaler. Das fachliche überwiegt
durdiaus, fo in den Landfchaftsfkizzen wie
in den Bildnisftudien, unter denen [ich einige
ganz prächtige Köpfe finden. In der Äusfteilung
des „DresdnerKün ft lerbundes“ fällt Ä. Thg-
wiffen mit einigen guten Landschaften auf.
Von Rudolf Hellwag ift eine größere Samm-
lung zu fehen, treffliche, einfache und kräftige
Landfchaften und Marinen enthaltend, und auch
Ältmeifter Äscan Lutteroth hat wieder einmal
vier Landfchaften gefchickt, von denen das Heide-
bild durch feine prachtvollen Wolken auffällt.

* *

*

Die Kunfthandlung J. CASPER bringt einige
bisher nicht gezeigte Ärbeiten von Max Lieber-
mann: Einen Mann mit Pferd im Tiergarten,
ganz neu, wundervoll in dem Reichtum der Ab-
tönung bei ftarker Farbenbefchränkung, einen
Bildniskopf aus früherer Zeit, und fünf pracht-
volle Aquarelle, von denen das Blätterdach einer
Kaftanie das herrlichfte ift. Von der Hans
Herrmann -Kollektion find befonders die Aqua-
relle einer alten Frau und alter Häufer in Holland
fchön und den Ölbildern erheblich überlegen.
Sonft greifen wir aus der Fülle des Gebotenen
heraus: eine Slevogtfche Landfchaft, ein ve-
hementes Blumenftilleben von Corinth, tüchtige
Arbeiten (Porträts und Hundebilder) von E.Herz,
von Hans Loofchen einige fehr großgefehene
mit ftark leuchtenden Farben gemalte Bilder,
von denen befonders das „Gelbe Zimmer“ und
die „Anbetung“ anfprechen, und Graphik von
OttoGoeße, H. Gradlund dem phantaßevollen,
aber in der Form fchwächlichen Michel F i n g e ft e n.

* *

*

In der Zweigftelle des MÜNCHNER GRAPHIK-
VERLAGES find Gemälde von Guftav Schneeli
ausgeftellt, imprefßoniftifche Bildniffe, in denen
pch ein feiner Sinn für Farbenzufammenklänge
und für Stoffliche Charakteriftik mit einer ßcheren
Charakterifierungskunft vereinen. In den großen
Kompofitionen ftrebt der Künftler höher hinaus;
es ift eine reine Äusdruckskunft, die fich in den
Linien der Körper und der Rhythmik der Figuren
ausfpricht, aber auch da die Neigung zu feiner
Farbigkeit nicht verleugnet. Es ßnd ernfthafte
und eindrucksvolle Gemälde, an denen nur die
Ausprägung der Form doch nicht von derfelben
Kraft ift, wie die Empfindung und die Gedanken.

Die Kunfthandlung PAUL CASSIRER hat in
ihrem Oberlichtfaal ausgewählte Werke ihrer
Künftler vereinigt, aus den Generationen Lieber-
mann-Corinth,Rösler-Brodchufen und Beckmann-
Großmann, eine Sammlung, der gegenüber man
fich gottlob wieder einmal unkritifch und rein
genießend verhalten darf. Am reichften find
Liebermann und Trübner vertreten, vor-
züglich auch Leiftikow mit zwei herrlichen
Gebirgsaquarellen und Corinth mit einer Trab-
rennbahn. Von Slevogt find zwei Reiter im
Walde da, von denen das kleine das weitaus
befte Stück ift, aber auch das große ift ge-
füllter, als folche Formate fonft bei ihm zu fein
pflegen und feffelt zudem dadurch, daß es das
Thema und auch die Stellung Trübnerfcher
Regenten-Reiterftücke um einige Jahre voraus-
nimmt. Von den übrigen Künftlern feien wenig-
ftens die Namen Thoma, Breyer (mit einem
überrafchend feinen Spargelftilleben), Ulrich
Hübner, Moffon und Purrmann genannt.
Von den Ausländern find nur die Franzofen ver-
treten: Courbet mit drei prachtvollen Stücken,
Cezanne mit einem frühen Kopf und einer ganz
fpäten Landfchaft, und van Gogh. An Plaftiken
find eine große ftark empfundene Monumental-
figur einer Trauernden von Engelmann und
kleine Tierftücke von Gaul neben einem Kaifer-
reiterbild von Tuaillon zu fehen. Im oberen
Stockwerk find Vorzugsdrucke von fämtlichen
Lithographien der „Kriegszeit“ ausgeftellt,
die in ihrer Gefamtheit erheblich ftärker wirken
als in der Zeitfchrift. Die fchwachen Arbeiten
treten nicht fo hervor und die Gefamtheit der
guten Blätter beherrfcht den Eindruck: die Ar-
beiten von Hettner, die entzückenden Tier-
fatiren Gauls, einige Ärbeiten von Barlach
und einige der Liebermannfchen Blätter, vor
allem aber das gewaltig-große, ergreifende Blatt
der Frau Kollwiß. h Fr

HÄÄRLEM folgte dem Beifpiel einiger ande-
rer holländifcher Städte mit der Veranftaltung
einer Äusfteilung alter Kunft aus Privat-
befiß, deren Erlös einem Unterftüßungsfonds
für Hilfsbedürftige zufließt. Zwei Säle des im
ehemaligen Waifenhaufe untergebrachten NEUEN
STÄDTISCHEN MUSEUMS gaben einen ftim-
mungsvollen Rahmen ab. Die Äusfteilung wurde
befonders reich mit altem Silber und Porzellan
befchickt. Unter den Gemälden, auf deren kurze
Befprechung wir uns hier befchränken wollen,
fand man zwar wenig überragende Meifter-
werke, wohl aber eine Reihe von kunfthiftorifch
belangreichen Bildern, die das IntereSSe lebhaft
zu feffeln vermochten.

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