Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0348
DOI Heft:
Heft 17/18
DOI Artikel:Lüthgen, Eugen: Neuerwerbungen des Kunstgewerbe-Museums der Stadt Köln
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NEUERWERBUNGEN DES KUNSTGEWERBE-MUSEUMS DER STADT KÖLN
Abb. 3. Drei Frauen am Grabe, Elfenbein Köln, Kunfigewerbe-Mufeum
Die Rückfeite des Kreuzes wird von einer Platte aus gebräuntem Kupfer mit gol-
denem Rankenmufter gebildet, ln den aus griechifchem Akanthus und Palmetten ge-
bildeten Ranken lebt ein ficheres Gefühl für eine geradezu klaffifche Reinheit der
Linienführung. Die Regelmäßigkeit der Flächengliederung und die maßvolle Art, die
Fläche mit den Ranken vollftändig zu überfpinnen, findet ihr Gegenfpiel im Altar
des Welfenfchatjes. Deffen Unterfeite nämlich trägt eine in Technik und Form durch-
aus verwandte Platte. Das gleiche feine Gefühl für die gefchmeidige Führung der
Linie findet fich fchon in der ottonifchen Zeit: fo in einer Zierfeite des Sakramentars
von Autun1; weniger lebendig, mehr gezirkelt, erftarrter in der Berechnung in dem
Codex aureus2 München. Auf der Platte find auf den vier Kreuzbalken vier kleinere,
in der Mitte des Kreuzes ein großes Kreisfeld ausgefpart, die mit punzierten Rauten
und Rofettenmuftern geziert find. Die Umrahmung diefer Felder ift von befonderem
Intereffe. Sie befteht aus goldenen Ranken, die bis in Einzelheiten den ottonifchen
Darftellungen des Lebensbaumes ähneln.
In der durch die ottonifche Kunft erworbenen Fähigkeit feinliniger Zeichnung
wachfen aus Voluten mit gelappten Blättern, Früchte und Ähren. Die Ähren haben
eine nicht zu verkennende Verwandtfchaft mit denen auf der Unterfeite des Tragaltares
des Welfenfchatjes.
Vor einiger Zeit kam, wie fchon im Cicerone berichtet wurde, eine Emailplatte des
Kölner Meifters Fredericus von St. Pantaleon in das Kunftgewerbemufeum. Auch
1 L. Dilisle: Gaz. archeol. IX. Paris 1884.
2 Hr. Hieber: Die Miniatur des frühen Mittelalter. München 1912, Abb. 56.
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Abb. 3. Drei Frauen am Grabe, Elfenbein Köln, Kunfigewerbe-Mufeum
Die Rückfeite des Kreuzes wird von einer Platte aus gebräuntem Kupfer mit gol-
denem Rankenmufter gebildet, ln den aus griechifchem Akanthus und Palmetten ge-
bildeten Ranken lebt ein ficheres Gefühl für eine geradezu klaffifche Reinheit der
Linienführung. Die Regelmäßigkeit der Flächengliederung und die maßvolle Art, die
Fläche mit den Ranken vollftändig zu überfpinnen, findet ihr Gegenfpiel im Altar
des Welfenfchatjes. Deffen Unterfeite nämlich trägt eine in Technik und Form durch-
aus verwandte Platte. Das gleiche feine Gefühl für die gefchmeidige Führung der
Linie findet fich fchon in der ottonifchen Zeit: fo in einer Zierfeite des Sakramentars
von Autun1; weniger lebendig, mehr gezirkelt, erftarrter in der Berechnung in dem
Codex aureus2 München. Auf der Platte find auf den vier Kreuzbalken vier kleinere,
in der Mitte des Kreuzes ein großes Kreisfeld ausgefpart, die mit punzierten Rauten
und Rofettenmuftern geziert find. Die Umrahmung diefer Felder ift von befonderem
Intereffe. Sie befteht aus goldenen Ranken, die bis in Einzelheiten den ottonifchen
Darftellungen des Lebensbaumes ähneln.
In der durch die ottonifche Kunft erworbenen Fähigkeit feinliniger Zeichnung
wachfen aus Voluten mit gelappten Blättern, Früchte und Ähren. Die Ähren haben
eine nicht zu verkennende Verwandtfchaft mit denen auf der Unterfeite des Tragaltares
des Welfenfchatjes.
Vor einiger Zeit kam, wie fchon im Cicerone berichtet wurde, eine Emailplatte des
Kölner Meifters Fredericus von St. Pantaleon in das Kunftgewerbemufeum. Auch
1 L. Dilisle: Gaz. archeol. IX. Paris 1884.
2 Hr. Hieber: Die Miniatur des frühen Mittelalter. München 1912, Abb. 56.
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