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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 2
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Bodmer, Heinrich: Das neue Medici-Museum zu Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0075

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Abb. t

Gesamtansicht eines Raumes des Medici-Museums zu Florenz

DAS NEUE MEDICl-MUSEUM ZU FLORENZ

VON HEINRICH BODMER

Ein längst gehegter Wunsch der Kunstfreunde und Geschichtsforscher in Florenz ist
in Erfüllung gegangen. Seit einem Jahr besitzt die Arnostadt ein Museum der Me-
dici, das in den Räumen des alten vornehmen Stadtpalastes der Familie in der via
Cavour eine ebenso würdige wie zweckmäßige Unterkunft gefunden hat. Voraussetzung
war, daß die Räume itn Erdgeschoß des Palazzo, die noch vor wenigen Jahrzehnten
die städtische Sicherlieitspolizei beherbergten, in ihrem früheren Charakter wieder
hergestellt wurden. Dies ist denn auch unter der sachkundigen Leitung von Professor
Linacher in den Jahren 1911 bis 1913 gescliehen, aber erst itn vergangenen Jahr zum
Abschluß gebracht worden. Heute nun sind die zur ebenen Erde gelegenen Räume,
die einst Cosimo der Alte und Lorenzo il Magnifico bewolmten, von den sie ver-
unzierenden Einbauten befreit. In dem Eckraum der vorderen Straßenfront, der bis
zum Jahre 1530 als offene, durch zwei mächtige Holztüren zu schließende Loggia den
unmittelbaren Zugang zum Palast vermittelte, sind unter dem Mauerwerk die fein-
profilierten Bogenumrahmungen der ltohen Arkaden Michelozzos wiederum zutage
getreten. Die in ihrer schmucklosen Einfachheit so stimmungsvollen Räume, die noclt
heute das Gepräge ihrer ersten Bewohner tragen, geben einen sehr glücklichen Rah-
men für das Museum, in welchem alle Erinnerungen, Cimelien, Familienandenken,
Geschichts- und Kulturdokumente der Medici zu einem unvergleichlichen Denkmal der
erloschenen Dynastie vereinigt worden sind (Abb. 1). Mit überzeugender Eindringlichkeit
geben die in lückenloser Übersicht die W ände des ersten Saales bedeckenden Reproduk-
tionen Kunde von ail den früher im Palast aufbewahrten Kunstwerken, die Sammelleiden-
schaft, tiefes Verständnis und unbegrenzte Mittel hier aufgehäuft hatten. Hausinventare,
Erbschaftsaufstellungen, Guardaroba-Listen, von denen die ersten bis auf die Zeit des
altenCosimo zurückgehen, bilden die Grundlage für unsere Kenntnis des früheren Besitzes
des Hauses. Von den lterrlichen Prachtteppichen der Medici würdig gerahmt, folgen
 
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