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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 2
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Bodmer, Heinrich: Das neue Medici-Museum zu Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0077

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Abb. 3

Francesco del Tadda. Giovanni d’Averardo de Medici

betung des Kindes« in Berlin und die kleinen halbkreisförmigen Tafeln der National-
galerie in London zu den stolz gehüteten Beständen des Palazzo gehört hatten. Kaum
einer der großen Meister, denen die Florentiner Renaissance iliren Weltruf verdankt,
wie die Pollaiuoli, Bertoldo, Francesco da San Gallo und Michelangelo fehlen. Sie alle
haben dem Hause Medici die reifsten Früchte ihres Genies geschenkt.

In dem zweiten Raum tritt das ikonographische Interesse in den Vordergrund. Ra-
dierte Porträtreihen, Stammbäume in dem kunstvoll verschlungenen Rahmenwerk des
Settecento führen in ihrer stummen, aber eindringlichen Sprache das Bild des Waclis-
tums, der höchsten Entfaltung und des Niederganges des Geschlechtes vor Augen, das
in der kurzen Zeit eines Jahrhunderts den Weg vom Handelstiscli zum Fürstentliron
durchmessen. Alle Hilfsmittel der Wissenschaft und Lokalforschung sind zu Rate ge-
zogenworden, um die einzelnen Persönlichkeiten derDynastie in möglichster Lebendig-
keit in Ersclieinung treten zu lassen. Von Giovanni d’Averardos kleinbürgerlicher,
zäher Art berichtet das schlichte Porträt des Zanobi Strozzi. Dann ein repräsentativ
feierliches Porträt des Santi di Tito, der in diesem Ahnherrn der Medici schon die
große Pose eines künftigen Herrschergeschlechtes vorwegnimmt. Ein Medaillon von
der Hand des unbekannten Francesco del Tadda, das erste einer langen Reihe von
Bildnisdarstellungen der Medici, die wieder aus den Depoträumen der Florentiner Museen
ans Licht hervorgezogen wurden, ergänzt unsere Vorstellung (Abb. 5). Nicht weniger
als viermal ruft der unvei'gleichliche Profilkopf des alten Cosimo die Erinnerung an
den eigentlichen Begründer des Mediceischen Hauses wach, der durch kluge Zurück-
haltung und ein unübertroffenes Geschick in der Behandlung von Menschen und Dingen
als erster Bürger von Florenz Stadt und Staat lenkte. Als eine willkommene Be-
reicherung treten die mannigfachen Freskenzyklen hinzu, in denen die Bildnisse der
Medici, jedem zeitgenössischen Beschauer erkennbar, wiederkehren. Hier hat der ver-

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