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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 4
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Mackowsky, Hans: Ausstellung italienischer Kunst in London
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0119

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Domenico Veneziano

Verkündigung
Fitzwilliam Museum, Cambridge

AUSSTELLUNG ITALIENIS CHE R RUNST

INLONDON VON HANS MACKOWSKY

Englands Besitz von Werken italienischer Kunst ist im Laufe des letztvergangenen
Halbjahrhunderts mehrfach öffentlich gezeigt worden. Sclion in sagenhafter Ferne
liegen die beiden großen Leihausstellungen von Manchester 1857 und Leeds 1868; in
frischerer Erinnerung haften die beiden Winterausstellungen der 1 890 er .Tahre, die der
Early Italian Art 1895/94 und die der venezianischen Kunst gewidmete des folgenden
Jahres. Verschiedene Schulgruppen italienischer Kunst, die ferraresisch-bolognesische,
die mailändische, die sienesische waren auf den Ausstellungen des Burlington Fine Arts
Club zu sehen, zuletzt, docli durch die Umstände den Deutschen verschlossen, die
Venezianer 1915 und die Florentiner vor 1500 im Jahre 1920.

Aber nach Umfang und Inlialt ist die diesjährige Exhibition of Italian Art, die am
1. Januar von der Royal Academy im Burlington House eröffnet wurde, grundver-
schieden. Von den rund 1000 dort zusammengebracliten Werken liat Italien selbst die
Hälfte beigesteuert, weitaus das meiste aus dem teilweise auch dem reisenden Laien
wohlbekannten Besitz seiner über das ganze Land verstreuten Galerien, und kein Be-
denken hat gehindert, diese unersetzlichen Schätze, von denen viele zu den höchsten
Kulturgütern der Menschheit geliören, den Gefahren des Transports, nocli dazu in
ungünstigster Jahreszeit, auszusetzen. Mit Bangen las man von den rauhen Seen, durch
die der Steamer »Leonardo da Vinci« mit seiner unscliätzbaren Fracht sicli den Weg
bis zu den Themsedocks bahnte, und man atmete auf, als die kostbare Ladung gelöscht
und sicher geborgen war. In die andere Hälfte der ausgestellten Kunstwerke teilten sich
der englische museale und private Besitz und das übrige Ausland, Amerika mit ein-
begriffen.

So wurde durcli das Mitwirken vieler eine Ubersicht iiber die gesamte italienisclie
Kunst zusammengebracht, wie sie in gleicher Breite und Vollständigkeit noch niemals
zu sehen gewesen ist und in absehbarer Zeit sich nicht wiederholen wird. Mit voll-
berechtigtem Stolz darf England sich dieser Tat rülimen- kein anderes Land der Welt

8 Der Cicerone, Jahrg. XXII, Heft 4

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