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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 7
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0228

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Provinzialmuseum Hannover Kuppelhalle vor dem Umbau

RUNDSCHAU

ZUM UMBAU DER KUPPELIIALLE DES PRO-
YINZIAL-MUSEUMS ZU IIANNOYER
Der nur aus repräsentativen Gesichtspunkten ent-
standene, für jeden praktischcn Zweck unbrauch-
bare Raum mit seinen platzverschwendenden Säu-
lenstellungen und unbenutzbaren Nischen ist ver-
schwunden. An seine Stelle ist ein einfacher, kla-
rer Raum mit großen Wandflächen getreten, der
sich für Ausstellungen jeder Art ganz hervorragend
eignet. Die überladene Architektur der Halle wurde
durcli glatte Bretterwände verdeckt, die mit natur-
farbenem Rips bespannt sind. Eine Decke ausdün-
nem Nesselstoff, die den Lichteinfall der darüber
liegenden Kuppel nicht verhindert, wurde eingezo-
gen und so ein Raum geschaffen, der sich nun or-
ganisch in dio Reihe der Galeriesäle eingliedert.
Dieser Umbau bildet den Abschluß der Neuord-
nungen der Kunstsammlungen der Provinz durch
Dorner.

NEUERWERBUNG DES MUSEUMS BOYMANS
IN ROTTERDAM

Gemalte Landschaften von L i e v e n s , Rem-
branclts Leidener Freund und Mitstrebendem, sind
sehr selten, obwohl sicli gerade in seinem zeichne-
rischen Werke zahlreiche, kräftige, meistens mit
breiter Feder ausgeführte Proben dieser Seite sei-
ner Kunst in fast allen Sammlungen finden.
Aber Gemälde mit Landschaften kennt man nur
einige zehn, einige schöne Beispiele in Berlin uncl
in der Sammlung Lugt in Maartensdyk. Kürzlich
war Dr. Hannema, der Direktor des Rotterdamer
Museums, so glücklich, eine charakteristische, feine
Landschaft mit Bäumen von Lievens zu erwerben;
ein Stück Diine ist dargestellt im Vordergrund und

ein Reiter skizzenhaft angedeutet, der von eineni
Bettler angehalten wird; durch die Baumstämme
durch schimmert der frühe Abendhimmel. Das
Bild ist wie die übrigen bekannlen Landschaften
unbezeiclmet und galt denn auch früher als Rem-
brandt; als solcher noch beschrieben bei Hofstede
ue Groot unler Nr. g58c und 966, aber in der ver-
gleichenden Tabelle amSchluß (S. 46i, Anm. 114)
von Rembrandts Werk abgeschrieben. Die Maße
sind 41,5 X 35,5 cm. M. D. H.

AMSTERDAM

Ausstellung Isaac lsraels
In »Asti« stellt augenblicklich Isaac Israels, der
nunmehr auch schon 65 jährige Sohn seines be-
rühmten Vaters, Josef Israels, aus. Die gegen-
wärtige Generation wi nl seine von den Sinnen aus-
gehende Kunst höher schätzen als die von Ge-
fühlen genährte des Vaters; größere Gegensätze
sind kaum denkbar. Wer von den beiden vor der
Nachwelt Recht behalten wird, ist nicht zu sagen.
Vorläufig dürfen wir uns aber des frischen Ta-
lentes des Sohnes mit Reeht erfreuen. Alles, was
er angreift, ist von einem vibrierenden Leben er-
füllt. Motive und Sentiment scheinen wenig hol-
ländisch, aber die malerische Einstellung ist es
durchaus. Der Maler bewegt sich heute mit Vor-
liebe (und mit Anstand) in der internationalen,
sich überall gleichenclen Welt der Gafechantants
und Tanzlokale, des Zirkusses und der Jahrmarkts-
buden, und das Ewigweibliche, Allzuweibliche
steht im Mitlelgrunde seines Interesses. Die Re-
vue-Girls und Tänzerinnen im idealisierenden
Rampenlichte gibt er mit all ihren koloristischen
Reizen in intimen Augenblicksbildern, die oftvon

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