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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 11
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0353

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Gotischer Schubladenkasten aus KlosterNeustift. Ende 15. Jrh.

Aus der Versteigerung dcr Sammlung Grützner bei Hugo Helbing, Miincben, am 24. Juni

SAMMLER UND MARKT

FRANKFURT ER YERSTEIGERUNG
Am 17. Juni findftt bei ITeinrich IJahn in
Frankfurt a. M. eine Yersteigerung gotischer
Plastik statt, die ihrer qualitätvollen Steinskulp-
turen wegen Beachtung verdient. Das i4. Jahr-
Jiundert ist mit zalilreiclien Madonnen vertreten,
unter denen eine Sitzmadonna aus dem Gebiet
der Champagne und eine zweite aus Nancy mit
guter Erlialtung der alten Bemalung und init Re-
slen der Bergkristalleinlagcn im Kleid hervorragcn.
Aus Lothringen stammt die Maria einer Heimsu-
chung, vermutlich aus dem Elsaß, etwa aus der
Schulc von Thann, ein Apostelreiief, das einen
Teil eines Altaraufsatzes gebildet haben dürfte.
Den Übergang zum i5. Jahrhundert bezeichnen
ein thronender Christus in alter Fassung, eine voll-
rund durchgebildete Maria in schöngescliwunge-
nem Gewand und eine von Slüter abhängige Figur
des Joliannes des Täufers. Der Spätgoiik gehören
an eine lothringische Madonna, um i48o, und
ein aus der Umgebung von Metz stammender hei-
liger Blasius, dem 16. Jahrhundert eine Alabaster-
figur des heiligen Gallus aus Luneville. h

VERSTEIGERUNG DER SAMMLUNG GRÜTZ-
NER IN MÜNCHEN

Am 24. Juni und folgende Tage findet bei ITugo
Helbing, München, die Yersteigerung der Kunst-
sannnlung Eduard von Grützners statt. In seinen
Anfängen hat er besonders das deutsche späte Mit-
telalter geliebt: die Spälgotik und die Anfänge der
Renaissance. In der späteren Zeit hat er begonnen,
ostasiatische Kunst zu sammeln. Die Kunstwerke
waren immer Gebrauchsgegenstände im Ilause. Die
allen Möbel wurden wirklich benutzt. Besonders

reizvoll ist das Wohnzimmer mit der Vertäfe-
lung aus Schloß Volders im Inntal, das sogenannte
Landecker Zimmer mit der spätgotischen Vertäfe-
lung und gewölbten Hölzdecke aus Schloß Land-
eck, das Eßzimmer, dessen Vertäfelung aus dem
Jagdschlosse der Bischöfe von Cliur in Münster in
der Schweiz stammt und das Atelier mit der Ver-
täfelung und den Türen aus dem JesuitenstiftHall
in Tirol. An Möbeln wären zu nennen Renaissance-
stühle, Rokokoschemel, ein eingelegtes Schweizer
Büfett, Tiroler Scherenstühle, ein Schubladen-
sclirank aus demBenediktinerstiftNeustiftin Tirol,
italienische Renaissancemöbel, ein großer Niirn-
berger Renaissanceschrank, ein seltener spätgoti-
scher Schubladenschrank und anderes. Selir um-
fangreich ist der Vorrat an Zinngeschirr, Silber-
pokalen, Humpen. Die Samndung enthält u. a. go-
tische Ananashumpen, gute Renaissancekrüge und
seltenes Tafelgerät, wie spätgotische Brautlöffel,
spätgotische Silberlöffel. Erwähnenswert sinddann
noch orientalische und chinesische Teppiche. Die
kostbarsten sind ein großer Damaskusteppich und
ein kleinasiatischer Holbein-Teppich aus dem
16. Jahrhundert.

Von ostasiatischen Kunstgegenständen seien kost-
bare Inros und Kästen in Lackarbeit, Schnitzereien
in Bernstein, Nashorn und Elfenbein erwähnt. Fer-
ner die großen vergoldeten Buddhastatuen, der
frühe chinesiche Tempellöwe und die Fabeltiere
aus Bronze, die No-Masken und die tibetanischen
Tempelbilder. K.

LONDONEIi VERSTEIGERUNGEN

Das Porträt Friedrich Rohrbachs von Conrad Fa-

ber von Kreuznach, das auf der Sotheby-Auktion

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