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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 12
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0371

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Pascin Die kleine Gärtnerin

Aus der Ausstellung »L’Art Vivant« / Sammlung Bernheim Jeune

starken Zweifel aufkommen. In solcher
Kiirze lassen sich aber diese Fragen weder
erörtern noch wcniger lösen. Daß man
sie während dieser Tage in Frankreich
leidenschaftlich diskutiert, ist das Yer-
dienst der deutschen Ausstellung.

Das Einfache, Nackte war nicht eben das
Merkmal der romantischen Zeit, und die
außerordentlich amüsante Ausstellung im
Pavillon de Marsan »Die Ausstattung des
romantischen Lebens« hatle sich als Ziel
gesetzt, alles, das Gute wie das Schlechte,
zu zeigen, das den Jahren zwischen 1820
und i8//o ihr Gepräge gegeben hat. Es
ist die Kleinkunst, die besonders in der
Ausführung entsetzlicli gewesen ist, denn
die Möbel verdienen bei weitem nichl
den schlechten Ruf, den sie genießen.

Wenn auch hier die götische Mode eine
Ausnahme macht, behielten sie im all-
gemeinen, mit mehr Leichtigkeit, die
Würde des »Empire«. Besonders für die
Malerei war die Ausstellung lehrreich:
man bekam die Kleinmeister zu sehen,
die Deveria, Lami, De Dreux, Canella,

Leprince usw., die in dem Schatten der
Großen, Delacroix, Daumier oder Corot,
verschwinden, die aber bald einen gleichen
Ruf wie diejenigen des Dix-huitieme ge-
nießen werden, da sie, wie jene, ihre
Zeit mit ebensoviel » esprit« geschildert
liaben.

Unter ilirem eigenen Titel hat die Zeit-
schrift L’Art Vivant im Theätre Pigalle
eine Ausstellung der bedeutendsten Persönlichkeiten
moderner Malerei in Frankrcich zu erreichen ver-
sucht. Die Einstellung wird man erkennen, wenn
man sagt, daß diese Ausstellung von Vuillard bis
Picasso geht und die eigentlichen Kuhisten und die
»Surrealisten« ausschließt. Natürlich wird jeder
nach seinem eigenen Geschmack sicli in dem leich-
ten Spiel versuchen, eine ganze Liste derjenigen
aufzustellen, die, seiner Ansicht nach, da sein
müßten und nicht da sind. Wenn man nur vierzig
Namen wählt, so ist Ungerechtigkeit unumgäng-
lich. Aber im großen ganzen bleibt diese Ausstel-
lung eine gültige Einführung in Frankreichs Ma-
lerei, und den Leitern wird man zubilligen, daß
sie fast nur bedeutende oder kennzeichnende Werke
der Künstler ausgesucht haben. So sind z. B. die
verschiedenen Perioden der Entwicklung von Ma-
tisse, Utrillo, Derain, Friesz gut herausgearbeitet.
Volle Gerechtigkeit erfährt Roger de la Fresnaye,
der — wäre er nicht so früh gestorben — vielleicht
der größte und französischste Maler der Nach-
kriegszcit geworden wäre. P. C.

Fast gleichzeitig mit der deutschen Werkbund-
Ausstellung hat man in Paris auch Innenräume
zweier Berliner Architekten sehen können. Es
handelt sich um Arbeilen von Alfred Gellhorn

und Emanuel Josef Margold, die durch die Union
des artistes modernes eingeladen sind, im Pavillon
deMarsan im Louvre einige ihrerRaumschöpfungen
zu zeigen. Die Einladung wandto sich deshalb an
diese beidcn Baumeister, weil sie es im Rahmen
der heutigen Architektur nicht allein bei der reinen
Sachlichkeit bewenden lassen. Gellhorn nimmt
durch ein zeitgemäßes Mitverwenden der bilden-
den Kunst in Innenräumen und durch eine Reihe
beachtenswerter ßeleuchtungsarbeiten eine beson-
dere Stellung in Deutschland ein. Margolds Be-
mühungen gehen heute in verwandter Richtung,
er war schon vor dem Kriege durch seine Darm-
städter Tätigkeit bekannt. 0. B.

RÖMISCIIE AUSSTELLUNGEN

Ausstellung der deutschen Akademie in

Kom / Mostra di Roma Secentesca

Anfang Mai ist die Jahresausstellung der Deut-
schen Akademie in Rom, die erste Veranstaltung,
die über die Tätigkeit dieses Institutes nach dem
Kriege Rechenschaft ablegt, durch den König von
Italien feierlieh eröffnet worden. In dem großen
Saal des Haupthauses der prachtvollen Villa Mas-
simo untergebracht, hält sie ein beträchtliches Ni-
veau und vermag sich neben den Ausstellungen

26 Der Cicerone, Jahrg. XXII, Heft 12

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