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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 12
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Sammler und Markt
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Lukas van Leyden Die Kartenspieler

Earl of Rembroke

SAMMLER UND MARKT

COMMEMORATIVE CATALOGUE OF TIIE EX-
HIBITION OF DUTCH ART 1
VON VITALE BLOCH

Der stattliche Band, an dessen Zusammenstellung
Dr. H. Schneider den größten Anteil hat, ruft die
Erinnerung an die vorjährige Ausstellung hollän-
discher Kunst wach. Dieser stolzen Schau hat man,
sehr zu unrecht, ihre Problemlosigkeit vorgewor-
fen. Die holländische Malerei der Blütezeit in ihrer
reinsten Prägnanz wurde hier vorgeführt. Bewußt
hatte man auf alles fremdartige, bizarre, zwei-
deutige der vorangehenden Epochen (wie den nie-
derländischen Manierismus) verzichtet; ebenso ließ
man andere nicht vollkommen »nationale« Äuße-
rungen des holländischen Malergenius (z. B. die
italienisierende Landschaftsmalerei) außer acht. So
entstand eine noch nicht dagewesene Folge von
Meisterwerken, die mehr dem genießenden Ken-
ner als dem um Lösung der Probleme besorgten
Wissenschaftler zusagte.

Dem Zeitalter von Vonde 1 und Rembrandt,
dem eigentlichen holländischen Barock, waren
einige Primitive vorausgeschickt, zu unvollständig
vertreten, um cin wahres und sich einprägendes
Bild der künstlerischen Produklion in den nörd-
lichen Provinzen zu geben.

Bosch war sehr mangelhaft rcpräsentiert; ein-

1 Held in the Galleries of the Royal Academy, Bur-
lington House, London, January — March 192g.
MCMXXX. Oxford University Press.

drucksvoller Geertgen, Mostaert und der
Virgo-Meister. Von Lucas van Leyden
wurde eines seiner koloristisch feinsten Bilder ge-
zeigt; »die Kartenspieler« von Lord Pembroke.
Man war sich einig, daß die Serie aus Hampton
Court nicht von Lucas selber stammen konnte.
Wahrscheinlich ist sie vom selhen Gehilfen des
Meisters, der einige Teile der »Predigt« im llijks-
Museum gemalt hat.

Sehr geteilt waren die Ansiehten über das Por-
trät aus Oldenburg, welches versuchsweise Sco-
rel zugeschrieben war. Um dieser Bestimmung
von Schneider und Winkler beizupflichten oder sie
zu verwcrfen, müßte man die ganze dazugehörende
Reihe der Porträts in Augcnschein nehmen.

Wie gesagt., die holländischen Primitiven waren
nur gestreift und dienten lediglich als Auftakt zur
eigentlichen Schau. Diese brachte einige Über-
raschungen schon bei Frans TIa 1 s: zum ersten
Male sah man das Gruppenporträt von Viscount
Boyne, und als Novum sollte man die Zusammen-
arbeit von Ilals mit dem Stillebenmaler van
Heussen bezeichnen. (Inzwischen ist ein ähnli-
ches Stück im Berliner Kunsthandel aufgetaucht).
Von Rembrandt waren vor allem Porträts zu-
sammengebracht; darunter einige seiner glücklich-
slen Schöpfungen, wie das Knabenporträt von
Cook und das Porträt des Bruders aus dem Maurits-
huis. Man freute sich der seltcnen Gelegenheit,,
die »Anbetung der Könige« aus dem Buckingham

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