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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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[Heft 13/14]
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Roh, Franz: Kunst der Gegenwart München 1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0423

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Max Beckmann Sammlung Baron von Simolin Der els. 1929/50

Aus der Beckmann-Ausstellung im Graphischen Kabinett (Günther Franke), München

schießt der Gegenpol, wie ihn etwa Kanoldt darstellt, ebcnfalls übers Ziel. Kanoldts drei große Bilder
(Gebirgsmassive) verlrocknen beinab zur klassizistischen Dekoration. (Hoffentlich nur vorübergebende
Baisse.)

ZwiscbendiesenPolenspanntsicbinvielenGradendie andere Malerei. Unold und Scbrimpf sebr still,
ein wenig matt diesmal. A cbm a n n (z. T. mit einem Fensterstilleben) aucli eber zart, docli äußerst reizvoll,
Maxon bescheiden, abergepflegtimLandschaftsausschnitt. Lasser irisierende Zartheit crstrebend, doch
manchmal süßlich schmeckend. Schulz-Matau konventionell gekonnt. Karl Caspar und die Cas-
par-Fi 1 ser in derbekanntenHaltung. Mcnsesebr enttäuschend in Farbe und Zeichnung. Altberr
großformig, doch zu tbeatraliscli. Sebr sympathiscb Ernst Fritscb, YV'. T b ön y (Graz) nnd eine Flacb-
landscbaft von G1 ette. Yor allem XaverF uhr, von dem man eine Sammelschau wagen sollte, dieüberra-
scbenwürde. Dreßler in seiner diisteren Wucht, Brünne und Ahlers-Hestermann mit beinah fran-
zösiscber Gescbmeidigkeit. Nun muß gesagt werden, daß es nicht mehr angebt, Pechstein auf Kosten
H eck els berabzusetzen, wie das in den letzten Jahren Mode wurde. Die kreidige Milde ITeckels (niclit
etwa tiefe Süße ausstrahlend) kann sicli neben ncuer Friscbe und Präzision, die sich Pecbstein inzwischen
zu erobern scheint, durchaus nicbt halten. — Kokoschka immer reicb in koloristischer Abwandlung,
aber mit Sticb ins Giftige und übermäßig diffus im Pinselslrich, so durcbgehend bierin, daß er oft
ermüdet statt erfriscbt. lvarl ITofer etwas maskenhaft und larvenartig diesmal, sodaß nicbt seine guten
Seiten herauskommen. Man soll seinen Kurswert nicbt gar zu liocb ansetzen: Beckmann ist bei weitem
interessanter. Merkwiirdige Entwicklung nabm Felixmüller, der jetzt aucli bei Goltz eineAusstellung
batte. Es gibt einen lypus Mensch (in Gefolgschaft des Expressionismus leicbt zu finden), der aus dem
Krassen, ja llüden später jäb ins Süße hinüberwechselt. Felixmüller ist ein Beispiel. Seine neueren
Arbeiten, die statt Dämonie Etlios und Scbönbeit suclien, geraten dabei meist ins Kitscbige. Da ist die
Milde von lfössings Bildern weit gestufter.

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