Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (22.1930)

Abb. 6. Westfälisch, Anfang des 15. Jahrhunderts Musizierende Engel

äußerlich verwandten Frauenbildnisse iu Graz und in London selber wird es sich dabei
kaum handeln.

Durch eine Reihe zum Teil vortrefflicher Fürstenbildnisse, unter denen vor allem die
Kinderdarstellungen einen besonderen Reiz haben, hat der Innsbrucker Hofmaler Jakob
Seisenegger sich in den letzten Jahren besondere Beachtung errungen. Die Stil-
sicherheit, die sich dieser abseits den großen Zentren arbeitende, schon der Amberger
Generation angehörende Meister bewahrte, ist bemerkenswert. Die ritterliche Note,
die er seinen Bildern zu geben wußte, wird auch in der Cranach-Schule nur selten er-
reicht. Das liebenswürdige Bildnis des jungen Mannes im Hochzeitskranz (Abb. 7) ge-
hört der früheren, noch spätgotisch bedingten Stilphase des Meisters an. Später ent-
zieht er sich der malerisch breiter arbeitenden Entwicklungswelle nicht.

Strigel, der offizielle Porträtist Maximilians I., ist durch ein für ihn ungewöhnlich
kleines, miniaturhaftes Profilbildnis des Kaisers nicht sehr stark vertreten. In seinen

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