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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 15/16
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Scharf, Alfred: Die italienischen Gemälde der Sammlung Figdor
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0456

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1258. Die etymologische Ableitung des Wortes Biccherna ist unldar, am wahrschein-
lichstenist die Herkunft vom deutschenWorte »Bücher«, woraus zu schließen ist, daß man
erstin übertragenem Sinne die gemaltenBuchdeckel der sienesischenStadtverwaltung mit
diesemNamen bezeichnete. Die Darstellungen auf den Biccherna-Tafeln sind höchst ver-
schiedenartig. Sie zeigen in der Hauptsache Madonnen, biblische Darstellungen, Heilige,
Beamte derStadtverwaltung und Allegorien auf die guteRegierung. Erstetwas handwerk-
lich ausgeführt, haben im 15. Jahrhundert ausgezeichnete künstlerische Kräfte solche
Buchdeckel geschaffen. Die beiden Tafeln der Sammlung Figdor zeigenSzenen aus dem
Getreidehandel und denEin-undAuszug der sienesischenBeamten. Stilistisch steht das erst-
genannte Zunftbild Francesco di Giorgio, das zweite — eine eng verwandteTafel aus dem-
selben Jahre 1488 wird im Archiv von Siena verwahrt — Benvenuto di Giovanni nahe.
Aus der umbrischen Schule enthält die Sammlung Figdor lediglich eine Darstellung
des hl. Eustachius, der in gehirgiger Landschaft vor einem Kruzifixe kniet, das zwischen
den Geweihästen eines Hirsches sichtbar wird. A. Venturi hat das Bild als Jugend-
werk Peruginos veröffentlicht. Beziehungen zu den Fresken Pinturicchios im Dom
zu Siena, vor allem in der Capella di San Giovanni, lassen vielmehr an letzteren als
Autor denken. Die mailändische Malerei an der Schwelle zum Cinquecento ist mit
einem Profilbildnis des Humanisten Philippus Beroaldus von Bologna, einem Werke des
Ambrogio de Predis, vertreten. Beroaldus, emsiger Kommentator lateinischer Schriften,
ist in sehr kraftvoller Weise in schwarzem Gewand und schwarzer Kappe vor dunklem
Grunde dargestellt. Das Tnkarnat und das rötlichblonde Haar fallen als einzige Farb-
flecken heraus, ohne den zeichnerischen Umriß und die stark monochrome Haltung

Giovanni di Paolo

Der hl. Augustin, dem der hl. Hieronymus erscheint
 
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