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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Tschichold, Jan: Zeitgemässe Buchgestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0131

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schwitters' märchenbuch, in lissitzkys „zum
vorlesen" oder in den bauhausbüchern ge-
stallet zu werden, in fast allen erzählenden
büchern etwa hat die typografie nur eine
rein dienende rolle zu erfüllen, in diesen
büchern „neue Sachlichkeit" zu fordern,
wäre schon deshalb verfehlt, weil im buche
Sachlichkeit kein neues prinzip ist. aber
da gerade diese buchform hauptsächlich
von der type bestimmt wird, muß auf die

schriftform der gegenwart, auch als brot-
sckrift bald in das buch einzieht, daß es
bisher nur ganz vereinzelt geschah, ist
hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß
die druckereien grotesk in den notwendigen
mengen nicht besitzen.

so kann auch der text einer reisebeschrei-
bung, eines romans, typografisch organi-
siert werden, die anwendung der neuen ge-
staltungsgesetze bringt die Verwendung der

KLISCHEES:

EINFÜHRUNG

Dieses Buch ist die Apologie der Photographie, in der viele Mensche

dr. von lobbcckc u. co. noch heute nur ein untergeordnet« „mechanische.." Noticrveriahr«

,erfurt

Alle Rechte, auch de» der Reproduktion, vorbehalten
Copyright 192S by Albert Langen Verleg • München

sehen Dali die Photographie auch schöpferisches Ausdrucks, i
Gestaltungsmittel »ein kann, ist fast unbekannt.
Zunächst ist et notwendig, das Verhältnis der PhetdfralM« zu der
Malerei der Jetztzeit 2u klären und zu beweisen, dafi die En|.
Wicklung der technischen Mittel :u der Entstehung neuer Formen
in der opüichtn Gestaltung wesentlich beigetragen und das bisher
unteilbare Gebiet des optischen Ausdrucks gespalten hat. Bis zu
der Erfindung der Photographie hatte die Malerei die Aufgaben der
Darstellung und des farbigen Ausdrucks in sich vereinigt. Seit der
Spaltung umfaßt das eine Gebiet

die reine Gestaltung der Flrt*», das andere
die Gestaltung der DarittHunf.
GESTALTUNG DER FARBE: Die reinen Be.
siehungen der Farben und Helligkeitswertc untereinander, wie wir
sie in der Musik als Gestaltung der Tonbeziehungen kennen:
GESTALTUNG OER DARSTELLUNG: Be.
Ziehungen desOptischiFonnlichen.Gcgcnstandlichen mit assoziativen
Inhalten, wie in der akustischen Gestaltung neben der Musik die
Sprache existiert*)-

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L. MOHOLY-NAGY: ZWEI SEITEN AUS DEM BAUHAUSBUCH: ,,MALEREI, FOTOGRAFIE, FILM"
(ALBERT LANGEN- VERLAG, MÜNCHEN, 1925)

bestrebungen hingewiesen werden, die auch grotesk als titel- und auszeichnungsschrift

hier eine änderung: eine beseiligung der mit sich, das nebeneinander dunkler und

historischen und historisierenden Schriften heller schriftformen ermöglicht ein sieht -

auch aus dem buche erstreben, während barwerden der in den helligkeitswerten der

sich die anzeichen einer zeitgemäßen er- schrift ruhenden optischen energien: der

neuerung auf allen anderen gebieten zeigen, text kann durch größere und kleinere fette

werden, im gegensalz dazu, auch im moder- grolesküberschriften optisch organisiert

nen buche zumeist noch die historischen werden, als neues dement erscheint das

formen der fraktur und der antiqua ange- fotografische klischee, das dem buchkörper

wendet, vorläufig erscheint in zeitgemäß harmonisch eingeordnet wird,

gestalteten büchern die sogenannte grotesk im buchdruck bringt die Verwendung der

nur als auszeichnungsschrift neben mög- autotypie das kunstdruckpapier mit seiner

liehst überindividuellen antiquaschriflen (z. wunderbaren Oberfläche mit sich, seine

b. nordische antiqua). es ist anzunehmen, Verwendung ist für eine ganze reihe ausge-

daß die grotesk, als vorläufig relativ beste sprochen zeitgemäßer bücher und druck-

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