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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Ewald, Kurt: Gedanken über die Formgebung im Lokomotivbau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0239

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unwirtschaftliche Ausnutzung der Rauch-
gase hin. Die Rauchkammer muß bis vor
die Zylinderebene geführt werden, anderen-
falls besteht die Gefahr, daß die weit nach
vorn geschobenen Zylinder die wuchtige
Wirkung des Kessels abschwächen; Loko-
motiven mit Dampfdrehgestellen bilden in
dieser Hinsicht eine technisch begründete
und damit auch ästhetisch befriedigende
Ausnahme (S. 234 oben). Für eine gute Ge-
staltung der Rauchkammertür, die als vor-
derer Abschluß des Kessels das Gesamtbild
wesentlich beeinflußt, kommt — ent-
sprechend dem derzeitigen Stand der Tech-
nik — nur ein gewölbtes Kümpelblech in
Frage.

Die auf dem Kessel befindlichen Aufbau-
ten wirken im allgemeinen um so günsti-
ger, je niedriger sie gehalten sind — eine
Erfahrung, die der Forderung hoher Kes-
sellage glücklich entgegenkommt. Kasten-
förmige Aufbaulen widersprechen der Run-
dung des Kessels, organisch mit ihm ver-
wachsen erscheinen dagegen sattelförmige
(S. 23o, S. 234 o.) oder auch runde Gebilde
(S. 23i u.). Der Dampfdom soll schlichte
Haube mit nur leicht gewölbter Decke er-
halten (S. 229). Wird er mit dem Sand-
kasten unter einer Bekleidung verborgen, so
ist darauf zu achten, daß die gemeinsame
Haube weder durch zu große Höhe drük-
kend auf dem Kessel lastet noch im Ver-
hältnis zur Kessellänge übermäßig kurz er-
scheint. Der Schornstein läßt sich in fast
jeder Stilart einwandfrei gestalten, ohne

daß hierfür bestimmte Regeln angegeben
werden könnten. Sichtbare Funkenfänger
bedürfen besonderer Sorgfalt; solche, die
eine birnen- oder stark kegelförmige Ge-
stalt des Schornsteins bedingen oder sich
wie ein Kragen um den Schornsteinhals
herumlegen, können keinen Anspruch auf
gute Formgebung erheben; am ehesten ist
dies beim Funkenfänger von Rihosek der
Fall, der als zylindrischer Ring den Schorn-
steinkopf umfaßt und den wuchtigen Ein-
druck starker, langsam fahrender Lokomo-
tiven zu erhöhen vermag.
Die Dampfzylinder müssen wagerecht lie-
gen und ihrer Bedeutung gemäß stark be-
tont werden. Zweckmäßigerweise wird man
daher Zylinder und Schieberkasten sichtbar
anordnen, nicht aber den Schieberkasten
zwischen dem Rahmen oder unter dem
Laufblech verbergen. Die Zylinderguß-
slücke oder die starken Rahmenversleifun-
gen zwischen den Zylindern bilden die
natürliche Grundlage für den vorderen
Kesselträger. Auf die Herausarbeitung die-
ser Kesselstütze ist besonderer Wert zu
legen, weist sie doch dem Auge den Weg
des Kräfteflusses vom Kessel zum Rahmen.
Allein die Amerikaner pflegen sie ästhe-
tisch einwandfrei zu gestalten, indem sie sie
dem Auge unverbüllt darbieten und die
kurzen dicken Dampfrohre außerhalb der
Rauchkammer zum Schutz gegen Wärme-
verluste mit einer zylindrischen Bekleidung
versehen. Wir verslecken die Dampfrohre
hinter einer Blechmaske, welche die Kessel-

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