MITTEILUNGEN DES DEUTSCHEN WERKBUNDES
DEZEMBER 1927
Ende der Werkbundausstellung „Die Woh-
nung" Stuttgart 1927. Die Werkbundausstellung
„Die Wohnung" in Stuttgart wurde am 31. Okto-
ber geschlossen, nachdem sie zweimal verlängert
werden mußte wegen des in den letzten Monaten
besonders regen Besuches. Der Besuch von aus-
wärts und aus dem Ausland wuchs stetig und stei-
gerte sich nach Fertigstellung der Siedlung im
Herbst so ungewöhnlich, daß die Stuttgarter
Hotels wochenlang überfüllt waren. Außerordent-
lich rege war das Interesse der Presse, welche die
Stuttgarter Werkbundausstellung in ganz Europa
und Übersee in ausführlichen Berichten würdigte
und durch viele reiche Sonderveröffentlichungen
unterstützte. Eine erste umfassende Übersicht
über die neue Baukunst war in der angeschlosse-
nen Plan- und Modellausstellung gegeben, die
Pläne und fotografische Vergrößerungen aus
allen Ländern zeigte. Dieser wertvolle Teil der
Ausstellung wird künftig als Wanderausstellung
vom Deutschen Werkbund verwaltet und ist bereits
von mehreren deutschen, schweizerischen und hol-
ländischen Städten erbeten worden.
Stuttgart, Staatliche Kunstgew erbe schule. Die
Jubiläumsausstellung der Staatlichen Kunslge-
werbeschule, Stuttgart, welche bekanntlich vom
16. Juni bis zum 9. Oktober 1927 stattfand, wurde
von über 65 000 Personen aus ganz Deutschland
und dem Auslande besucht. Die schöne Lage der
Anstalt, die hellen Lehrräume und die vorzüg-
lich eingerichteten Werkstätten erregten allge-
meine Bewunderung. Vor allem aber fanden die
Arbeilen der neun Fachabteilungen, die alle Ge-
biete des modernen, kunstgewerblichen Schaffens,
wie Möbel, Metall. Textil, Buchgewerbe, Bild-
hauerei, Dekorationsmalerei, Keramik und Glas
umfassen, die volle Anerkennung der Sachverstän-
digen. Neben vielen Einladungen zu Schulausstel-
lungen in Museen und Kunstvereinen Deutsch-
huids und der Schweiz ist vor allem die Einla-
dung nach New-York besonders bemerkenswert.
Aufträge und Weltbewerbe aus allen Teilen der
kunstgewerblichen Industrie, der große Schülcr-
andrang zu Beginn des Wintersemesters, der zur
Abweisung einer übergroßen Anzahl von Schülern
führen mußte, sowie die vielen Publikationen in
führenden Kunst- und Fachzeitschriften des In-
und Auslandes ließen deutlich erkennen, daß die
Stuttgarter Kunstgewerbeschule sich ihre Stellung
unter Bernhard Pankoks Leitung und mit Künst-
lern wie Schneidler, Schnede, Hauslein, Lörcher
u. a. als eine der größten führenden und bestein-
gerichteten Anstallen Deutschlands gesichert hat.
Der Verband Deutscher kunstyeieerbecereine
hielt am 22. und 23. Oktober seinen 29. Dele-
giertentag in Halle ab. Er beschäftigte sich mit
allen Fragen, welche für die Stärkung des Ver-
bandes und die Einordnung seiner Tätigkeit in
das Gesamtwirken für deutsche Werkkultur von
Bedeutung sind. Akademiedirektor Prof. Karl
Groß, Dresden, legte in einem interessanten Befe-
rate die Entwicklung der Verhältnisse im deut-
schen Kunsthandwerk und Kunstgewerbe und den
Kunstgewerbevereinen seit 40 Jahren dar und ver-
trat die Notwendigkeit, der Indienststellung ihrer
Kräfte für die unaufhaltsam fortschreitende
Typisierung und Mechanisierung auch der deut-
schen Erzeugung. — Eine Antragsreihe der säch-
sischen Vereine, zu der Bildhauer Max Pfeiffer-
Quandt, Plauen, referierte, wurde angenommen.
Ihr lagen folgende Leitsätze zugrunde, welche
Bichtlinien für die künftige Arbeit im Rahmen
des Verbandes geben sollen:
1. Der Verband wird gefestigt und ausgebaut
und systematische, straffe Zusammenarbeit
seiner Vereine eingeleitet.
2. Die Errichtung eines gesamtdeutschen Ver-
bandes (aller A ereine im deutschen Sprach-
gebiete) wird angestrebt.
3. Der Typisierung wie der individuellen Arbeit
isl gleiche Aufmerksamkeit zu schenken.
4. Dem besten Neuen die Balm frei. Hebung
des Durchschnittes, Unterdrückung des Min-
derwertigen!
5. Es ist an der beruflichen und persönlichen
Ertüchtigung der uns nähestehenden Jugend
mitzuarbeiten.
6. Es ist mit den verwandten deutschen Verbän-
den Fühlung und Verständigung zu ergän-
zender Zusammenarbeit zu suchen.
7. Den Willen und das Können zur Wertarbeit
beim Erzeuger, das Verständnis für sie beim
Verbraucher in weitesten Kreisen zu wecken
und zu fördern ist Hauptaufgabe dieser Zu-
sammenarbeit.
Die Leitung des Verbandes liegt künftig nicht
mehr in Händen eines Vorortes, sondern einer
Geschäftsstelle, der ein kleiner Ausschuß zur Seite
stellt. Zum Geschäftsführer wurde M. Pl'eiffer-
Quundt. Plauen, gewählt. Die Geschäftsstelle be-
findet sich Plauen i. V., Fürstenstraße 54.
Den Ausschuß bilden Prof. Groß. Dresden,
Prof. Jochem, Hannover, Pfeiffer-Quandt, Plauen,
K. Siebenfreund, Danzig, und F. R. Wilm, Berlin.
Ihnen wird jeweils der Vereinsvorsitzende des
nächsten Tagungsortes zugewählt. Für dieses Jahr
Prof. Sandrock, Hildesheim.
Die Tagung war auf die Delegierten beschränkt
und nur auf Arbeil eingestellt. Der Kunstge-
werbeverein Halle und der Rat der Stadt gaben
ihr den erbetenen schlichten Kähmen.
Wir beklagen den Tod unserer Mitglieder Ma-
gistratsbaurat Willy Dyck, Düsseldorf, und Direk-
tor Wilhelm G. Bruhn. Berlin-Wilmersdorf.
DEZEMBER 1927
Ende der Werkbundausstellung „Die Woh-
nung" Stuttgart 1927. Die Werkbundausstellung
„Die Wohnung" in Stuttgart wurde am 31. Okto-
ber geschlossen, nachdem sie zweimal verlängert
werden mußte wegen des in den letzten Monaten
besonders regen Besuches. Der Besuch von aus-
wärts und aus dem Ausland wuchs stetig und stei-
gerte sich nach Fertigstellung der Siedlung im
Herbst so ungewöhnlich, daß die Stuttgarter
Hotels wochenlang überfüllt waren. Außerordent-
lich rege war das Interesse der Presse, welche die
Stuttgarter Werkbundausstellung in ganz Europa
und Übersee in ausführlichen Berichten würdigte
und durch viele reiche Sonderveröffentlichungen
unterstützte. Eine erste umfassende Übersicht
über die neue Baukunst war in der angeschlosse-
nen Plan- und Modellausstellung gegeben, die
Pläne und fotografische Vergrößerungen aus
allen Ländern zeigte. Dieser wertvolle Teil der
Ausstellung wird künftig als Wanderausstellung
vom Deutschen Werkbund verwaltet und ist bereits
von mehreren deutschen, schweizerischen und hol-
ländischen Städten erbeten worden.
Stuttgart, Staatliche Kunstgew erbe schule. Die
Jubiläumsausstellung der Staatlichen Kunslge-
werbeschule, Stuttgart, welche bekanntlich vom
16. Juni bis zum 9. Oktober 1927 stattfand, wurde
von über 65 000 Personen aus ganz Deutschland
und dem Auslande besucht. Die schöne Lage der
Anstalt, die hellen Lehrräume und die vorzüg-
lich eingerichteten Werkstätten erregten allge-
meine Bewunderung. Vor allem aber fanden die
Arbeilen der neun Fachabteilungen, die alle Ge-
biete des modernen, kunstgewerblichen Schaffens,
wie Möbel, Metall. Textil, Buchgewerbe, Bild-
hauerei, Dekorationsmalerei, Keramik und Glas
umfassen, die volle Anerkennung der Sachverstän-
digen. Neben vielen Einladungen zu Schulausstel-
lungen in Museen und Kunstvereinen Deutsch-
huids und der Schweiz ist vor allem die Einla-
dung nach New-York besonders bemerkenswert.
Aufträge und Weltbewerbe aus allen Teilen der
kunstgewerblichen Industrie, der große Schülcr-
andrang zu Beginn des Wintersemesters, der zur
Abweisung einer übergroßen Anzahl von Schülern
führen mußte, sowie die vielen Publikationen in
führenden Kunst- und Fachzeitschriften des In-
und Auslandes ließen deutlich erkennen, daß die
Stuttgarter Kunstgewerbeschule sich ihre Stellung
unter Bernhard Pankoks Leitung und mit Künst-
lern wie Schneidler, Schnede, Hauslein, Lörcher
u. a. als eine der größten führenden und bestein-
gerichteten Anstallen Deutschlands gesichert hat.
Der Verband Deutscher kunstyeieerbecereine
hielt am 22. und 23. Oktober seinen 29. Dele-
giertentag in Halle ab. Er beschäftigte sich mit
allen Fragen, welche für die Stärkung des Ver-
bandes und die Einordnung seiner Tätigkeit in
das Gesamtwirken für deutsche Werkkultur von
Bedeutung sind. Akademiedirektor Prof. Karl
Groß, Dresden, legte in einem interessanten Befe-
rate die Entwicklung der Verhältnisse im deut-
schen Kunsthandwerk und Kunstgewerbe und den
Kunstgewerbevereinen seit 40 Jahren dar und ver-
trat die Notwendigkeit, der Indienststellung ihrer
Kräfte für die unaufhaltsam fortschreitende
Typisierung und Mechanisierung auch der deut-
schen Erzeugung. — Eine Antragsreihe der säch-
sischen Vereine, zu der Bildhauer Max Pfeiffer-
Quandt, Plauen, referierte, wurde angenommen.
Ihr lagen folgende Leitsätze zugrunde, welche
Bichtlinien für die künftige Arbeit im Rahmen
des Verbandes geben sollen:
1. Der Verband wird gefestigt und ausgebaut
und systematische, straffe Zusammenarbeit
seiner Vereine eingeleitet.
2. Die Errichtung eines gesamtdeutschen Ver-
bandes (aller A ereine im deutschen Sprach-
gebiete) wird angestrebt.
3. Der Typisierung wie der individuellen Arbeit
isl gleiche Aufmerksamkeit zu schenken.
4. Dem besten Neuen die Balm frei. Hebung
des Durchschnittes, Unterdrückung des Min-
derwertigen!
5. Es ist an der beruflichen und persönlichen
Ertüchtigung der uns nähestehenden Jugend
mitzuarbeiten.
6. Es ist mit den verwandten deutschen Verbän-
den Fühlung und Verständigung zu ergän-
zender Zusammenarbeit zu suchen.
7. Den Willen und das Können zur Wertarbeit
beim Erzeuger, das Verständnis für sie beim
Verbraucher in weitesten Kreisen zu wecken
und zu fördern ist Hauptaufgabe dieser Zu-
sammenarbeit.
Die Leitung des Verbandes liegt künftig nicht
mehr in Händen eines Vorortes, sondern einer
Geschäftsstelle, der ein kleiner Ausschuß zur Seite
stellt. Zum Geschäftsführer wurde M. Pl'eiffer-
Quundt. Plauen, gewählt. Die Geschäftsstelle be-
findet sich Plauen i. V., Fürstenstraße 54.
Den Ausschuß bilden Prof. Groß. Dresden,
Prof. Jochem, Hannover, Pfeiffer-Quandt, Plauen,
K. Siebenfreund, Danzig, und F. R. Wilm, Berlin.
Ihnen wird jeweils der Vereinsvorsitzende des
nächsten Tagungsortes zugewählt. Für dieses Jahr
Prof. Sandrock, Hildesheim.
Die Tagung war auf die Delegierten beschränkt
und nur auf Arbeil eingestellt. Der Kunstge-
werbeverein Halle und der Rat der Stadt gaben
ihr den erbetenen schlichten Kähmen.
Wir beklagen den Tod unserer Mitglieder Ma-
gistratsbaurat Willy Dyck, Düsseldorf, und Direk-
tor Wilhelm G. Bruhn. Berlin-Wilmersdorf.