Niemals führt der Eingangskorridor gerade und direkt auf den
Hof oder einen Raum zu, sondern immer im Winkel. Es soll
vermieden werden, daß von der Straße aus ein Fremder einen
Blick in das Haus werfen oder gar die Frauen sehen könnte.
Im Erdgeschoß liegen Stall- und Vorratsräume. Im ersten Stock
findet sich meist unmittelbar an der Treppe ein für den Haus-
herrn bestimmter Raum, in dem er ungestört Gäste empfangen
kann. Die Wohnräume der Frauen und der Familie liegen in
der zweiten Etage. Das ausnahmslos flache Dach ist die
Terrasse, auf der die Frauen die frische Luft genießen und die
umliegende Welt betrachten (sie dürfen ja nur selten und nur
in Begleitung ausgehen), und oft geht von Dach zu Dach ein
lustiger Klatsch. Während der schrecklichen Sommerhitze
schläft man auch auf der Terrasse und schützt sich durch
Paravents gegen die Einsicht der Nachbarn. Diese Schirme
werden auch am Tage aufgestellt, sobald irgendein Mann sich
auf einem der umliegenden Dächer zeigt. Die Ausstattung der
kleinen Zimmer ist unkompliziert. Möbel sind unbekannt. Auf
der Erde liegen je nach dem Reichtum recht viele Teppiche,
Decken, Kissen, und nur zum Aufbewahren von Kleidern und
Schmuck dient eine Truhe; in einem Winkel stehen Koch- und
Teegeschirr. Man kocht an offener Feuerstelle. Gegessen wird
mit den Fingern aus einem gemeinsamen Topf.
Die immer kubischen arabischen Häuser der Sahara gleichen
einander wie ein Ei dem anderen. Es machte mir lange Zeit
Mühe, die Häuser befreundeter Familien herauszufinden. —
Es gibt in der Sahara auch Bauvorschriften über die Höhe
der Häuser. Die vorgeschriebene Haushöhe, die nicht über-
schritten werden darf, beträgt 7 m, in der Oasis 8 m. Nur
Häuser außerhalb der Stadtmauern dürfen höher sein. Der
Ausgangspunkt dieser Bestimmung war der Gedanke, dem
Nachbarhause nicht zu viel Schatten zu geben. Da das Licht
nur durch den Hof einfällt, kann man über eine gewisse Höhe
nicht hinausgehen, will man die Räume nicht zu dunkel haben.
Das Problem Afrikas ist immer, sich vor der Sonne zu schützen
und gerade nur so viel Licht hereinzulassen, als man unbedingt
braucht. Lehmhäuser kann man auch aus Sicherheitsgründen
gar nicht viel höher bauen; oft muß man sich infolge der ge-
ringen Tragfähigkeit sogar auf eine Etage beschränken. Die
geringe Haushöhe hat eine geringe Höhe der einzelnen Zimmer
zur Folge, die sich denn auch auf 2 m beschränkt. Lehmhäuser
baut sich gewöhnlich nur die ärmere Bevölkerung. Sie sind
wenig widerstandsfähig, und es kommt vor, daß sie sich bei
starkem Regen in Nichts auflösen. Aber wie oft regnet es
schon? Man rechnet in der Sahara mit regenlosen Perioden
von 20—25 Jahren.
In der südlichen Zentralsahara lockern sich die strengen
Baugesetze und die Bauformen ändern sich. Es tauchen Orna-
mente und Bekrönungen auf und sudanesische Einflüsse machen
sich geltend.
Moschee von GharJaia. Haus
der Tolba (Rat der Priester)
40
Hof oder einen Raum zu, sondern immer im Winkel. Es soll
vermieden werden, daß von der Straße aus ein Fremder einen
Blick in das Haus werfen oder gar die Frauen sehen könnte.
Im Erdgeschoß liegen Stall- und Vorratsräume. Im ersten Stock
findet sich meist unmittelbar an der Treppe ein für den Haus-
herrn bestimmter Raum, in dem er ungestört Gäste empfangen
kann. Die Wohnräume der Frauen und der Familie liegen in
der zweiten Etage. Das ausnahmslos flache Dach ist die
Terrasse, auf der die Frauen die frische Luft genießen und die
umliegende Welt betrachten (sie dürfen ja nur selten und nur
in Begleitung ausgehen), und oft geht von Dach zu Dach ein
lustiger Klatsch. Während der schrecklichen Sommerhitze
schläft man auch auf der Terrasse und schützt sich durch
Paravents gegen die Einsicht der Nachbarn. Diese Schirme
werden auch am Tage aufgestellt, sobald irgendein Mann sich
auf einem der umliegenden Dächer zeigt. Die Ausstattung der
kleinen Zimmer ist unkompliziert. Möbel sind unbekannt. Auf
der Erde liegen je nach dem Reichtum recht viele Teppiche,
Decken, Kissen, und nur zum Aufbewahren von Kleidern und
Schmuck dient eine Truhe; in einem Winkel stehen Koch- und
Teegeschirr. Man kocht an offener Feuerstelle. Gegessen wird
mit den Fingern aus einem gemeinsamen Topf.
Die immer kubischen arabischen Häuser der Sahara gleichen
einander wie ein Ei dem anderen. Es machte mir lange Zeit
Mühe, die Häuser befreundeter Familien herauszufinden. —
Es gibt in der Sahara auch Bauvorschriften über die Höhe
der Häuser. Die vorgeschriebene Haushöhe, die nicht über-
schritten werden darf, beträgt 7 m, in der Oasis 8 m. Nur
Häuser außerhalb der Stadtmauern dürfen höher sein. Der
Ausgangspunkt dieser Bestimmung war der Gedanke, dem
Nachbarhause nicht zu viel Schatten zu geben. Da das Licht
nur durch den Hof einfällt, kann man über eine gewisse Höhe
nicht hinausgehen, will man die Räume nicht zu dunkel haben.
Das Problem Afrikas ist immer, sich vor der Sonne zu schützen
und gerade nur so viel Licht hereinzulassen, als man unbedingt
braucht. Lehmhäuser kann man auch aus Sicherheitsgründen
gar nicht viel höher bauen; oft muß man sich infolge der ge-
ringen Tragfähigkeit sogar auf eine Etage beschränken. Die
geringe Haushöhe hat eine geringe Höhe der einzelnen Zimmer
zur Folge, die sich denn auch auf 2 m beschränkt. Lehmhäuser
baut sich gewöhnlich nur die ärmere Bevölkerung. Sie sind
wenig widerstandsfähig, und es kommt vor, daß sie sich bei
starkem Regen in Nichts auflösen. Aber wie oft regnet es
schon? Man rechnet in der Sahara mit regenlosen Perioden
von 20—25 Jahren.
In der südlichen Zentralsahara lockern sich die strengen
Baugesetze und die Bauformen ändern sich. Es tauchen Orna-
mente und Bekrönungen auf und sudanesische Einflüsse machen
sich geltend.
Moschee von GharJaia. Haus
der Tolba (Rat der Priester)
40