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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 8.1933

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Wendland, Winfried: Nationalsozialistische Kunstpolitik im neuen Preußen
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Jahresversammlung des Deutschen Werkbundes in Würzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.13209#0325

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ist, sondern das zum größten Teil völlig vernichter ist. Die
lüchtigen jungen Maler und Bildhauer unserer Zeit haben sich
ihr oft großes Können durch eine mühselige Selbstschulung bei-
bringen müssen, weil ihnen die Akademien keine Möglichkeiten
dazu boten. Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe junger
Künstler, die technisch in keiner Weise das Genügende leisten,
das von einem Künstler unbedingt verlangt werden muß, weder
was die Komposition anlangt, noch was die technische Her-
stellung des Kunstgewerbes betrifft. Das gleiche gilt für die
Erziehung der Bildhauer und der Architekten. Gerade auf
dem letzteren Gebiete ist der Einfluß des Bauhaus-Snobismus
vielerorts so groß, daß man mit Ruhe sagen kann, daß ein
großer Teil unserer jungen Architekten von vornherein ver-
bildet wurde. Hier muß angesetzt werden. Es muß erzielt
werden, daß ein organischer Aufbau der Kunstschulen erfolgt,
der von den Fachschulen des Handwerks über die Kunst-
gewerbeschulen zu den Akademien führt. Auch müssen die
Architekturabteilungen der Akademien die Möglichkeit der
Weiterbildung der Baugewerkschüler herbeiführen, damit die
von den Baugewerkschulen kommenden, oft ausgezeichneten
Techniker auch das künstlerische Können bekommen und die
Ausbildung der Architekten in den Kunsthochschulen einen
Unterbau erhält, dessen sie dringend bedarf. Es ist nun
einmal so, daß Kunst mit Können zusammenhängt; und dieses
Können kann in der Kunst nur erwachsen durch das Handwerk.
— Das sind auch die Pläne, die der Kultusminister Rust in
seiner Kunstpolitik verfolgt und die viel wesenllicher sind, viel
entscheidender und grundlegender als vielleicht die Neu-
besetzung eines Galeriedirektorpostens.
So zeigt sich, daß in einer stillen, sorgsamen, bedachtsame/i,

aber ebenso festen und klaren wie zielbewußten Politik ganz
allmählich das geschaffen wird, was wir alle erstreben und
was für das neue deutsche Reich wachsen muß: eine große
neue Kunst, die sich nach dem Willen des Führers einordnet
in den Freiheitskampf der deutschen Nation, und die „stolzeste
Verteidigung des Volkes mit übernimmt", die ihr der Führer
befohlen hat.

Der scharfe Trennungsstrich gegen das noch nie Dagewesene,
das Versuchen und Ästhetisieren auf dem Gebiet der Kunst,
das Chaos der letzten 14 Jahre ist durch den preußischen
Kultusminister scharf gezcgen. Die Schließung des Kron-
prinzenpalais ist nur ein kleines Beispiel dafür. Der neue
Aufbau aber muß alle Jungen und Alten umfassen und muß
ihnen die Stelle zuweisen, die ihnen zukommt im künstlerischen
Leben des Volkes. Er muß vor allem sorgsam die neuen An-
fänge behüten, die sich wirklich ergeben, und muß die Männer
repräsentativ herausstellen, die durch ihre Leistungen dem Volk
in der Kunst Führer sind. Das ist mit der Berufung des alten
Pg. Kanoldt zum Direktor in Berlin geschehen. Er sowohl wie
Radziwill, der nach Düsseldorf kam, sind nicht nur Künstler
von Können, sondern haben als alte Pg. manches erdulden
müssen. — Wir wissen, daß der Minister Rust nicht nur ein
großes Verständnis für die Fragen der Kunst hat, sondern auch
ein ganz sicheres Gefühl für das, was auf dem Gebiete der
Kunst wesentlich ist, und das, was unecht ist. Die Zielklarheit
des Ministers, die keine Übereilungen auf diesem so schwierigen
Gebiet zuläßt, ist aber auch eine Gewähr dafür, daß wirk-
liches Wachstum gefördert wird. Auf diesem Wege werden
wir zu der deutschen Kunst kommen, die wir alle erhoffen.
Dazu steht der Minister Rust als Führer in erster Reihe.

Jahresversammlung des Deutschen Werkbundes in Würzburg

Die 22. Jahresversammlung des Deutschen Werkbundes vom
29. September bis 1. Oktober fand in Würzburg statt. Man
hatte diesen Ort gewählt, damit möglichst vielen Mitgliedern die
Gelegenheit geboten wurde, an dieser bedeutsamen Tagung
teilzunehmen, denn Würzburg ist von Nord und Süd, Ost und
West gleich gut zu erreichen. Es zeigte sich, daß die Wahl
nach diesem äußeren, aber wichtigen Gesichtspunkt zugleich
einen tieferen Sinn geben konnte. Diese mainfränkische Stadt
hat ein eigenes, von Geschichte, Landschaft und Bewohnern
geprägtes Bild: historisch gewachsen und doch großzügig
geordnet und bestimmt durch einzigartige große Bauanlagen.
Die Bevölkerung ist durch den Weinbau eng mit Land und
Boden verbunden. Mehrfach wurde auf der Tagung auf den
großen Sohn dieser Stadt, auf Riemenschneider hingewiesen.
Er ist eine große Künstlerpersönlichkeit, die sich nur von dem
Hintergrund einer ausgezeichneten handwerklichen Tradition
erheben konnte, und die mit Herzen und Können in ihrem
Volke lebte.

Die schöne Stadt mit ihren baulichen und künstlerischen
Schätzen mußte auf unsere Mitglieder den stärksten Eindruck
machen. Anläßlich des Tages des Deutschen Bauern hatte
sich die Stadt in ihr Festgewand gehüllt und all die vielen
Fahnen verwuchsen mit dem Stadtbild zu einer schönen Einheit.
Am Sonntag bewegte sich der Festzug mit bäuerlichen Trachten
und Winzerwagen durch die geschmückte Stadt.

Vorstandssitzuug

Die Bedeutung der Tagung lag, wie der stellvertretende
Führer Wendland vor dem Vorstand ausführte, in der Ent-
scheidung, ob der Werkbund wirklich als Deutscher Werk-
bund in den neuen Aufbau des Staates eingegliedert werden

soll, oder ob er als kleiner Privatverein weiter bestehen will.
Er verlangte einen Beschluß, ob der von dem früheren Vor-
sitzenden Jäckh eingeschlagene Weg, der zur Einsetzung eines
vorläufigen Vorstandes mit dem Architekten Lörcher an der
Spitze geführt habe, als richtig anerkannt werde oder ob der
Werkbund glaube, daß dieser Weg falsch sei. Wendland
beschrieb eingehend die einzelnen Möglichkeiten, von denen
die Annahme der neuen Satzung zu Kampf, zu strengster
Geschlossenheit, zu unermüdlicher Arbeit und zu großen Opfern
führe, die Ablehnung dagegen in ein beschauliches, vielleicht
sehr schönes und ruhiges Vereinsdasein.

An der großen Bewegung des Nationalsozialismus könne
ja auch der Werkbund nicht vorbeigehen, vor allen Dingen
deshalb nicht, weil der eigentliche Sinn des Werkbundes in der
Richtung geht, in der Adolf Hitler als der Führer der Bewegung
das Leistungsprinzip als das deutsche Prinzip aufgestellt hat.
Wir alle wüßten, was künstlerische Leistung bedeutet, wir alle
wüßten, was künstlerische Leistung für ein Volk bedeuten kann,
und der Werkbund müßte jetzt entscheiden, ob er diesen
alten Sinn des Werkbundes dem neuen Reich zu Dienst stellen
und diesen alten Sinn des Werkbundes mit der neuen Tatkraft
der neuen Bewegung erfüllen und somit zu einem Instrument
des neuen Reiches machen wolle. Es gelte heute die vom
Kultusministerium und dem Kampfbund für Deutsche Kultur mit
Herrn Jäckh im Namen des früheren Vorstandes vereinbarte
Lösung, die zunächst den bisher amtierenden Fünferausschuß
einsetzte, für das Bürgerliche Gesetzbuch zu bestätigen und
die Folgerungen daraus zu ziehen, die in einer grundsätzlichen
Änderung der Verfassung bestehen und zum Ziel haben, daß
der Werkbund als Glied der nationalsozialistischen Bewegung
gewertet und eingesetzt wird.

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