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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 8.1933

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Schwab, Alexander: Für deutsche Wertarbeit: eine Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.13209#0291

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Für deutsche Wertarbeit

EINE CHRONIK

Der gewaltige Ruck, den die nationalsozialistische Revolution
auf allen Gebieten des Lebens gegeben hat, wirkt ständig
weiter fort. Auch die gewerbliche Qualitätsarbeit und die
Erzeugung der bildenden Künste sind in die Bewegung hinein-
gezogen. Was im Innern der schöpferischen und gestaltenden
Kräfte vorgeht, wird erst in der gestalteten Schöpfung sicht-
bar. Aber wie die gesellschaftlichen Bedingungen sich wandeln,
in die jeder gebunden ist, das kann beobachtet werden. Eine
Hilfe hierzu will die folgende Zusammenstellung sein, ein
erster Versuch, notwendig lückenhaft.

Programmatisches.

Die grundlegenden Reden des Reichskanzlers, des Reichs-
wirtschaftsministers und seines Staatssekretärs sowie des Reichs-
ministers für Volksaufklärung werden als bekannt voraus-
gesetzt.

In Heft 20 der „Deutschen Kulturwacht" stellt Professor Otto
von K u r s e 11 die Grundlagen und Ziele nationalsozialistischer
Kulturpolitik dar. Drei Stellen seien hier wiedergegeben:

„Es liegt eine mystische Kraft im deutschen Handwerk. Wir fordern nicht
Stile verschiedener Namen, sondern die Tradition des Handwerks. Wenn
es erst wieder möglich ist, daß in der Stille und Zucht der Werkstätte
der Lehrling von seinem Meister lernt, dann wird eine Kontinuität der
Leistung entstehen. Der Stil ergibt sich aus den Generationen solcher
Meister."

„Die Architektur der vergangenen Epoche bot dem Schmuck keinen Raum.
Die sogenannte neue Sachlichkeit konstruierte glatte Fassaden und leere
Wände. Wir werden wieder zum Schmuck zurückkehren und den Bild-
hauern und Malern Gelegenheit geben, mit dem Architekten zu arbeiten."

„Der neue Maßstab heißt Kraft und Einfachheit. Der Inhalt muß die
Form von innen heraus gestalten. Das ist das Wesen der deutschen
Kunst. Aus ihr wird einst ein neues Schönheitsideal entstehen."

Geistiger Aktivismus.

„Der kommende Kunstwinter ist der erste des nationalsozialistischen
Deutschland. Die ganze Werbekraft der nationalsozialistischen Bewegung,
der gesamte Propagandaapparat des neuen Staates wird für diese große
Aufgabe eingesetzt werden, ein neues Kulturleben anzubahnen. Als Zu-
sammenfassung dieses großen Einsatzes wurde jetzt die „Zentralstelle für
geistigen Aktivismus" vom Reichspropagandaministerium bei der Haupt-
abteilung Rundfunk eingerichtet. Durch die Verbindung gerade mit dieser
Abteilung soll die Unterstützung des werbekräftigen Rundfunks bei dieser
Aufgabe ermöglicht werden. Die Zentralstelle für geistigen Aktivismus
hat im kommenden Winter vor allem die Aufgabe, die jungen deut-
schen Kulturkräfte aufzusuchen, aufzuzeigen und dem großen
Ganzen dienstbar zu machen." („Angriff", II. 8. 33.)

Kunsthäuser in München . . . .

„Der bayrische Ministerrat hat für das in München zu errichtende ,Haus
der Kunst' einen Betrag von 500 000 Mark zur Verfügung gestellt. Auf dem
Gelände im Englischen Garten, auf dem das Haus der deutschen Kunst
erstehen soll, wird bereits der Boden zu dem gewaltigen Neubau vor-
bereitet. („Vossische Zeitung" v. 30. 8. 33.)

„Seit die großartige Initiative des Führers den Plan zum Haus der
Deutschen Kunst (Neuer Glaspalast) hat erstehen lassen, wissen wir,
daß es sein Wunsch und Wille ist, München, der süddeutschen Kunst-
metropole, auch ihre alte, unter dem vorhergegangenen Regime verloren-
gegangene Stellung, die es in Deutschland, ja in der Welt, besaß, wieder
zurückzugewinnen. Wir wissen, daß dies nur in einer langen, plan-
mäßigen Aufbauarbeit, an der wir alle mithelfen müssen, geschehen
kann. Die erste große Etappe auf diesem Wege ist die Errichtung des
für die ideelle wie materielle Existenz der Kunststadt so wichtigen Neuen
Glaspalastes, eben des Hauses der Deutschen Kunst, dessen feierliche
Grundsteinlegung am 15. Oktober begangen wird. Es ist klar, daß dieser
feierliche Akt, den der Führer selbst vornimmt, der zugleich ein sichtbarer
Ausdruck inniger Verbundenheit des neuen Staates mit der Kunst ist, als
ein Ehrentag Münchens und als ein bayerischer Nationalfesttag be-
gangen wird."

. . . . und in Berlin?

Nach Pressemeldungen fand in Berlin Anfang August eine Sitzung be-
teiligter Amtsstellen und Verbände statt, auf der die Unhaltbarkeit der

ALEXANDER SCHWAB, BERLIN

baulichen Verhältnisse im Berliner Kunstausstellungswesen einmütig fest-
gestellt wurde; auch die Unterbringung im Schloß Bellevue sei nur ein
Provisorium. Etwas Greifbares scheint allerdings noch nicht vorzuliegen.

Zwei nationale Bauaufgaben.

Die Ergebnisse des Wettbewerbs um den Neubau der
Reichsbank haben bewiesen, was hier im Februar d. J.
bereits auseinandergesetzt wurde, daß die Vernachlässigung
der städtebaulichen Fragen in der — noch von dem früheren
Präsidenten zu verantwortenden — Ausschreibung eine be-
friedigende Lösung der Aufgabe nicht hat zustande kommen
lassen. Im einzelnen muß hier auf die Hefte 15 und 16
der „Baugilde" verwiesen werden. Auch der Bauherr selbst
hat sich dieser Erkenntnis nicht verschlossen. In Fachkreisen
erwartet man die Ausschreibung eines Ideenwettbewerbes, der
auch die städtebauliche Frage einbezieht. — Eine zweite Bau-
aufgabe von nationaler Bedeutung stellt die Durchführung des
Berliner Nord-Südverkehrs dar, dessen Plan von
der Reichsbahn ausgearbeitet ist. Auch hier ist die Klärung
der wirtschaftlichen, verkehrspolitischen und baukünstlerischen
Rückwirkungen auf den Lebenskörper der Reichshauptstadt noch
nicht abgeschlossen.

Kampf gegen nationalen Kitsch.

Das Gesetz zum Schutz der nationalen Symbole kann als
bekannt vorausgesetzt werden. Einige interessante Meldungen
über seine Anwendung verdienen festgehalten zu werden.

Aus einer Bekanntmachung des Landespoiizeipräsidenten von
Hessen, Dr. Best:

„Die Polizeibehörden sind angewiesen, die Einziehungsbefugnis in allen
den Fällen zu handhaben, in denen ein Mißbrauch der nationalen Symbole
offen zutage liegt. Ein solcher Mißbrauch wird überall da anzunehmen
sein, wo Gegenstände des täglichen Bedarfs mit nationalen Symbolen
verbrämt werden, oder wo schon die Minderwertigkeit der Ware in
keinem Verhältnis zur Würde des Symbols steht. Luxusgegenstände unter-
liegen dann der Einziehung, wenn die Anbringung der Embleme als un-
künstlerisch anzusehen ist."

Aus bekanntgewordenen Entscheidungen:

Als unzulässig erklärt wurden:

eine Konfektpackung, auf deren Deckel an Stelle eines Deck-
bildes ein schwarz-weiß-roter oder ein Hakenkreuzwimpel befestigt
waren —

ein Lineal, das Abbildungen von Kaiser Wilhelm I., Bismarck, Adolf
Hiller, Hindenburg, zwei gekreuzte Fahnen und die Aufschrift „Sieg
Heil" trug —

Postkarten mit einem Hakenkreuz und umgearbeiteten Versen des Liedes
„Es braust ein Ruf wie Donnerhall" unter der Überschrift „Die neue Wacht
am Rhein" —

versilberte und feuervergoldete Denkmünzen, die auf der Vorder-
seite ein Kopfbild Adolf Hitlers und auf der Rückseite Fahnen und die
Inschrift „Aufbruch der Nation" trugen —
SA- und S S - P u p p e n, die als Karikaturen zu bezeichnen sind —
mit Hakenkreuz bedruckte Stanniolbogen zum Einwickeln —
Hindenburg- und Hitler-P I a s t i k e n in verzerrter Wiedergabe —
eine Haarspange mit Hakenkreuz.

Derartige Entscheidungen werden von Zeit zu Zeit durch den
Reichsanzeiger bekanntgegeben.

Die „Nationalsozialistische Parteikol respondenz" veröffent-
licht folgende Anordnung des stellvertretenden Reichspropa-
gandaleiters:

„Entsprechend dem Gesetz zum Schutz der nationalen Symbole und der
Anordnung des Stellvertreters des Führers über den Vertrieb von Gegen-
ständen, die mit den Symbolen der Bewegung bzw. sogar mit dem Bild
des Führers versehen sind, hat man von Seiten der Länderministerien,
Polizeidirektionen und -Präsidien Warnungen an Herstellerfirmen wie auch
Verkaufsgeschäfte erlassen, die befristet die Entfernung in Frage kom-
mender Artikel verlangten. Die Fristen sind inzwischen abgelaufen, und

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