Abbildung 2
SCHWARZ
Abbildung 3
Die besonderen Qualitäten des Werkstoffes Farbe
OTTO RÜCKERT, MÜNCHEN
Die im Heft 2 der „Form" geschilderten Darstellungsmöglich-
keiten des Werkstoffes „Farbe" beschränkten sich, dem Sinn
des Themas entsprechend, auf das durch den Gebrauch der
Werkzeuge gewordene Aussehen einer farbig behandelten
Fläche. Es wurde aber schon damals darauf hingewiesen, daß
neben diesem als „Oberflächenerscheinung" gekennzeichnetem
Aussehen noch ein weiteres wichtiges Element — die Farb-
erscheinung — für das Gesamtaussehen eines als Farbträger
auftretenden Gegenstandes gewertet werden muß. Die Farb-
erscheinung, bzw. das farbige Aussehen resultiert aus dem
Gebrauch der verschiedensten Pigmente oder Farbstoffe und
ist letzten Endes, im Einklang mit der Oberflächenerscheinung,
für den mehr oder minder nachhaltigen Eindruck, den Farbe
als solche in der Vorstellungswelt des Menschen hinterläßt,
von durchaus entscheidender Natur. Man kann diese Tatsache
ohne weiteres grafisch darstellen und kann weiterhin mit Hilfe
dieser Darstellung die bislang übliche Meinung, als sei die
Farberscheinung das primäre, die Darstellung des Werkstoffes
„Farbe" das sekundäre Element, zu Gunsten der Anschauung,
daß beide als gleichwertige Faktoren aufzutreten haben, zer-
streuen (Abb. 1).
über den Begriff „Farbe" ist gerade in den letzten Jahren ordnet| ,m Gegensatz zu dem flächigen Farbenkreis, die Farben
in hinreichendem Maße gesprochen und geschrieben worden. Q,s so|che [nicht die pigmente) in einer Kuge, a„f a,s deren pde
Im allgemeinen schließen die meisten Erörterungen über dieses Weiß und Schwarz gedacht sind, während die auf dem
Thema an die physikalischen Eigentümlichkeiten der Farbe als Äquator eingetragenen reinen Buntfarben ihre farbige Energie
solche an und enden in der Bereitstellung wissenschaftlich be- zug|eich nach den Polen und nach dem im Zentrum des
gründeter Methoden und Systeme, die alsdann auf die prak- Äquators gelegenen, aus gleichen Mengen von Schwarz und
tischen Möglichkeiten übertragen werden. Wir hören im Zu- Weiß gemischtem Grau hin verlieren. Runge kann somit als
sammenhang mit diesen Lehren von den Farben des Sonnen- Vorläufer Wilhelm Ostwalds bezeichnet werden, der die von
Spektrums, von Farbenkreiseln, Farbenkreisen und Farben- ihm e|.|<annten 8 Hauptfarbentöne in einem Farbenkreis ordnete
kugeln, von farbtongleichen Dreiecken und nicht zuletzt von und die Lehre aufste||te, daß man bei den Körperfarben oder
Farbnormen, die als Unterlagen für sogen, günstige Farben- pigmenten zwischen unbunten Farben (Schwarz, Weiß, Grau)
Zusammenstellungen gedacht sind. Als einer der interessan- und bunten Farben (Rot< Ce]b> 0range( Bkju yio|ett)
testen Versuche, die sich in dieser Richtung bewegen, kann die zu unterscheiden habe
von dem frühromantischen Maler Philipp Otto Runge (+ 1801) . . . .... »,.-,■ t ,, , , , ., ,,
Jede andere Koroerfarbe besteht nach Ostwald aus Voll-
konstruierte Farbenkugel (Abb. 2) bezeichnet werden. Runge , ■ ».,.„'. . >, „r .
färbe, Schwarz und Weiß, wobei unter Vollfarbe reine oder
gesättigte Buntfarben zu verstehen sind (Abb. 3). Ostwald griff,
in richtiger Erkenntnis der Tatsache, daß der Großteil der im
Handel üblichen kalk- und lichtechten Körperfarben in keiner
Weise dem farbigen Aussehen der im Sonnenspektrum erkennt-
lichen Farben gleichkommt, zu Anilinfarbstoffen und baute auf
diesen, deren technische Verläßlichkeit für die Zwecke des
Malers stark in Zweifel gezogen muß, seine Mischlehre auf.
Es kann und darf nicht geleugnet werden, daß z. B. die
Textilfärberei, die sich heute ausschließlich der Teerfarbstoffe
bedient, aus den Ostwaldschen Lehren einen eminenten Nutzen
zog. Das gleiche gilt für die Färbeverfahren von Stroh, Bast
und anderem Flechtmaterial, während in der Anstrichtechnik
und Malerei von ganz anderen Gesichtspunkten aus an die
Verwendung der Farbstoffe herangegangen werden muß. Das
farbige Aussehen eines Anstrichs stützt sich ebenso wie das
Abbildung l einer Wandmalerei auf den Gebrauch der seit langen Jahren
Gefamterfcheinung einer farbigen
Fläche
z.B. rot,
glänzend,
glatt.
farbiges
Ausferien
±
Obei-flächenerfcheinung
Grad des Oberflächen-
? u rt+ Struktur
der Mattigkeit
1 ■
Pigmente
Bindemittel
und Lacke
Werkzeug
218
SCHWARZ
Abbildung 3
Die besonderen Qualitäten des Werkstoffes Farbe
OTTO RÜCKERT, MÜNCHEN
Die im Heft 2 der „Form" geschilderten Darstellungsmöglich-
keiten des Werkstoffes „Farbe" beschränkten sich, dem Sinn
des Themas entsprechend, auf das durch den Gebrauch der
Werkzeuge gewordene Aussehen einer farbig behandelten
Fläche. Es wurde aber schon damals darauf hingewiesen, daß
neben diesem als „Oberflächenerscheinung" gekennzeichnetem
Aussehen noch ein weiteres wichtiges Element — die Farb-
erscheinung — für das Gesamtaussehen eines als Farbträger
auftretenden Gegenstandes gewertet werden muß. Die Farb-
erscheinung, bzw. das farbige Aussehen resultiert aus dem
Gebrauch der verschiedensten Pigmente oder Farbstoffe und
ist letzten Endes, im Einklang mit der Oberflächenerscheinung,
für den mehr oder minder nachhaltigen Eindruck, den Farbe
als solche in der Vorstellungswelt des Menschen hinterläßt,
von durchaus entscheidender Natur. Man kann diese Tatsache
ohne weiteres grafisch darstellen und kann weiterhin mit Hilfe
dieser Darstellung die bislang übliche Meinung, als sei die
Farberscheinung das primäre, die Darstellung des Werkstoffes
„Farbe" das sekundäre Element, zu Gunsten der Anschauung,
daß beide als gleichwertige Faktoren aufzutreten haben, zer-
streuen (Abb. 1).
über den Begriff „Farbe" ist gerade in den letzten Jahren ordnet| ,m Gegensatz zu dem flächigen Farbenkreis, die Farben
in hinreichendem Maße gesprochen und geschrieben worden. Q,s so|che [nicht die pigmente) in einer Kuge, a„f a,s deren pde
Im allgemeinen schließen die meisten Erörterungen über dieses Weiß und Schwarz gedacht sind, während die auf dem
Thema an die physikalischen Eigentümlichkeiten der Farbe als Äquator eingetragenen reinen Buntfarben ihre farbige Energie
solche an und enden in der Bereitstellung wissenschaftlich be- zug|eich nach den Polen und nach dem im Zentrum des
gründeter Methoden und Systeme, die alsdann auf die prak- Äquators gelegenen, aus gleichen Mengen von Schwarz und
tischen Möglichkeiten übertragen werden. Wir hören im Zu- Weiß gemischtem Grau hin verlieren. Runge kann somit als
sammenhang mit diesen Lehren von den Farben des Sonnen- Vorläufer Wilhelm Ostwalds bezeichnet werden, der die von
Spektrums, von Farbenkreiseln, Farbenkreisen und Farben- ihm e|.|<annten 8 Hauptfarbentöne in einem Farbenkreis ordnete
kugeln, von farbtongleichen Dreiecken und nicht zuletzt von und die Lehre aufste||te, daß man bei den Körperfarben oder
Farbnormen, die als Unterlagen für sogen, günstige Farben- pigmenten zwischen unbunten Farben (Schwarz, Weiß, Grau)
Zusammenstellungen gedacht sind. Als einer der interessan- und bunten Farben (Rot< Ce]b> 0range( Bkju yio|ett)
testen Versuche, die sich in dieser Richtung bewegen, kann die zu unterscheiden habe
von dem frühromantischen Maler Philipp Otto Runge (+ 1801) . . . .... »,.-,■ t ,, , , , ., ,,
Jede andere Koroerfarbe besteht nach Ostwald aus Voll-
konstruierte Farbenkugel (Abb. 2) bezeichnet werden. Runge , ■ ».,.„'. . >, „r .
färbe, Schwarz und Weiß, wobei unter Vollfarbe reine oder
gesättigte Buntfarben zu verstehen sind (Abb. 3). Ostwald griff,
in richtiger Erkenntnis der Tatsache, daß der Großteil der im
Handel üblichen kalk- und lichtechten Körperfarben in keiner
Weise dem farbigen Aussehen der im Sonnenspektrum erkennt-
lichen Farben gleichkommt, zu Anilinfarbstoffen und baute auf
diesen, deren technische Verläßlichkeit für die Zwecke des
Malers stark in Zweifel gezogen muß, seine Mischlehre auf.
Es kann und darf nicht geleugnet werden, daß z. B. die
Textilfärberei, die sich heute ausschließlich der Teerfarbstoffe
bedient, aus den Ostwaldschen Lehren einen eminenten Nutzen
zog. Das gleiche gilt für die Färbeverfahren von Stroh, Bast
und anderem Flechtmaterial, während in der Anstrichtechnik
und Malerei von ganz anderen Gesichtspunkten aus an die
Verwendung der Farbstoffe herangegangen werden muß. Das
farbige Aussehen eines Anstrichs stützt sich ebenso wie das
Abbildung l einer Wandmalerei auf den Gebrauch der seit langen Jahren
Gefamterfcheinung einer farbigen
Fläche
z.B. rot,
glänzend,
glatt.
farbiges
Ausferien
±
Obei-flächenerfcheinung
Grad des Oberflächen-
? u rt+ Struktur
der Mattigkeit
1 ■
Pigmente
Bindemittel
und Lacke
Werkzeug
218