Ein neuer Wohnhaustyp
in Rußland
G. HASSENPFLUG.
Die folgenden Beispiele von „Raumwohnungen" zeigen die
russischen Versuche, die bisherige starre Stockwerkteilung der
großen Miethäuser auch für kleine Wohnungen zu durch-
brechen. Die Versuche wurden notwendig, weil die bestehenden
Anordnungssysteme für Kleinstwohnungen in großen Miet-
häusern keine vollkommenen Resultate zeigen.
Der von den Hotels übernommene Korridor bewährt sich
nicht, einerseits infolge der schwierigen Querlüftung einer
Wohnung, andererseits infolge der Nachteile des mittleren
Korridors, der nicht ausreichend direkt beleuchtet und belüftet
werden kann und dessen Lärmisolierung sich in Rußland als
zu kostspielig herausstellt. — Die übliche Anordnung der Woh-
nungen an einem Treppenhaus ist infolge der auch in anderen
Ländern zu beobachtenden Verkleinerung der Wohnung un-
ökonomisch, weil ein zu hoher Anteil der Treppenhauskosten
jede Wohnung belastet, es sei denn, daß man das Prinzip
der Abgeschlossenheit bei der kleinen Wohnung aufgibt. —
Der Laubengangtyp läßt sich in Rußland infolge des Klimas
nur im Süden verwenden.
Das Prinzip und die Vergleichsberechnungen über Raum-
wohnungen wurden in Rußland von M. I. Ginsburg Ende 1928
der Öffentlichkeit vorgelegt.*)
M. I. Ginsburg und Milinis. Narkomfin-Wohnhaus in Moskau. Speisehaus.
Der Raumwohnungstyp ist charakterisiert durch einen
ca. 2,20 m hohen Korridor, der 2 Stockwerke bedient. Die
2- oder 3-Zimmerwohnungen enthalten einen ca. 3,50 m hohen
Wohnraum und anschließende ca. 2,20 m hohe Schlafnischen.
Durch die technische Rückständigkeit des Landes konnten
Wohnungen dieser Art nur langsam verwirklicht werden. Heute
liegen die Ergebnisse von 5 ausgeführten oder im Bau befind-
lichen Projekten vor.
Narkomfin-Wohnhaus in Moskau, 1928/30.
Wohnkombinat in Swerdlowsk, 1929.
Wohnkombinat eines Architekten- und Ingenieurkooperativs in
Moskau, 1928/32.
Wohnhaus in Rostokino (Bezirk Moskau), 1928/32.
Wohnkombinat in Saratow an der Wolga, 1930/32.
Die Konstruktionen richteten sich nach den örtlichen Ge-
gebenheiten. Nach Mögllichkeit wurden zur Ausfachung eines
Eisenbetongerippes Baustoffe wie Schlackenbeton und Fibrolith
verwandt, die in Rußland noch wenig erprobt sind.
Bei den Wohnkombinaten handelt es sich außer den üblichen
Gemeinschaftsbauten wie Kinderheim, Speisehaus und Klub
um mehrere Wohnhäuser, von denen ein Teil als Raum-
wohnungen, der andere Teil als normale Stockwerkwohnungen
\j' ut' .Ginsb«rg und Milinis. Narkomfin-Wohnhaus in Moskau.
Verbindungsbrücke vom Speisehous zum Wohnhaus *) Veröffentlicht in Nr. 1 der Zeitschrift „SA" 1929.
lO
in Rußland
G. HASSENPFLUG.
Die folgenden Beispiele von „Raumwohnungen" zeigen die
russischen Versuche, die bisherige starre Stockwerkteilung der
großen Miethäuser auch für kleine Wohnungen zu durch-
brechen. Die Versuche wurden notwendig, weil die bestehenden
Anordnungssysteme für Kleinstwohnungen in großen Miet-
häusern keine vollkommenen Resultate zeigen.
Der von den Hotels übernommene Korridor bewährt sich
nicht, einerseits infolge der schwierigen Querlüftung einer
Wohnung, andererseits infolge der Nachteile des mittleren
Korridors, der nicht ausreichend direkt beleuchtet und belüftet
werden kann und dessen Lärmisolierung sich in Rußland als
zu kostspielig herausstellt. — Die übliche Anordnung der Woh-
nungen an einem Treppenhaus ist infolge der auch in anderen
Ländern zu beobachtenden Verkleinerung der Wohnung un-
ökonomisch, weil ein zu hoher Anteil der Treppenhauskosten
jede Wohnung belastet, es sei denn, daß man das Prinzip
der Abgeschlossenheit bei der kleinen Wohnung aufgibt. —
Der Laubengangtyp läßt sich in Rußland infolge des Klimas
nur im Süden verwenden.
Das Prinzip und die Vergleichsberechnungen über Raum-
wohnungen wurden in Rußland von M. I. Ginsburg Ende 1928
der Öffentlichkeit vorgelegt.*)
M. I. Ginsburg und Milinis. Narkomfin-Wohnhaus in Moskau. Speisehaus.
Der Raumwohnungstyp ist charakterisiert durch einen
ca. 2,20 m hohen Korridor, der 2 Stockwerke bedient. Die
2- oder 3-Zimmerwohnungen enthalten einen ca. 3,50 m hohen
Wohnraum und anschließende ca. 2,20 m hohe Schlafnischen.
Durch die technische Rückständigkeit des Landes konnten
Wohnungen dieser Art nur langsam verwirklicht werden. Heute
liegen die Ergebnisse von 5 ausgeführten oder im Bau befind-
lichen Projekten vor.
Narkomfin-Wohnhaus in Moskau, 1928/30.
Wohnkombinat in Swerdlowsk, 1929.
Wohnkombinat eines Architekten- und Ingenieurkooperativs in
Moskau, 1928/32.
Wohnhaus in Rostokino (Bezirk Moskau), 1928/32.
Wohnkombinat in Saratow an der Wolga, 1930/32.
Die Konstruktionen richteten sich nach den örtlichen Ge-
gebenheiten. Nach Mögllichkeit wurden zur Ausfachung eines
Eisenbetongerippes Baustoffe wie Schlackenbeton und Fibrolith
verwandt, die in Rußland noch wenig erprobt sind.
Bei den Wohnkombinaten handelt es sich außer den üblichen
Gemeinschaftsbauten wie Kinderheim, Speisehaus und Klub
um mehrere Wohnhäuser, von denen ein Teil als Raum-
wohnungen, der andere Teil als normale Stockwerkwohnungen
\j' ut' .Ginsb«rg und Milinis. Narkomfin-Wohnhaus in Moskau.
Verbindungsbrücke vom Speisehous zum Wohnhaus *) Veröffentlicht in Nr. 1 der Zeitschrift „SA" 1929.
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