alter, nicht mehr lebensfähiger Buchstaben, Fernhalten alles Ernster Arbei;- bedürftig und wert und würdig, wahre Volks-
dessen, was zur Verwirrung und Verwilderung führt, strenges kunsr im tiefsten Sinne: aus dem Volk und durch das Volk
Gebundensein an die festgesetzte Form, innere Einheit aller und für das Volk!
Schriftanwendungen: die Norm. Ich wüßte nichts, was neben dem Gesang so geeignet wäre,
Die Ausdrucksform führt uns in das Bereich des Gefühlslebens, wirkliche Volkskunst zu sein, wie die Schriftkunst,
sie ist das Betätigungsfeld des Künstlerischen. Die feinsten * * *
Regungen der Natur werden zur Sichtbarkeit gestaltet: An- Die Schrift ist ein praktisches Verkehrsmittel. — Die Schrift
schwellen, Kraftentfaltung, Abnehmen, der Lebensbogen im ist ein künstlerisches Ausdrucksmittel.
Werden und Vergehen; Stütze und Last, Tragen und Getragen- In diesen zweien Gedanken hängt das ganze Gesetz der
werden; Herauswachsen und Verästeln der Züge; Windung, Schrift.
Drehung und Verschlingung; Hängen und Schweben und
Schwingen; Aneinanderschmiegen und Zusammenhängen; ein- II. Zur Einheit und Reinheit der Schrift
fache und wechselnde Reihung; Starrheit und Bewegung; Zu- Der stets wechselnde Fluß geschichtlicher Entwickelung hat
sammenfassung und Gliederung; strenge Symmetrie, Gleich- uns in der Schrift zwei gefestigte Ausprägungen überliefert,
gewicht und allmählicher Übergang zum scheinbaren Schwin- die — abgesehen von gewissen Anpassungen an später ent-
den des Gesetzmäßigen in der freien malerischen Form; alle standene Bedürfnisse — auch heute noch in Gebrauch stehen:
Möglichkeiten der Flächenaufteilung durch die verschieden- die R ö m i s c h e G r o ß s c h r i f t (Römische Kapitale, Römische
. „ . .... . ., . . . „ ., ... Majuskel, Versalschrift — im wesentlichen die Großbuchstaben
sten Maßverhaltnisse u. v. a. m. Es gibt keine Kunstform, die . . , ~ , , , , ,
der lateinischen Druckschrift) und die Fränkische Klein-
nicht in der Schrift irgend einmal Verwendung findet. Es gibt , ;,. ». .'. , ... , . „ ,. . , ... , ,
3 3 schritt (Frankische Minuskel, Karolingische Minuskel — im
keinen Gestaltungsgrundsatz, der bei der Einzelbildung der wesent|ichen unsere heutigen Kleinbuchstaben). Die Zusammen-
Schrift und ihrem Gesamtausdruck nicht irgendwie mitwirkt. |<oppelung beider, wie sie sich seit Anfang des 16. Jahrhunderts
Es gibt fast keine Arbeitsweise, keine Technik, deren sich die herausgebildet, ohne zur völligen Einheit zu werden, ergab
Schrift nicht zu bedienen weiß. Und es gibt kaum einen in eine dritte Anwendungsart: die g e m i s c h t e S c h r i f t (Groß-
der bildenden Kunst verwendeten Werkstoff, der nicht auch und Kleinbuchstaben).
zur Darstellung der Schrift benützt wird. Solch weites Aus- Die auseinanderstrebende Wegrichtung deutscher und latei-
greifen gebiert Mannigfaltigkeit und Reichtum der Formen in nischer Druckschriften, sowie deutscher und lateinischer Schreib-
einer Fülle wie — abgesehen von rein gegenständlichen Dar- schritten hat Sonderentwicklungen mancher Einzelzeichen
Stellungen - wohl in keinem anderen Kunstzweige. gebracht und damit eine fast nicht mehr zu überbietende
:i. £ Verwirrung und Verwilderung. Der in den letzten
50 Jahren durch Schulzwang und erhöhten Verkehr außer-
Die Schrift besitzt in der Gedankenübertragung eine zaube- ordentlich angewachsene allgemeine Gebrauch der Schrift hat
rische Kraft, mit der sie weitauseinanderliegende Völker, sowie diesen Wirrwarr ins Unerträgliche gesteigert. Daher haben wir
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verbinden vermag. seit einigen Jahrzehnten die unerquicklichen, oft ins Läppische
Sie begleitet uns von früher Jugend an auf Schritt und Tritt gehenden, z. T. parteipolitisch beeinflußten Schriftstreitereien,
durch alle Wechselfälle des Lebens. Sie ist - vielleicht mehr Ein !eder' der Lesen und Schreiben gelernt hat - und für wen
als das gesorochene Wort - ein Gemeinsames, das durch träfe das heute nicht zu ~' 9laubt über die Schrift ein End"
, .. „ . . i , ^. i .. \t ii urteil abgeben zu können,
häufigen und weitreichenden Gebrauch das Volksganze um-
, , ,. , . - , Die Vorschläge zur Beseitigung der offenbaren Mißstände
soannt: als unentbehrliches Hilfsmittel zur Ermoglichung und . , _ , ,-.
sind zu allermeist Kuren nach Doktor Eisenbart: Weg mit der
Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Ordnung und Wirtschaft- _ . . , , , c l -u l. -ui \a/ -i j a »•
3 " Fraktur und der deutschen Schreibschrift! Weg mit der Antiqua
licher Tätigkeit, als Schlüssel zu den Schätzen schaffender und der Lateinschrift! Her mit der Einheitsschrift unter Beseiti-
Geister, als Gegenstand künstlerischer Auswirkung durch gung der beiden Schriftarten! Fort mit den Großbuchstaben! —
weiteste Kreise. Man verlangte Unmögliches im Unterdrücken der Gestaltungs-
Nicht Spilzenkunst soll es sein für eine dünne Oberschicht, kraft, Unpraktisches im Abschaffen der auszeichnenden Groß-
nich;- modische Mätzchen in leichter Wandlung! buchstaben und Kulturwidriges in der Verarmung an Aus-
da Bb Cc Dö ee jf Qg f)f)
Di Jj ElTTlm IlnOo Pp
qq Rr Js[ß Tt Uu Du Ww
Iiljy ^3 däööllü cr)ckt}
®
Die Grundschrift, das Rückgrat der
deutschen Schrift.
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dessen, was zur Verwirrung und Verwilderung führt, strenges kunsr im tiefsten Sinne: aus dem Volk und durch das Volk
Gebundensein an die festgesetzte Form, innere Einheit aller und für das Volk!
Schriftanwendungen: die Norm. Ich wüßte nichts, was neben dem Gesang so geeignet wäre,
Die Ausdrucksform führt uns in das Bereich des Gefühlslebens, wirkliche Volkskunst zu sein, wie die Schriftkunst,
sie ist das Betätigungsfeld des Künstlerischen. Die feinsten * * *
Regungen der Natur werden zur Sichtbarkeit gestaltet: An- Die Schrift ist ein praktisches Verkehrsmittel. — Die Schrift
schwellen, Kraftentfaltung, Abnehmen, der Lebensbogen im ist ein künstlerisches Ausdrucksmittel.
Werden und Vergehen; Stütze und Last, Tragen und Getragen- In diesen zweien Gedanken hängt das ganze Gesetz der
werden; Herauswachsen und Verästeln der Züge; Windung, Schrift.
Drehung und Verschlingung; Hängen und Schweben und
Schwingen; Aneinanderschmiegen und Zusammenhängen; ein- II. Zur Einheit und Reinheit der Schrift
fache und wechselnde Reihung; Starrheit und Bewegung; Zu- Der stets wechselnde Fluß geschichtlicher Entwickelung hat
sammenfassung und Gliederung; strenge Symmetrie, Gleich- uns in der Schrift zwei gefestigte Ausprägungen überliefert,
gewicht und allmählicher Übergang zum scheinbaren Schwin- die — abgesehen von gewissen Anpassungen an später ent-
den des Gesetzmäßigen in der freien malerischen Form; alle standene Bedürfnisse — auch heute noch in Gebrauch stehen:
Möglichkeiten der Flächenaufteilung durch die verschieden- die R ö m i s c h e G r o ß s c h r i f t (Römische Kapitale, Römische
. „ . .... . ., . . . „ ., ... Majuskel, Versalschrift — im wesentlichen die Großbuchstaben
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nicht in der Schrift irgend einmal Verwendung findet. Es gibt , ;,. ». .'. , ... , . „ ,. . , ... , ,
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keinen Gestaltungsgrundsatz, der bei der Einzelbildung der wesent|ichen unsere heutigen Kleinbuchstaben). Die Zusammen-
Schrift und ihrem Gesamtausdruck nicht irgendwie mitwirkt. |<oppelung beider, wie sie sich seit Anfang des 16. Jahrhunderts
Es gibt fast keine Arbeitsweise, keine Technik, deren sich die herausgebildet, ohne zur völligen Einheit zu werden, ergab
Schrift nicht zu bedienen weiß. Und es gibt kaum einen in eine dritte Anwendungsart: die g e m i s c h t e S c h r i f t (Groß-
der bildenden Kunst verwendeten Werkstoff, der nicht auch und Kleinbuchstaben).
zur Darstellung der Schrift benützt wird. Solch weites Aus- Die auseinanderstrebende Wegrichtung deutscher und latei-
greifen gebiert Mannigfaltigkeit und Reichtum der Formen in nischer Druckschriften, sowie deutscher und lateinischer Schreib-
einer Fülle wie — abgesehen von rein gegenständlichen Dar- schritten hat Sonderentwicklungen mancher Einzelzeichen
Stellungen - wohl in keinem anderen Kunstzweige. gebracht und damit eine fast nicht mehr zu überbietende
:i. £ Verwirrung und Verwilderung. Der in den letzten
50 Jahren durch Schulzwang und erhöhten Verkehr außer-
Die Schrift besitzt in der Gedankenübertragung eine zaube- ordentlich angewachsene allgemeine Gebrauch der Schrift hat
rische Kraft, mit der sie weitauseinanderliegende Völker, sowie diesen Wirrwarr ins Unerträgliche gesteigert. Daher haben wir
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verbinden vermag. seit einigen Jahrzehnten die unerquicklichen, oft ins Läppische
Sie begleitet uns von früher Jugend an auf Schritt und Tritt gehenden, z. T. parteipolitisch beeinflußten Schriftstreitereien,
durch alle Wechselfälle des Lebens. Sie ist - vielleicht mehr Ein !eder' der Lesen und Schreiben gelernt hat - und für wen
als das gesorochene Wort - ein Gemeinsames, das durch träfe das heute nicht zu ~' 9laubt über die Schrift ein End"
, .. „ . . i , ^. i .. \t ii urteil abgeben zu können,
häufigen und weitreichenden Gebrauch das Volksganze um-
, , ,. , . - , Die Vorschläge zur Beseitigung der offenbaren Mißstände
soannt: als unentbehrliches Hilfsmittel zur Ermoglichung und . , _ , ,-.
sind zu allermeist Kuren nach Doktor Eisenbart: Weg mit der
Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Ordnung und Wirtschaft- _ . . , , , c l -u l. -ui \a/ -i j a »•
3 " Fraktur und der deutschen Schreibschrift! Weg mit der Antiqua
licher Tätigkeit, als Schlüssel zu den Schätzen schaffender und der Lateinschrift! Her mit der Einheitsschrift unter Beseiti-
Geister, als Gegenstand künstlerischer Auswirkung durch gung der beiden Schriftarten! Fort mit den Großbuchstaben! —
weiteste Kreise. Man verlangte Unmögliches im Unterdrücken der Gestaltungs-
Nicht Spilzenkunst soll es sein für eine dünne Oberschicht, kraft, Unpraktisches im Abschaffen der auszeichnenden Groß-
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Die Grundschrift, das Rückgrat der
deutschen Schrift.
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