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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 8.1933

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Lotz, Wolfgang: Zur Ausstellung "Die Kamera"
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https://doi.org/10.11588/diglit.13209#0335

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alles der Wirkung der Großfotos untergeordnet ist. Sehr gut
und eindrucksvoll ist die Beleuchtung der Bilder, die Strahler
befinden sich hinter einem vorgekragten Schriftband zur Er-
läuterung der Bilder. Nur die Fotos sind hell angestrahlt. Es
braucht kaum betont zu werden, daß Vergrößerungen von
Aufnahmen von Bildberichterstattern in einem solchen Ausmaß
technische Höchstleistungen darstellen. Niemann hat auf diesem
Gebiet viel Erfahrung, und es ist erfreulich, daß er hier für
diese Technik eine würdige Aufgabe gefunden hat.

Es geht eine sehr starke Einwirkung von diesen großen
Bildern auf den Beschauer aus. Vor allen Dingen deshalb,
weil es sich um unmittelbare Aufnahmen handelt, weil jeder
Versuch, den Fotografien das typisch Fotografische zu nehmen
und etwa daraus Wandmalereien zu machen, vermieden ist.
Wenn man hier von Propaganda, aber im Sinne der Sichtbar-
machung einer großen Idee sprechen kann, so geschieht das
auf unmittelbare Weise.

Wenn man damit die auf den Ausstellungen der letzten
Jahre viel beachteten Propagandaräume Rußlands vergleicht,
so kommt einem das Unmittelbare und Unproblematische und
zugleich das Großartige, das in der Wirklichkeitsdarstellung
liegt, in diesem Raum auf der Kamera noch mehr ins Bewußt-
sein. Diese großen Bilder sprechen viel unmittelbarer zum

Beschauer als die Gewirre von Schrift, Fotomontage und
Zeichnungen.

Die Ehrenhalle auf der Berliner Ausstellung „Die Kamera"
ist ein schönes Dokument des deutschen Gestaltungswillens
in heutiger Zeit, deutsch vor allem in der Sauberkeit der
propagandistischen Wirkung. Sie ist so still und großartig,
daß man sich fast scheut, hier überhaupt noch von Propaganda
zu sprechen. Es könnte vielleicht eingewendet werden, daß
hier vom Fotografen eine Aufgabe in Angriff genommen worden
ist, die eigentlich dem Maler und dem Bildhauer gehört. Es
wäre gewiß falsch, wenn man nun das Großfoto als das
Wandgemälde unserer Zeit bezeichnen würde. Aber bei dieser
Halle und im Dienst der Aufgabe ist das Groß-Foto völlig
und unbestreitbar am Platz. Es gibt heute noch nicht künst-
lerische Ausdrucksformen, die so zum Volke sprechen, und die
so eindringlich eine Wirkung hervorrufen, wie es an dieser
Stelle mit dem Großfoto geschehen ist.

Wir haben alle Ursache, uns dieser ausgezeichneten
Leistungen zu freuen und der Hoffnung Ausdruck zu geben,
daß auch dem Künstler ähnliche Aufgaben erwachsen werden,
Aufgaben, an denen unsere Künstler wachsen, und die zugleich
den Künstler in den Dienst der Volksgemeinschaft stellen.

W. Lötz.

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