Vorhang, Damastbindung, Kette ungefärbtes Wollgarn, Schuß ungefärbtes Vorhang, Damastbindung, Kette grobe Wolle, Schuß feines Leinen. Muster
Leinen und Goldfäden. Muster von Karl Malmsten, Hersteller Elsa Gullberg, von Alf Munthe, Hersteller Elsa Gullberg, Textilier och Inredning.
Tcxtilier och Inredning, Stockholm.
zu sichern und seine Aufmerksamkeit wieder in stärkerem
Maße auf die alten Hauptgebiete des Leinens, wie Tisch-
wäsche, Bettwäsche, Taschentücher und Spitzen, zu lenken.
Hier tauchen gewisse Bedenken auf.
Das Wesen jeder Mode ist der Wechsel. Ebenso wie die
Kleiderleinenmode des Sommers 1934 ein anderes Bild zeigen
wird wie die des Sommers 1933, so werden auch alle etwa
folgenden Kleiderleinenmoden wiederum anders sein müssen.
Dieser Wechsel ist der Natur des Leinens, die durch Dauer-
haftigkeit gekennzeichnet ist, entgegengesetzt. Aber weiter.
Wir sahen schon, welche Bemühungen unsere Industrie unter-
nimmt, um das Leinen nicht nur den Modeforderungen an-
zupassen, sondern auch den Anforderungen, die man hin-
sichtlich der sonstigen Eigenschaften heute an Kleiderstoffe
stellt und die zum Teil nicht nur ästhetisch, sondern auch
praktisch und hygienisch begründet sind. Diese Forderungen
zu erfüllen, bereitet größere Schwierigkeiten und gelingt
letzten Endes vollkommen nur durch Arbeitsverfahren, die das
Leinen mehr oder weniger seines ursprünglichen Charakters
entkleiden. Setzt sich die Entwicklung der Kleiderleinenmode
also in den jetzt erkennbaren Bahnen fort, so ist es fraglich,
ob das Publikum von dieser Seite her zu einer erhöhten Wert-
schätzung des Leinens in seiner eigentlichen Art geführt wird.
Hier liegt unstreitig eine Gefahr für das Leinen, eine Gefahr
zwar, von der wir wünschen, daß sie in Anbetracht gelungener
Kleiderleinenmoden noch manche Jahre nicht akut werden
möge, der wir aber schon jetzt ins Auge sehen wollten.
Mit andern Worten: Sollte es nicht schon jetzt an der Zeit
sein, Maßnahmen zu überlegen, die (abgesehen von der selbst-
verständlichen Propaganda) die Käuferschaft zu dem eigent-
lichen Leinen wieder hinführen, und gleichzeitig neue Anwen-
dungsgebiete für das Leinen zu suchen, deren Anforderungen
es ohne Änderung der Qualität gerecht werden kann?
Mit diesen und ähnlichen Gedanken fuhr ich im vergangenen
Sommer nach Schweden und erlebte dort verschiedene Über-
raschungen. Während es bei uns (nach dem Werbevers für
eine bekannte Romanreihe) hieß: „Alle Welt trägt heute
Leinen, Leinen ist der letzte Schrei", mußte ich feststellen, daß
die „Welt" anscheinend auf der Fähre Saßnitz-Trälleborg zu
Ende ist, denn: in Schweden war von einen Leinenkleidermode
nichts zu spüren. Einzelne Ausnahmen ändern daran nichts,
im Gegenteil: untrügliche Erkennungszeichen für deutsche
Damen in Schweden waren Leinenkleider und Leinenmäntel!
Das machte mich stutzig. Warum wohl, fragte ich mich, trägt
man in diesem Lande, in dem das Leinen schon seit vor-
geschichtlicher Zeit heimisch ist, und in dem durch die all-
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Leinen und Goldfäden. Muster von Karl Malmsten, Hersteller Elsa Gullberg, von Alf Munthe, Hersteller Elsa Gullberg, Textilier och Inredning.
Tcxtilier och Inredning, Stockholm.
zu sichern und seine Aufmerksamkeit wieder in stärkerem
Maße auf die alten Hauptgebiete des Leinens, wie Tisch-
wäsche, Bettwäsche, Taschentücher und Spitzen, zu lenken.
Hier tauchen gewisse Bedenken auf.
Das Wesen jeder Mode ist der Wechsel. Ebenso wie die
Kleiderleinenmode des Sommers 1934 ein anderes Bild zeigen
wird wie die des Sommers 1933, so werden auch alle etwa
folgenden Kleiderleinenmoden wiederum anders sein müssen.
Dieser Wechsel ist der Natur des Leinens, die durch Dauer-
haftigkeit gekennzeichnet ist, entgegengesetzt. Aber weiter.
Wir sahen schon, welche Bemühungen unsere Industrie unter-
nimmt, um das Leinen nicht nur den Modeforderungen an-
zupassen, sondern auch den Anforderungen, die man hin-
sichtlich der sonstigen Eigenschaften heute an Kleiderstoffe
stellt und die zum Teil nicht nur ästhetisch, sondern auch
praktisch und hygienisch begründet sind. Diese Forderungen
zu erfüllen, bereitet größere Schwierigkeiten und gelingt
letzten Endes vollkommen nur durch Arbeitsverfahren, die das
Leinen mehr oder weniger seines ursprünglichen Charakters
entkleiden. Setzt sich die Entwicklung der Kleiderleinenmode
also in den jetzt erkennbaren Bahnen fort, so ist es fraglich,
ob das Publikum von dieser Seite her zu einer erhöhten Wert-
schätzung des Leinens in seiner eigentlichen Art geführt wird.
Hier liegt unstreitig eine Gefahr für das Leinen, eine Gefahr
zwar, von der wir wünschen, daß sie in Anbetracht gelungener
Kleiderleinenmoden noch manche Jahre nicht akut werden
möge, der wir aber schon jetzt ins Auge sehen wollten.
Mit andern Worten: Sollte es nicht schon jetzt an der Zeit
sein, Maßnahmen zu überlegen, die (abgesehen von der selbst-
verständlichen Propaganda) die Käuferschaft zu dem eigent-
lichen Leinen wieder hinführen, und gleichzeitig neue Anwen-
dungsgebiete für das Leinen zu suchen, deren Anforderungen
es ohne Änderung der Qualität gerecht werden kann?
Mit diesen und ähnlichen Gedanken fuhr ich im vergangenen
Sommer nach Schweden und erlebte dort verschiedene Über-
raschungen. Während es bei uns (nach dem Werbevers für
eine bekannte Romanreihe) hieß: „Alle Welt trägt heute
Leinen, Leinen ist der letzte Schrei", mußte ich feststellen, daß
die „Welt" anscheinend auf der Fähre Saßnitz-Trälleborg zu
Ende ist, denn: in Schweden war von einen Leinenkleidermode
nichts zu spüren. Einzelne Ausnahmen ändern daran nichts,
im Gegenteil: untrügliche Erkennungszeichen für deutsche
Damen in Schweden waren Leinenkleider und Leinenmäntel!
Das machte mich stutzig. Warum wohl, fragte ich mich, trägt
man in diesem Lande, in dem das Leinen schon seit vor-
geschichtlicher Zeit heimisch ist, und in dem durch die all-
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