nicht mehr im kunstgewerblichen oder heimatkünstlerischen
Sinn (was im Resultat das gleiche ist) erziehen, wobei immer
das Handwerk vernachlässigt wird, sondern das Sinnen und
Trachten der jungen Menschen muß ganz auf die einfachsten
Aufgaben der handwerklichen Disziplin gerichtet werden.
Alles Kunsthandwerkliche (auch die museale Volkskunst!) ist
unbedingt aus Kursen und Schulen fernzuhalten. Nur der Sinn
für den praktischen Nutzwert, für das handwerkliche Können
und für die aus dem Handwerk gewachsenen Formen und aus
dem handwerklichen Spiel gewordenen Gebilde ist zu schulen.
Immer ist die Beziehung aller Arbeit zum Ganzen aufzuweisen
und einzuhalten.
„Entwürfe" als Vorlagen sind ebenso zu vermeiden, wie die
Fotografien irgendwelcher Beispiele. Wenn Beispiele erwünscht
sind als handwerkliche Leistungen, dann müssen diese selbst
zum Vorbild dienen. Beispiele müssen in die Hand genommen
werden, müssen gefühlt werden. Auge und Tastsinn sind zu
schulen, dabei ist das Abbild nur ein schlechtes Mittel. Wenn
zeichnerische Vorlagen nötig sind, dann müssen diese Vor-
lagen in der Umgebung der Kursteilnehmer, im Unterricht ent-
stehen. Dann ist so lange nach diesen Vorlagen zu arbeiten,
bis sie keine individuelle Bedeutung mehr haben, sondern
jeder Kursteilnehmer sie seiner persönlichen Anlage ent-
sprechend verarbeitet und abgewandelt hat. Dabei muß immer
auf eine straffe Formdisziplin gesehen werden, weil sonst nur
ein modischer Formalismus aufkommt, aber kein handwerk-
liches Können erwächst, das in sich selbst verwurzelt ist. Die
besten Anregungen kommen immer von den Schülern und
Kursteilnehmern selbst. Der Lehrer hat nur zu horchen und mit
seinem Können zu leiten. Er hat darauf zu achten, daß nur
ersteht, was aus der örtlichen und der handwerklichen Ge-
bundenheit gewachsen ist.
Das handwerkliche Können und der Handwerkssinn sind
nicht in die Vergangenheit zu richten, sondern in die Gegen-
wart und so in die Zukunft mit ihren lebendigen Aufgaben an
uns und unsere Kräfte. Das ist traditionelles Schaffen! Die
Vergangenheit sei ein Beispiel dafür.
Gleichzeitig mit der Förderung und Schulung des Handwerks
muß für die wirtschaftliche Förderung der Heimindustrie eine
umfangreiche Propaganda systematisch einsetzen.
Zu vermeiden ist dabei jeder Hinweis auf die Not im Heim-
arbeiterdasein. Sonst wird nur Mitleid erweckt, aber keine
Freude am Erwerb, keine Lust am Kauf.
Bei dieser Propaganda sind die Spitzenleistungen in den
Vordergrund zu drängen.
Zum guten Teil hat die Werbung für heimindustrielle Erzeug-
nisse schon seit geraumer Zeit gewirkt: Ausstellungen, Filme,
Illustrierte Zeitungen, Sonntagsbeilagen, Tageszeitungen und
der Rundfunk wurden mit Erfolg herangezogen. Thüringen,
dessen heimindustrielle Bevölkerung wohl am härtesten von
der Not bedrückt worden ist, hat mit besonderer Aktivität die
Werbung durchgeführt. Hier wurden auch vom Reiseverkehr
Sonderfahrten in die Orte der Heimindustrie in Verbindung
mit der Besichtigung der „Sonneberger Spielzeugschau" in
diesem Jahr im großen Maßstab eingesetzt, und das
„Thüringenhaus" in Berlin, das in seinen Räumen eine Dauer-
ausstellung von Erzeugnissen der thüringischen Industrie zeigt,
hat die heimindustriellen Erzeugnisse im weitesten Rahmen mit
aufgenommen.
Dann sei an die „Volkskunsf-Ausstellungen in Berlin und
Breslau erinnert, die mit dazu beitrugen, dem heimindustriellen
Schaffen einen neuen Klang zu geben.
Der Unterricht in den Schulen ist mit in die Propaganda
einzubeziehen: Lesebücher, Geographie, der Zeichenunterricht,
der Bastelunterricht, die Schulwanderungen können nur be-
reichert werden, wenn sie teilnehmen am Leben und Schaffen
des Volkes.
Es sind künstlerisch und erzieherisch wertvolle Kinderbilder-
bücher zu schaffen, die vom Leben und Arbeiten der Heim-
arbeiter erzählen.
Diese Kinderbilderbücher müssen auf dem üblichen Weg
vom Verleger in den Buchhandel kommen. Sie müssen so billig
sein und so gut, daß kein besonderer Hinweis nötig ist. Sie
dürfen mit dem ursprünglichen Zweck öffentlich nicht in Ver-
bindung sein.
Die Heimindustrien müssen auf ihren Erzeugnissen oder auf
den Verpackungen, die der Käufer in die Hände bekommt, den
Hersteller oder das Herstellergebiet durch Schutzmarken
kennzeichnen.
Damit ist der Hersteller für die Ware verantwortlicher als
bisher. Er ist enger mit seiner Arbeit verbunden. Er weiß, daß
der Käufer mit dem Erwerb seiner Ware von seinem Schaffen
Kenntnis nimmt. Das ist ein Anreiz zum Steigern der Leistung.
Der Käufer der Ware kommt zu ihr in engere Beziehung,
wenn er weiß, wie sie entsteht und wo sie entsteht und wie
die Menschen leben, die sie erzeugen. Das Bedeutet einen
Anreiz zum weiteren Erwerb.
Die Handelsaufschläge müssen geregelt und genau fest-
gelegt werden.
Die Heimindustrie muß darauf eingestellt werden, daß die
Frauen- und Kinderarbeit nur im beschränkten Umfange in An-
wendung kommt. Das Ziel muß sein, die Frauen- und Kinder-
arbeit völlig auszuschalten. Es ist üblich, daß in Gebieten der
Heimindustrie die Frauen die größten Lasten der Familie
tragen: Frauen haben die häusliche Arbeit, Frauen sorgen für
die Erziehung der Kinder, Frauen leisten alle Teilarbeiten im
Erwerbsleben neben den Kindern.
Frauen- und Kinderarbeit ist die dauernde Ursache der
ewigen Preisunterbietung.
Der Förderung der Heimindustrie dienen nicht die ewig be-
ratenden Kommissionen, dienen keine umständlichen Apparate
und Programme, keine Reisen und Besichtigungen, sondern nur
die praktische Arbeit. Nur der kann hier nützend wirken, den
kein Mitleid um die Not treibt, sondern die Freude am Tun.
Wer in Gebieten der Heimindustrie nützend wirken will, der
muß dort hingehen und leben tagaus, tagein, um erst die
Menschen zu begreifen und die Landschaft in sich auf-
zunehmen. Wer hingeht, der muß ohne Absichten sein. Nur
das eine Ziel muß er haben: aufzubauen und Vorhandenes zu
fördern. Sein Baumaterial darf er nicht mitbringen. Er muß es
nehmen von den Menschen, die dort leben und von der Land-
schaft, in der sie sind.
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Sinn (was im Resultat das gleiche ist) erziehen, wobei immer
das Handwerk vernachlässigt wird, sondern das Sinnen und
Trachten der jungen Menschen muß ganz auf die einfachsten
Aufgaben der handwerklichen Disziplin gerichtet werden.
Alles Kunsthandwerkliche (auch die museale Volkskunst!) ist
unbedingt aus Kursen und Schulen fernzuhalten. Nur der Sinn
für den praktischen Nutzwert, für das handwerkliche Können
und für die aus dem Handwerk gewachsenen Formen und aus
dem handwerklichen Spiel gewordenen Gebilde ist zu schulen.
Immer ist die Beziehung aller Arbeit zum Ganzen aufzuweisen
und einzuhalten.
„Entwürfe" als Vorlagen sind ebenso zu vermeiden, wie die
Fotografien irgendwelcher Beispiele. Wenn Beispiele erwünscht
sind als handwerkliche Leistungen, dann müssen diese selbst
zum Vorbild dienen. Beispiele müssen in die Hand genommen
werden, müssen gefühlt werden. Auge und Tastsinn sind zu
schulen, dabei ist das Abbild nur ein schlechtes Mittel. Wenn
zeichnerische Vorlagen nötig sind, dann müssen diese Vor-
lagen in der Umgebung der Kursteilnehmer, im Unterricht ent-
stehen. Dann ist so lange nach diesen Vorlagen zu arbeiten,
bis sie keine individuelle Bedeutung mehr haben, sondern
jeder Kursteilnehmer sie seiner persönlichen Anlage ent-
sprechend verarbeitet und abgewandelt hat. Dabei muß immer
auf eine straffe Formdisziplin gesehen werden, weil sonst nur
ein modischer Formalismus aufkommt, aber kein handwerk-
liches Können erwächst, das in sich selbst verwurzelt ist. Die
besten Anregungen kommen immer von den Schülern und
Kursteilnehmern selbst. Der Lehrer hat nur zu horchen und mit
seinem Können zu leiten. Er hat darauf zu achten, daß nur
ersteht, was aus der örtlichen und der handwerklichen Ge-
bundenheit gewachsen ist.
Das handwerkliche Können und der Handwerkssinn sind
nicht in die Vergangenheit zu richten, sondern in die Gegen-
wart und so in die Zukunft mit ihren lebendigen Aufgaben an
uns und unsere Kräfte. Das ist traditionelles Schaffen! Die
Vergangenheit sei ein Beispiel dafür.
Gleichzeitig mit der Förderung und Schulung des Handwerks
muß für die wirtschaftliche Förderung der Heimindustrie eine
umfangreiche Propaganda systematisch einsetzen.
Zu vermeiden ist dabei jeder Hinweis auf die Not im Heim-
arbeiterdasein. Sonst wird nur Mitleid erweckt, aber keine
Freude am Erwerb, keine Lust am Kauf.
Bei dieser Propaganda sind die Spitzenleistungen in den
Vordergrund zu drängen.
Zum guten Teil hat die Werbung für heimindustrielle Erzeug-
nisse schon seit geraumer Zeit gewirkt: Ausstellungen, Filme,
Illustrierte Zeitungen, Sonntagsbeilagen, Tageszeitungen und
der Rundfunk wurden mit Erfolg herangezogen. Thüringen,
dessen heimindustrielle Bevölkerung wohl am härtesten von
der Not bedrückt worden ist, hat mit besonderer Aktivität die
Werbung durchgeführt. Hier wurden auch vom Reiseverkehr
Sonderfahrten in die Orte der Heimindustrie in Verbindung
mit der Besichtigung der „Sonneberger Spielzeugschau" in
diesem Jahr im großen Maßstab eingesetzt, und das
„Thüringenhaus" in Berlin, das in seinen Räumen eine Dauer-
ausstellung von Erzeugnissen der thüringischen Industrie zeigt,
hat die heimindustriellen Erzeugnisse im weitesten Rahmen mit
aufgenommen.
Dann sei an die „Volkskunsf-Ausstellungen in Berlin und
Breslau erinnert, die mit dazu beitrugen, dem heimindustriellen
Schaffen einen neuen Klang zu geben.
Der Unterricht in den Schulen ist mit in die Propaganda
einzubeziehen: Lesebücher, Geographie, der Zeichenunterricht,
der Bastelunterricht, die Schulwanderungen können nur be-
reichert werden, wenn sie teilnehmen am Leben und Schaffen
des Volkes.
Es sind künstlerisch und erzieherisch wertvolle Kinderbilder-
bücher zu schaffen, die vom Leben und Arbeiten der Heim-
arbeiter erzählen.
Diese Kinderbilderbücher müssen auf dem üblichen Weg
vom Verleger in den Buchhandel kommen. Sie müssen so billig
sein und so gut, daß kein besonderer Hinweis nötig ist. Sie
dürfen mit dem ursprünglichen Zweck öffentlich nicht in Ver-
bindung sein.
Die Heimindustrien müssen auf ihren Erzeugnissen oder auf
den Verpackungen, die der Käufer in die Hände bekommt, den
Hersteller oder das Herstellergebiet durch Schutzmarken
kennzeichnen.
Damit ist der Hersteller für die Ware verantwortlicher als
bisher. Er ist enger mit seiner Arbeit verbunden. Er weiß, daß
der Käufer mit dem Erwerb seiner Ware von seinem Schaffen
Kenntnis nimmt. Das ist ein Anreiz zum Steigern der Leistung.
Der Käufer der Ware kommt zu ihr in engere Beziehung,
wenn er weiß, wie sie entsteht und wo sie entsteht und wie
die Menschen leben, die sie erzeugen. Das Bedeutet einen
Anreiz zum weiteren Erwerb.
Die Handelsaufschläge müssen geregelt und genau fest-
gelegt werden.
Die Heimindustrie muß darauf eingestellt werden, daß die
Frauen- und Kinderarbeit nur im beschränkten Umfange in An-
wendung kommt. Das Ziel muß sein, die Frauen- und Kinder-
arbeit völlig auszuschalten. Es ist üblich, daß in Gebieten der
Heimindustrie die Frauen die größten Lasten der Familie
tragen: Frauen haben die häusliche Arbeit, Frauen sorgen für
die Erziehung der Kinder, Frauen leisten alle Teilarbeiten im
Erwerbsleben neben den Kindern.
Frauen- und Kinderarbeit ist die dauernde Ursache der
ewigen Preisunterbietung.
Der Förderung der Heimindustrie dienen nicht die ewig be-
ratenden Kommissionen, dienen keine umständlichen Apparate
und Programme, keine Reisen und Besichtigungen, sondern nur
die praktische Arbeit. Nur der kann hier nützend wirken, den
kein Mitleid um die Not treibt, sondern die Freude am Tun.
Wer in Gebieten der Heimindustrie nützend wirken will, der
muß dort hingehen und leben tagaus, tagein, um erst die
Menschen zu begreifen und die Landschaft in sich auf-
zunehmen. Wer hingeht, der muß ohne Absichten sein. Nur
das eine Ziel muß er haben: aufzubauen und Vorhandenes zu
fördern. Sein Baumaterial darf er nicht mitbringen. Er muß es
nehmen von den Menschen, die dort leben und von der Land-
schaft, in der sie sind.
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