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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1886

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No. 27 - No. 50 (2. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43926#0117

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4, Februar.

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M 29.

— Beſtellungen für die Nonate
Februar und März

auf das Seidelberger Tageblatt“ werden
fortwaͤhrend von ſammtlichen Poſtanſtalten, Brief-
trägern und unſeren belannten Agenturen zum Preife
von Mt. 1.10 frei in's Saus, ſowie von unferen
hiefizen und den Trägern und Trägerinnen der
naͤchſten Umgebung zum Preiſe von 50 Pf. monat-
lich entgegengenonimen. Die Expedition.

Die griechiſche Frage.

Vaͤhrend die türkiſch bulgariſchen Verhandlungen
fich einem guͤnſtigen Abſchluſſe naͤhern und an dem
ſerbiſch bulgariſchen nicht gezweifelt wird, nehmen
ſich die Naͤchrichten aus Griechenland wieder un
ruhiger aus. Man will das in den politiſchen
Kreiſen weniger der Hoffnung Griechenlands auf
das Miniſterium Gladſtone zuſchreiben als dem
Umſtand, daß man in Athen von den Zugeſtaͤndniffen
der Pforte an den Fuͤnſten Alexander Kenntniß
erhielt, die zwar von der Perſonalunion ausgehen
aber mehrere Staatsgebieie thatſaͤchlich in einet
Beiſe verſchmelzen, die fich einer weiteren Einigung
nähert und daher jedenfalls das Programm des
früheren Zuſtandes, wie dasſelbe auf der Konferenz
von dex Mehrzahl der Naͤchte vertreten war, auf!
gibt. Das griechiſche Miniſterium fürchtet, e& werde
das den Chauviniſten eine neue Handhabe gewaͤhren
Dazu kommt, daß nur Trikupis als Nachfolger des
Niniſters Delyannis Ausſichten auf eine Mehrheit
in der Kammer hat, Trikupis ſich aber in ſeinen
fruͤheren Kundgebungen noch viel kriegsluſtiger aus-
Eſprochen und ſich dadurch gebunden hHat. Die
Mächte haben ohnehin noch nicht an eine endgiltige
Friedenswendung in Athen geglaubt, ſonſt haͤtien fie
nicht die Flottenbewegung zur Abwe hr eines etwaigen
griechiſchen Angriffs forigeſetzt. Frankreich ſollte
dazu, wie hier verlautet hatte, nicht förmlich auf-
gefordert werden, vielleichi weil man glaubie, es
wolle es bei ſeinem Anſchluß an die bekannte Ge-
ſammtnote in Athen bewenden laſſen. Geſtern
Abend hat die Times aus Wien angezeigt, auch
eine franzbfiſche Fregatte habe Befehl erhalten, fich
nach dem Piraus zu begeben. Darnach wäre alſo
die Einladung an Frankreich doch nachtraͤglich er-
gangen oder es hat den Schritt aus freien Stuͤcken

Ein Spiel des Zufalls.

Roman von Ewald Auguſt Künig,









(104, Fortſetzung.)

&. Erneftine Petrachtete die Sachlage nicht ſo ruhig
und gleichmuͤthig wie ihr Bruder, aͤber auch fie er:
lannte, daß ein Proteſt, mochte er auch noch ſo
energiſch ſein, nichts an ihr ändern könnẽ.

Da blieb denn fretlich nichts weiter Abrig, als
ſich der Gewalt zu fugen. In höhniſchen Worten
bat fie um die Erlaubniß, Hut und Maͤntel anlegen
zu bürfen, und nachdem dies geſchehen war, ging
fie, ohne Dora noch eines Blickes zu würdbigen,
mit threm Brudex hinaus, und gleich darauf fuhr
der Wagen mit den Gefangenen und den beiden
Beamten davon.

Dora athmete erleichtert auf, noch einmal dankte
fie dem alten Herrn, der ſich nun auch zum Auf:
bruche rüftete, um dem Unterſuchungsrichier Bericht
zu erſtatten. Eben wollte Michel ſich entfernen,
als der Stadtrath athemlos in's Zimmer fürzte.

Er kam um ſeiner Schweſter Vorwuͤrfe zu
Machen; er hatte die Verhaftung ſeines Schwieger-
bater® bereits erfahren, und nicht mit Unrecht der-
Muthete er, daß Dora ihm darüber den genaueſten
Lufſchiuß geben fönne. Nım fand er den Beamten
der die Verhaftung verfügt haite, und dieſer trat
einen Vorwaͤrfen mit ernſter Ruhe entgegen.

„Die Schuld Reicherta iſt bewieſen, ſagte der
Alte Herr mit ſcharfer Betonung. „Wollen Sie
Sielleicht mun noch verlanget, daß Der jhuldlos
— — im Gefängniß bleiben ſoll? Machen

e ihre Vorwarfe Demjenigen, der fie verdient,




&uis Aun.

gethan. Jedenfalls kann Griechenland auch auf
franzöfiſche Unterſtützung keineswegs rechnen, und
Freyeinet ſoll uberdies in Aihen eindringlich zum
Frieden rath⸗n. Man hofft denn auch noch immer
auf Griechenlands ſchließliches Einlenken, wenn es
auch dasſelbe jetzt verleugnen laͤßt. Im ſchlimmſten
Fall wuͤrde ein Zuſammenſtoß mit den Türken an
der Grenze binnen kurzer Zeit den Griechen die
eben nothwendige Abkuͤhlung gewähren. Hier heißt
es, die Machte wuͤrden alles aufbieten, damit bis
zum kommenden 1. März eine allgemeine Entwaff-
nung im Orient ſtattſinden könne. Bis dahin wird
auch das tuͤrliſchchulgarlſche Ablommen wohl die
guſtimmung der Maͤchte erhalten haben. Daͤsſelbe
ſoll helanntlich die Perſonalunion mit weitergreifen-
den Vereinigungen ausgleichen, dadurch der neuen
Einrichtung Dauer verfchaffen und unter Wahrung
der Rechte des Sultans den Bulgaren die Ueber
* gewähren, daß ſie nicht umſonſt gekämpft
aben.



Veutſches Keich.

ſtarlsruhe, 1. Febr. Der weitere Vereinsvor-
ſtand des Allg. Bad. Vollsſchullehrer⸗Vereines foll
in Heidelberg zuſammentreten, um die in der be-
lannten Petitionsangelegenheli der Lehrer nach der
jetzigen Lage zu ergreifenden Maßregeln zu beraͤthen
und zu beſchließen. Dieſe Verſamuilung war ſchon
vor der Kammerſitzung, in welcher die erſte Denk-
ſchrift verurtheilt wurde geplant nachdem auf Ver-
anlaſſung und unter dem Vorfitz des Obmannes
eine vertrauliche Beſprechung von Lehrern aus
Karlsruhe und Umgegend ſtaltgefunden hatte, auf
welcher nur die Petition, nicht aber die Denkſchrift
(welche wegen ihres Tones entſchiedene Bedeuͤken
erregh), an die Lammer einzureichen beſchloſſen
wurde. Letztere ſollte abgeändert und nur zur
Lenntniß der Regierung gebracht werden. Nach den
Vorgängen vom 22 Jan in der zweiten Kammer
dürfte nun auch die Petition nicht eingereicht werden.

Baden, 1. Febr. Die Führung der Angelegen-
heiten des internationalen Clubs bezw. der Foribe-
ſtand und die Sicherung der internaͤtionalen Wett-
rennen in Baden find geſtern in einer ſehr zahl-


keiten hochverdienten Prinzen Hermann von Sachfen-
Weimar, unter ſtarler Betheiligung vieler aus-







wärtigen Mitglieder abgehaltenen außerordentlichen
Generalverſammlung für das laufende Jahr wieder
geordnet worden. Dabei wurden für die Zukunft
einige Aenderungen in der Verwaltung der Club-
angelegenheiten beſchloſſen.

Berlin. 1. Febr. Vor Beginn der Reichstags-
Seſfion haben wir erwaͤhnt, daß eine Vermehrung
des Eiſenbahnregiments beabſichtigt ſei. Der Etat
enthielt nichts davon; jetzt wird berichtet, daß ein
Nachtrags⸗Etat demnaͤchſt eingebracht werden
wird, durch welchen das Eiſenbaͤhnregiment,
das jetzt 2 Bataillone hat, zu einer Brigade von
4 Bataillonen erweitert werden ſoll. — Im Ab-
geordnetenhauſe wird auch in dieſer Seſfion wieder
die brennende Frage des Baues eines neuen Ge-
ſchaͤftehauſes angeregt. Der Abg. Douglas hat zu-
naͤchſt einen Antrag eingebracht, feſtſtellen zu laſfen,
ob das Grundflüc, auf dem das jetzige Reichstags-
gebaude ſteht, für den ſpaͤteren Bau eines Abge-
ordnetenbauſes ausreichend iſt. Es beſteht nämlich
die Abficht, das jetzige Reichstagsgebaͤude ſobald
das neue fertig iſt, für das Abgeordnetenhaus zu
verwerthen.

Stuttgart, 1. Febr. Der „Beobachter“ hat
aus zuverlaͤſfiger Quelle die Mitiheilung erhalten,
daß ein wuͤrttembergiſcher Auglieferungsvertrag nichi
abgeſchloſſen iſt und keine Verhandlungen daͤruͤber
in der Schwebe find.

Cugland.

London, 2 Febr. Laut einer Reutermeldung
legte Gladſtone der Königin ſolgende Minifterlifte
vor: Gladſtone erſter -Minifter, Lord Schatzes
Kanzler der Schatzkammer, Sir Farres Herſchell
Lordkanzler, Harcburt Inneres, Granville Lord-
praͤſident des Geheimen Naths, Ehilders Krieg,
Lord Spencer, Lord Roſenberry, Lord Rimberleh
wuͤrden die Miniſterien der auswaͤrtigen Kolonien
und Indien unter ſich theilen. Trevelaan und
Mundella ſollen die Steliungen als Vorfitzende
des Handelgamtes und alg Präfidenten
des Lolal⸗Gouvernement Board uͤbernehmen, jedoch
it eine genaue Vertheilung noch nicht beflimmt.
Es heißt, Chamberlain werde als Marinemintſter,
Morleh als Staatsſekretaͤr von Irland ernannt.

Anterila.
Newyort, 1. Febr. Die Baltimore⸗ u. Ohio-





dem Manne, der aus ſchnöder Gewianſucht, Schmach


Anwendung lommen wird?


lichung reſp. Beifeiteſchaffung einer großen Summe


brechen, das mit Zuchthaus beſtraft wird.

nun kommt die Reue zu ſpaͤt.“

Der Stadtrath blickte ihn ſtarr an und rückte
an ſeiner weißen Halsbinde — an die Möglichkeit
einer ſo furchtbaren Beſtrafung hatte er ſelbſt noch
nicht gedacht.

„Man, hätte auf ſeine Verhaftung verzichten


jest ziemlich ſchachtern und kleinlaut, „das Geld
iſt wieder da, und das war wohl die Hauptſache.
Dornberg wuͤrde daraufhin aus der Haft entlaſſen
worden ſein, alſo war auch nach dieſer Richtung
hin der Gerechtigkeit Genuͤge geſchehen.“

„Sie denken wohl auch, nur die kleinen Diebe
duͤrfe man hängen?“ ſpoitete Michel. „So viel
ich weiß, waren Sie mit dem Urtheil uber Dorn-


ſchaͤrfer ausfallen müſſen.“

Der Stadtrath war ſich deſſen wohl bewußt,
vermied es Deshalb auch, dem Blick ſeiner
— zu begegnen, der vorwurfsvoll auf ihm
ruhte.



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wenn die Schwiegerſöhne eine Kaution fiellen, ſo
muß das Gericht ja dieſen Antrag bewilligen.“

„Gut, machen Sie den Verſuch,“ nickte der alte
Herr. „ich werde Sie begleiten, ich muß ohnehin
ins Bureau des Unterſuchungsrichters, um über die
Verhaftung Sonnenbergs zu berichten.“

„Was? Der auch?“ rief der Stadtrath über-
raſcht, dem Beamten nacheilend, der mit dem Eng ⸗
laͤnder bereits das Zimmer verließ.

„Guͤtiger Gott, dir danke ich!“ fluͤſterte Dora,
tief aufathmend und beide Haͤnde auf das fieberhaft
„Nun wird Alles, Alles
wieder gut, und der Lehens{rühling treibt neue,
duftende Bluthen!“

Vieder fuhr unten ein Wagen vor.
Kam der Geliebte ſchon? Athemlos lauſchte


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erfolgen könne.
Die Thar wurde haſtig geöffnet, aber nur Fraͤnz-


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„Weißt Du es ſchon?“ rief Fraͤnzchen jubelnd,
und nun eilte Dora ihr mit einem Freudenruf ent-

ch umſchlungen.
Thraͤnen ſchimmerten in ihren Augen und be-
netzten ihre Wan gen, e& waren Thraͤnen der Freude.
Endlich entwand Fraͤnzchen ſich den Armen



 
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