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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1886

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No. 228 - No. 254 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43926#0989

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gerkill 60

*
1
iiel













Unterhaltungsblatt Alt Heidelberg“, für Heidel-
tlich 50 Wfg, - mit Tragerlohn, durch die Poͤſt be-

Ö9EN wiertetj. MEr 1.25 ohıte Zuftelungsgebühr,

8 ;









Buchdruckerei und Expedition: Brunnengaſſe 24




*4 Expebition: Brunnengaſſe 24.

© 233 Verantwortl. Redalteur Ph. Klausner
— S& 3 in Heidelberg.



Donnerſtag/ 7. Oktober

Druck und Verlag von Wurm E Pfeffer
in Heidelberg.

oo









HÜbonnements-Einladung.

auf dem 1..DOffober begann ein neues Abonnement

Veidelserger Tageblatt“

äl valch General Au zeiger)

— hiermit ganz ergebenft einladen.

8 Preis iſt der billigſte aller täglich erſcheinenden
4 — beträgt Mk. 165 frei in's Haus, bei dein
chfie * abgeholt nur Mk. 1,25, In Heidelberg und
—D—— monatlich 50 Pfg.

Aungen nehnien alle Poſtanſtalten und Land-
Vnfowie unſere auswärtigen Herren Agenten und
8 Trägerinuen jederzeit entgegen.

* rate in dem Heidelberger Tageblatt ſichern bei
großen Verbreitung den beſten Erfolg.
Die Erxpeditton.

Deutſches Reich.

—— }
Tting ai“m; 10 Ott. Bekanntlich: iſt China- entſchloſſen,
don i_en Taditionen zu durchbrechen und mit dem Ban
vorzugehen. Drei Nationen traten in
um Ausführung der erſten Eiſenbahn:
L7 d das ſich die Ausführung aller zu bauenden
* * IM Tekten Frieden zu ſichern fuchte, England, das
Im 4 berechtigt haͤlt! und Deutſchlaud, das auf
8 2* des Haͤndels hier im Oſten ein immer ge-
* Nebenbuͤhler Engiands wird. Deutſchland trug
davon. Die Ausführung der Kat-Ping-Linie mit
r Anfang gemacht wird iſt der Firma Krupp
9CN. woͤrden! Dies ift-ein, guies Dmen:. für den
Handel und.die deutſche Induſtrie! Denn nirgends
Aches Praͤcedenz von größerer Bedeutung, als in
2 M konſervativften aller Kulturſtaaten.
Von der Vorlage, weldhe für das
8 ; moe des Mititär-Septennats im Reiche zu er-
4 *4 die Kreuzzeitung“ ſchon wiſſen, daß das
e 8iffnut einem „Neternat“.. weichen, S, H. . alfo daß
ä‘{übern C _ des ſtehenden Heeres nicht wehr aur 7 Jahre,
ei unbegrenzte Zeit feſtgeſtellt und nur dann dem
reiin 9e eine Abaͤnderung voͤrgeſchlagen werden ſoll,
8* xtſchreitende Vermehrung der Reichsbevölkerung
Erhöhung der Präjenzziffer nothwendiß madt.“
* —* bevorftehenden Reichsgeſetzen „ſoll ein Prozent
Ur ÖHerung zur - Aushebung gelangen; demgemüß
* der letzten Vermehrung der Truppen im Jahre
eit 8 die Zaͤhlung von 1875 Rückſicht ‚ genommen.
— ſer Zeit find aber 2 Volkszählungen wieder vor-
— welche zuſammen eine Erhöhung der

rrief
Neftra

der





Bevölkerungsziffer um übex vier Millionen ergeben haben.
Anſcheinend iſt man an den maßgebenden Stellen noch
nicht einig darüber, ob man bei den zu machenden Vor-
ſchläͤgen uͤber die Präſenzaiffer der Armee von 1888 ab
die Zaͤhlung von 1880 oder die von 1885 zu Grunde
legt! Eine Enutſcheidung hierüber. müßte vorausgehen,
ehe das weitere zur definitiven Berathung gelangt.“ Es
ſei hierzu zunächft bemerkt, daß aus der Volfszählung
von 1880 nach dem oben erwaͤhnten Prozentſatz eine Heeres
ziffer von 452,340, aus der Volkszäͤhlung von 1885 eine
Heeresziffer von 468,309 Mann ſich ergeben würde, waͤh—
rend dieſe Zaͤhl jetzt 427,274 beträͤgt.

Berlin, 4 Okt. Die Leichenfeier Hüljen’S fand heute
auf dem Invalidenktrchhofe mit großer Feierlichkeit unter
Theilnahme des geſammten Theaterperſonals, der hieſtgen
Bühnendirektoren, vieler auswärtigen Bühnenchefs, drama-
tiſcher Schriftſteller, Muſiker und zaͤhlreicher diſtingutrter
Perſonen aller Stände ftatt. Prinz Wilhelm wohnte der
Trauerfeierlichkeit in der Kirche und im Leichenzuge bei.

Heilbronn, 4. Oftbr. Das Deutſche Volksblatt in
Stuttgart gab geſtern ein Extrablatt nachſtehenden Inhalts
aus: Wir erhalten von Rottenburg aus authentiſcher
Quelle folgende hochwichtige Nachricht: Von Rom iſt die
zuverlaͤſſige Nachricht eingetroffeu, daß das päpſtliche Er-
nennungsbreve für den hoͤchw. Herrn Domkapitular Dr.
Wilhelm v. Reiſer zum Weihbiſchof und Koodjutor cum
jure suecodendi (mit dem Recht der Nachfolgey der
Dibzeſe Rottenburg bereits in der Staatsſekretaria zur
Expedition vorliegt. Darnach wird die Konſekration des
Ernannten noch in dieſemn Monat oder längſtens in der
erſten Hälfte des naͤchſten ſtattfinden können.“ Die von
dem Deutſchen Bolksbl.'. ſchon früher in Ausſicht geſtellte
Aufſtellung eines Koadjutors hat ſomit die Beſtätigung
erhalten. Der jetzige Landesbiſchof Dr. Karl Joſef von
Hefele iſt im Jahre 1809 geboren, alſo bereits 77 Jahre
alt! Der neue Koadjutor ſteht noch in dem beſten

Mannesalter.
Oeſterreich Aingarn.

Wien, 5. Oktober. Das Fremdenblatt meint, die
bulgariſche Regentſchaft ſei ihrer ſchwierigen Aufgabe, für
Erhaltung der Ruhe zu ſorgen, bisher geſchickt gerecht ge-
worden. In dem Beſtreben, den Rütkſichten gegenüber
den Maͤchten zu entſprechen, aber dabei doch den geſetz-
lichen Boden zu behaupten, könne ſie ruhig die Verant-
wortung tragen; dagegen ſei des Generals Kaulbars
Auftreten in der vorgeſtrigen Volksverſammlung zur Ver-
ſöhnung ungeeignet geweſen, eben ſo wenig, wie die geplante
Reiſe in das bulhariſche Land dies ſei. Die Bevollmächtigten
ſeien überall bei den Regierungen, nicht bei den Maſſen





— —





— —







die Perle des Schwaͤrzwaldes.
1 Roman von Ed. Wagner.
Eortſetzung)

ran Nan ſi c

au S kaun ſich duher den Schret der guten alten
j Al en, als ſie das blaſfe Geſicht des Maͤdchens fah.
Örem c aarg ſich zu einem. Lächeln, entzog ihren Arm
7 '@e‚gleiter und ſagte:

fl)recf'en f}u Gretchen, — Du wirſt meinen Onkel er-
4* Beruhigung Gretchens erzählte ſie kurz den

— lud dann die beiden Herren ein, ins Haus
en n e

“ e nicht,“ antwortete Gleuham; „abır wir wer-
ach

den von Ihrer freundlichen Einladung Gebrauch

dur 4 Einer ehrerbietigen Verbeugung zog er ſeinen

Entfernte ſich mit ſeinem Freunde.

chritten davon, den Bergen und dem Walde zu.

z Döhe Eutfernung vom Pfarrhauſe, als ſie ſich auf
üg 7° Defanden, blieb Lord Glenham ſtehen und blickte

das freundliche Hans. Ein ſeltſamer Slanz

* 2 Augen.

5 2 ſcheinffk Deinen Weg geaͤndert zu haben, Glen-
heuz. ſagte Crafton, feinen Verwaͤndten ſcharf an-

MOS
iſt kein Gaſthaus in Schönau, und die elende
on 170 amı
[)eutll Ausgange des Dorfes bot eine ſolche Menge

e

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M his D Wweiter zu gehen. Warum willſt Du nun blei-
} —
ſſicht 8* wandte ſein von Begeiſterung leuchtendes
erſt 8* Begleiter zu.
en 28 rief er aus, „glaubft Du an Liebe beim
u

S0
) in Crafton's Geſicht blitzte es auf bei dieſer




Frage; aber es war ein düſteres Feuer, welches da in
ſeinen Angen glimmte, ganz verſchieden von dem Strahl
edler Begeiſterung in denen des Grafen.

„Ja,“ antwortete er raſch und rauh, „ich glaube an
Liebe beim erſten Anblicke.“

„Dann wirſt Du nicht über mich ſpotten,“ — ſagte
Lord Glenham. „Ich liebe Alice, Crafton; ich liebe ſie,
wie Romeo beim erften Begegnen Julie liebte. Wie Du
weißt, habe ich nie zuvor geliebt. Ich hatte ein ſo er-
habenes Ideal, welches ich nie in Wirklichkeit gefunden
habe bis jetzt. Dieſe Liebe, welche ſo ſpät, aber mit un-
nennbarer Heftigkeit in mein Herz dringt, iſt die einzige
Liebe meines Lebens. Crafton, dieſes Mädchen ſoll meine
Frau werden, oder ich bleibe bis zu meinem Tode un-
verheirathet.“

„Nur nicht zu haſtig, Glenham“, erwiderte Crafton
etwas ſpöttiſch! Du weißt nicht, wer oder was Fräu-
lein Ronberg ift.”

„Ich will mein Leben darauf wagen, daß ſie rein
und treu iſt!“ rief der Graf leidenſchaftlich. „Das Ueb-
rige kümmert mich nicht.“

„Sie mag von niedriger Herkunft ſein.“

Nein, nein; ich weiß das beſſer. Was ſie aber
auch ſein mag, ich liebe ſie. Ich werde vorlänfig hier
bleiben, Crafion. Geſegnet ſei der Zufall oder das Ge-
ſchick, welches mich hierher brachte. Und wenn ich dies
reizende Thal verlaſſe, wird ſie mit mir gehen.“

Die beiden Maͤnner ſchritten ſchweigend weiter auf
dem auf der Anhöhe am Waldſaum ſich hinziehenden Fuß-
wege; Lord Glenham in füßen Träumereien, Crafton
finfter brütend. Auf ſeinem abgewandten Geſicht lag ein
boshafter Zug, der den jungen Grafen erſchreckt haben
würde, hätte er ihn geſehen.

„So liebt er ſie auch,“ dachte Crafton, und ein Ge-
fühl von Eiferſucht machte ſeine wilden Augen noch un-
hHeimlicher glühen.

„Aber er hat ſie noch nicht gewonnen, und es ſoll








beglaubigt. Jede Megierung müſſe offene Unterhandlungen

mit der Menge als eine Verletzuͤng ihrer Autorität anfehen.

Auch in St. Petersburg werde man das Bedauern über

dieſes Vorgehen theilen, welches den berechtigten moraliſchen

Einfluß Rußlands ſchwaͤchen müßte! Kaulbars Auftreten

entſpreche nicht den Grundzügen des Berliner Vertrages.
Fraukreich.

Baris, 4 Okt. Die dem . Kriegsminifterium naͤhe-
ſtehende France Milttatte“ berichtet über die Spreug-
verſuche in dem Fort Malmaiſon: In den erſten Mo-
naten dieſes Jaͤhres ſchien die gefamte Preſſe ſich durch
Verſuche bennruhigen zu laffen, welche in Deutſchland mit
neuen Geſchoffen gemacht wurden. Dieſelben waͤren mit
einer neuen Pulvermiſchung angefüllt und übten eine ver-
heerende Wirkung auf das Mauerwerk und Erdwerk der
Feſtungen. In der That machte das Haus Krupp da-
mals ſehr ernſtliche Verſuche mit Geſchoſſen deren Hoͤh—
lung mit einem neuen Spreugſtoffe Helhoftt genannt,
gefüllt war. Um der Wahrheit die Ehre zu ceben, müffen
wir geſtehen, daß dieſt Geſchoſſe unverhoffte Wirkungen
übten und dieſe in Preußen ſolches Aufſehen erregte, daß
der Kriegsminiſter ohne Verzuß eine bedentende Beſtellung
dieſer neuen Belagerungsgeſchoſſe beantragte und erlangte.
Um jene Zeit machte man auch inr Bourges Verſuche mit
einem neuen Sprengſtoff namens Melinit. Seine Zut-
ſammenſetzung wurde vom erſten Tage an geheim gehal-
ten. Die erſten Ergebniſſe waren nicht günſtig; aber der
Direktor der Pyrotechnie, der Erfinder, ließ ſich nicht ent-
muthigen und endlich hatte er die beſten Erfolge. Man
erinnert ſich, daß in Bourges bei den erſten Schießüb-
ungen eine Kanone ſprang. Der erſte Schuß ging ohne
Unfall los; bei dem zweiten ſprang aber das Geſchoß in
dem Kanonenlaufe und dieſer wurde zu Pulver verſprengt.
Die Gewalt des Schuſſes war ſo groß geweſen, daß auf
1000 bis 1200 Metex im Umfkreife noch Kanonenſplitter
gefunden wurden. Wie wir ſchon ſagten, folgken auf das
erſte Mißgeſchick die beſten Ergebniſſe, welche von dem
General Boulanger eben in Malmaiſon erzielt worden
jfind. Aus den gemachten Verſuchen ergibt ſich die noth-
wendige Folge, die Profile unſerer Feſtungen nach neuen
Plänen umzubauen, und wir glauben zu wiſſen, daß die
diesbezüglichen Befehle ſchon ertheilt ſind.

Spanien.

Madrid, 3. Okt. Man glaubt die Hinrichtungen
der verurtheilten Rebellen würden auf der Wieſe San
Ifidoro JtatthHaben. Ein großer Zug, an deſſen Spitze die
literariſchen und wiſſenſchafttichen Iuſtitute ſtehen, wird
ſich heute nach dem Königsſchloß begeben, um Gnade von
der Königin zu erflehen. Dieſe Legtere, hierzu geneigt,
wird darin von der unnachſichtlichen Strenge für unerläß-







ihm nicht gelingen. Denn auch ich ſiebe ſie, dieſe unver-
gleichliche Perle des Schwarzwaldes, und ich ſchwöre bei
allem, was mir heilig iſt, daß ſie mein Weib werden ſoll,
— mein Weib, nicht das ſeinige. Er wird offen um ſie
werben: das kann ich nicht thun, da er nicht wiſſen darf,
daß ich ſein Nebeubuhler bin! Aber e& müßte ſonderbar
zugehen, wenn ich ſie nicht veranlaſſen koͤnnte, ihm einen
Korb zu geben, um ſie für mich zn gewinnen. Vor allen
Dingen muß ich ermitteln, wer ſie iſt. Ich muß wiſſen,
ob ſie aus England ſtammt, denn ſie ſteht ganz ſo aus
wie eine engliſche Lady und ihre Ausſprache hat einen
engliſchen Klaͤng. Ah, mag der ſchwärmieriſche Glenham
ſich in ſelige Träume einwiegen, ich werde ihm das Maͤd—
chen doch abtrünnig machen und ihre eigene Entſcheidung
ſoll es ſein, welche ſie ihm mir abringt!”

II.

Aut andern Tage ſprach Lord Glenham, wie er ver-
ſprochen, in Begleitung Craftan's im Pfarrhanſe vor, um
ſich nach dem Befinden des jungen Mädchens zu erkun-
digen. Nachdem Gretchen ihnen geſagt, daß Alice ſich ganz
woͤhl befinde und die beiden Herren empfangen würde,
bat ſie dieſelben in das Studierzimmer des Herrn Pfarrers
einzutreten, indem ſie die Thür deſſelben öffnete.

Herr Böcker ſaß in einem altmodiſchen Lehnſtuhl, in
einem vor ihm auf dem Tiſch liegenden Buch leſend.

Beim Oeffnen der Thür blickte er auf und ſchob ſeine
dicke, ſilberne Brille ein wenig höher. Als er die beiden
jungen Männer ſah, erhob er ſich und ging ihnen einige
Schritte entgegen.

Der junge Graf ſtellte ſich und ſeinen Begleiter vor
und ſprach ſein tiefes Bedauern aus über den durch ſeine
Unvorſichtigkeit verurſachten Unfall.

Der Pfarrer hatte von ſeiner Nichte den ganzen Her-
gang bereits gehört und gab dem Grafen die Verſicherung
daß durchaus kein Grund zu ernftlichen Beſorgniſſen für
Alice vorhanden ſei.


 
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