Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1886

DOI Kapitel:
No. 101 - No. 126 (1. Mai - 30. Mai)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.43926#0471

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext




erger



gamiſtag, 15. Mai



















®
! ! Verantwortl. Redatteur Ph. Klausner in Heidelberg. G eneral-Anzei er Druck und Verlag von Vurm E Pfeffer in Heidelberg.
° ® * ‚ Erpedition Brunnengaſſe .
—— A —— — Zeipaltige Tezeile oder deren — ⏑
2 Mit Trägerlohn, durch die Roft bezogen viertelj. M, 1.25 für Auswärts 10 A, NReclame 20 4. %e} mehrmaligem
d * 2 ohne Zuſtellungsgebühr. Erſcheinen bedeutender Rabatt.
. 22 6 41° Yerkündignngs-Blatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Shwebingen, Wirslog, Sinsheim, Eppingen,
S * 2 113, | Mosbadı, Merkarbifhofshein, Eherbah, Buden, Walldürn, Adelsheim, Tauberbifhofsheim & Wertheim., 1886.
8 8—
7 2 Deutſche? Keich. artige Erbſchaft, welche die Baſeler Milionärin ſchließen werbe. — Die Blodade Nübt bereit ihre
x * 2 ſtarlsruhe, 12. Mai. Von zuverläffiger Seite ihrer Vaterſtadt vermacht hat, das allgemeine Ge⸗ ſchaͤdigenden Birkungen aus; in den letzten zwei
d S| Wird der „F. Ztg.“ geſchrieben, daß die Kandidaten- ſbraͤch und den Stoff für die ſämmtlichen Zeitungen Tagen find 11 Schife gezwungen worden, in die
ÜRe für die Befegung des erzbiihöflihen Stubles ! Nun, das Kapital, das Baſel erworben, war frellich AMuslaufhäfen zuruͤckzulehren; 5 andere wurden auf-
8 @ f ſetzung Viſchoflich ſle
. &\ R bereite hier befindet. Die Wahl des Erzbiſchofs der Rede werth. Eine andere Angelegenheit triit gehracht Trotzden fet, wie die Nepublique fran-
> % | Dürfte indeß erf ſtattfinden, nachdem die noch er: heute in den Vordergrund, das iſt die 500-jährige | catfe und andere Blätter äußern, zu befürchten, daß

4

lebigte Stelle im Domkapitel befeßt {ft. ES wird
Al verburgte Thatſache gemeldet, daß die Regierung
br für eine Kandidatur Lender iſt und diplomatijche



illigeren Bemühungen in diejem Sinne unternommen hat.
Auf der Kandidatenlifte des Domkapitels ift gerr

lung Sender Kbrigens nicht.

— Berlin, 11. Mat. Da die Frau Großherzogin

bon Baden ſich bet der noch wentg vorgefhrittenen
febergenefung des Erbgroßherzoßs ſich von {hrem
ohne noch nicht trennen kann, wird die Katjerin
D lange in der Nähe des Katfers verbleiben, bis
be Fraͤu Großherzogin nach Berlin kommen lann.
Die Katferin wird ich dann ſofort nach Baden-
Den begeben; der Laiſer aber wird wohl nodh
länger bier bleiben, E3 er fich dann zu dem Kurge-
bradch nach Ems begiebt.
Wünchen, 13. Mat. Die Abgeordnetenkammer
Sat den Anträgen des Ausjhufies zemaß von dem
eirage von 140000 M, der far die Erweiterung

Worden war, 95000 M. für eine Kaſerne in Speier
* 45000 far ein Ererzierhaus in Neu-Ulm in
Etat eingeſtellt, und hierauf den Militäretat
ür 1886/87 mit 451/, Miln, — genehmigt. Das
Sanze Etatsgefes wurde mit allen Stimmen ge-
Nehmigt. Die Anträge des Abgeordneten Neßler
[ Aenderungen im Armeegejeß behufs ber Entz
bflftung der Gemeinden wurden von dem Minifter
* Innern lebhaft belaͤmpft vom Hauſe aber mit

gegen 52 Stimmen angenommen.

Schweiz.

8 Zürich, 12. Mat. In der Schwetz gibt es
Qßemlié immer etwas Neues, wenigſtens far die

Lenoſſen. Denn eigentlich wählt man in der
7 beſtändig; gilt e& nicht für den Bunder-
52 an dem alle Kantone gleich intereffirt find,
* in dan einen oder anderen Kantone ein Wahl-
an 9 borsunehmen, aber gewäbhlt wird immer und

* Rantone blickten fiet8 mit Spannung auf das



e

piritu-
i 9
iden,

edertas

ſſe 2%


— wird. Vor einigen Tagen bildete die groß:

Roſenknospe.

Humoreste ven Julius Bielitz

Fortſetzung und Schluß)
ıau wenß nur, daß es gelt für mich iſt, mich
8*— Spazierfahrt anzukleiden“, erwiderte fie
Ü (ütig. „Mithin werden Ste wohl daranı thun
Doß, mir einen guten Tag zu wünfchen und









Ngr
‘ in keine Freundin von Scenen.“

gtfimfi ich zum letzten Nale die Portalſtufen des
* Krucker ſchen Saufes hinabfieg, fagte ich mir,
Un ich das Schickſal für die grauſame Entiaͤuſch-
e verantivortlich machen konne, daß ich ſeibſt
D daran wäre, und daß ich ſie verdient haͤtte.

— Einen Monat ſpäter ſtellte Steinbraͤckers
en ſeine Zahlungen ein, und wie hundert
“ * 7 4*— — — 5
üna../ Teitete ich nicht einen Pfennig von meinem
8 Kapital. Mit einem Schlage war ich faß
* Vann geworden. Es blieben mir nur
8— e Landereien von Lindenhof.
, gept 8 as ſollte ich nun noch in der Stadt? Der
8 mir befreundeie Kreiß, der fich um „Fürft“
»3 4* Uucker geſchart hatie, ſchien in ale Winde
. RAl * zu ſein und die Leute, die fonft refpectvoll
ec aufgeblict hatten, ſahen jetzi verachtlich
4 Üüber die Schulter auf mich herab; fie
16 25788 ıß 44 Daß Bioletta mich zum Narren gehabt und
20 2 mein Vermoͤgen dabei eingebüßt hatte.
* die Stadi hatte für mich viel von ihrem




Cedenkfeier der Schlacht bei Sempach und der Toͤd
Arnold Winkelrleds, welche am 9. Juli begangen
werden ſoll. Es wird tapfer vorgearbettet in Poefie
und Proja, in Aufforderungen zur Beiſteuer für
eine Winkelried-Stifiung, die den Zweck haben ſoll,
arbeitsunfäbige Landwehrmaͤnner dder die Hinter-

landovertheidiger zu unterſtůtzen, ſowie ein National-
Denkmal auf dem Schlachtfelde zu errichten. Be-
kanntlich beſteht ſchon ein Winkelried⸗Denkmal zu
Stanz. Bet dieſer Gelegenheit wird eine recht in-


bei Sempach der Freiheit eine Gaſſe und den Eid-


feindlichen Ritter geöffnet? Die ſtrenge kritiſche
Heſchichtsforſchung iſt mit Wilhelm Tell ſchon
Tänger fertig. fie verweiſt ihn als ſagenhafte Ge-
talt aus ihren Annalen; aus dem Gerzen des
Volkes wird fie ihn aber nie bannen und er wird
leben, ſo lange es eine freie Schweiz gibt und ſo
lange man von unſerem Schiller ſprichi. Schwiert:
ger ſtellt fich die Frage betreffs des tapferen Win-
kelried, und da {ft denn nach und nach eine um-
fangreiche Literatur angewachſen, die gerade in die-


worden iſt.
Fraulreich.

Paris, 13. Mai. Die Ankunft des Grafen
Vony in Paris wird nach ſechs Tagen erwartet.
Sofort nach dem Wiederzuſammentritt der Kammern
wird ein Gelbbuch, enthaltend die Schriftſtucke uber
die Angelegenheit Rumelien und Griechenland, ver:
theilt werden. Wie es heißt, iſt Freichnel ent-
ſchloſſen, fernernhin nicht mehr ohne die Zuſtimmung

einzugreifen. — In der Kammer ſoll in Beant-
wortung einer Interpellation den Mäckten kundge-
geben werden, welche Abſicht Frankreich bei feinem
Vorgehen gehabt hatte. Hier zlaubt man, daß fich








— — 4



und Herrlichkeit von Equipagen und Palaͤſten Lebe-

— ß SC

ſicheren Bank liegen zu haben. Und ich ſchrieb der

$

2




haus von Lindenbof in Ordnung hielt, ich würde
j in den naͤchſten Tagen dort eintreffen.

Dann verkaufte ich die huͤbſchen Möbel meiner
Junggeſellenwohnung, packte die kleinen goſtbarkeiten
7in ein paar Kiſtchen und zog Geimwärts. Vol
Sehnſucht dachte ich an Rofenknospe. Ich ſtellte
; mir vor, wie fie das Köpfchen haͤngen ließ, ſo
bleich, ſo traurig und doch, das wußte ich, warde
; i fie habſcher finden denn je. Wie hatte fie mich
geliebt, und wie undankbar war ich nicht für ſo
diel Liebe geweſen! Und ich nahm mir mit freudig
; Hopfendem Herzen vor, ſie nunmehr für alle® Boͤfe
; bas ich ihr zugefülgt, mit allen mir zu Gebote
ſtehenden Mitteln zu entſchaͤdigen.

Ich ſetze im Geiſte Briefe auf, in denen ich mit
den ruͤhrendſten Worten um Verzeihung bat, und
ı i wır uͤberzeugt, fie wuͤrde mir die erbetene Ver-
/ 3ethung mit taufend Freuden gewähren. Kein
Weib hört jemals auf, den Mann zu lieben, den
fie einſt geltebt, wiederholte ich mir immer wieder.
Ja, nach einem kurzen Schmollen, das ich ihr gern
nachſehen wollte, wuͤrde Roſenknoſpe wieder für
mich aufblühen! Ich war deſſen ſo ficher, wie des
Umſtandes, daß jetzi nicht die Sonne, ſondern der
Vollmond auf die raſſeliden Wagen des Eijenbahn:
zuges herableuchtete.



das griechiſche Parlament nicht fo vernuͤnftig ſein
werde, für die Abruͤſtung zu ſtimmen.
Italien.

Rom, 9. Mai. Der peſchaͤftigungsloſe Handels-
Agent Fagrocu ſchlich ſich geſterů Abend, wie den
„RN. B. T.“ gemeldet wird, in die Kirdje Sanl
Tgoftino ein und beraubte während der Nacht das
Madonnenbild des geſammten koſtbaren Schmuckes

im Berthe von mehr als 30000 Lire. Als der
Meßner am Worgen die Thuͤre geöffnet hatle, er
blidte er den Dieb, der eniſchlapfen wollte. Nun

begarn eine wilde Jagd durch die Kirche, wobei
der Verbrecher die Altäre, Heiligenbilder und Bet-
; Rühle umwarf; die auf die Rufe des Meßners her-
beigeeilten Wachen fauden den Dieb unter dem
Altare. Der Generalvikar ordnete ein Triduum
zur Entſſihnung und Wiederweihung der Kirche an.

Griechenland.

Atheun 12. Nai. Die Bildung des neuen
Labinets Valvis iſt nunmehr erfolgt. Daſſelbe iſt
folgendermaßen zuſammengẽſetzt: Valvis Präſidium
und Juſtiz, Luriott Aeußeres, General Mezeis Krifen
Lrietz/ Augerinos Finanzen, Kapitan Miaulis Marine
Vapiliepuls Inneres, Profeſſor Benizelo, Kultus,
Das Miniſterlum iſt ohne ausgeſprochene politifche
Farbe und ſoll vor allem die M brüßung durch-

faͤhren.



England.

London, 12. Mai. Moſt, deſſen Verhaftung
woir bereits gemeldet haben, wurde zu haͤlb be-
kleidet unter einem Bette liegend, angetroffen. Er
war zuerſt erſchreckt, faßte fich dann aͤber und er-
llärte er haͤtte ſich fraͤher bereiis für die Fretheit
im Gefängniſſe befunden und waide für diefelbe
wieder dahin gehen. Ein netter Freiheitoheld!

Auerila.

Newyort. 12. Mai. Aus Kanſas City, Miſſourt
lemmt die Weldung, daß daſelbſt ein furchtbarer
Sturm und Wollenbruch geſtern gehauſt hat. Ein
Theil des Gerichtsgebaͤudes wurdẽ von Orkan zer-
Rört und eine Anzaͤhl von Perſonen erlitt Verketz-

Ungluck lommt ſelten allein. das iſt ein alte8,
wahres Sprichwort. Die auf mich einſtuͤrmenden
Gedanken machten mich nervös und führten ſo zu
einem ernſten Vorfall. Ich war auf einer Statioͤn
nicht weit von dem Ziel ineiner Reife abgeſtiegen
und Fehrte erſt zu dem Wagen zurüc, als der Zug

Ich eilte ihm nach
griff nach dem Gelaͤnder der Wagentreppe und














worfen.
Dann folgten in meiner Erinnerung wilde,
angſtvolle Träume, aus denen ich endlich mit einem


in einem Bett in einem kleinen Zimmer mit weißen
Fenſtexrorhaͤngen und einem Toͤilettentiſch. Neben
mir ſtand eine Dame im Geſellſchaftoͤtreiſe mit
Spitzen und Bändern.

Jest hörte ich, wie Jemand leiſe ſagte:

„Ja, ja, ich denke, er wird durchkommen.“

An der Stimme erkannte ich ſogleich meinen
alten Belannten Hugo Reuter.

„Wie kommen Sie hierher?“ fragte ich und
verſuchte mich aufzurichten, was mir aber nichl
gelang.

„Nun., ſagte Hugo, „meine Frau und ich
waren auf dem Bahnhof, als man dort mit Ihnen
anlangte. Ich ſah. Sie waren nicht wenig verletzt,
und wir ließen Sie herbringen. Dies iſt mein
Haus.“

„Das Ihrtge? und Sie find verheirathet und
praktifieren bereits?“

„Ja, ach ja. Und Sie haben böſe Tage



durchgemacht, aber bald werden Sie ganz wohlauf
ſein. Roſenknospe wird es Ihnen beſtätigen.“


 
Annotationen