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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1886

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No. 77 - No. 100 (1. April - 30. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43926#0347

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No. o Ande Ueberſchwenimungs⸗Kataſtrophe iſt auch in
— üieſem Jahre nicht ausgeblieben. Noch vor wenlgen
uch. agen herrſchte hier wie im Danziger Werder, deſſen
un{$ oͤoͤtteruns unter der Wafjerkalamität der Weichfel
* ndung am meiſten zu leiden hat, die Meinung,
faktu | ß in dieſem Jahre die Eisblöde gefahrlos nach
ı grol \ &x See geſchwemmt würben. Allein das war eine
untel Lauſchunz. Die Kataſtrophe ſollte eine noch trau-
gen 3nl } Bgere werden wie im Jahre 1883. Noch am Frei-
Abend, da die Elsmaͤſſen immer mehr der Mun-
Iiag bei Neufaͤhr zudraͤngten, hoffte man, daß die
thaun efahr einer grbßeren Ueberſchwemmung diesmal
ilſen \ Brhütet bleiben wurde. Doch in der Nacht vom
Leitag auf Sonnabend bereitete ſich die Kataͤſtrophe

* * \ Br, und am Sonnabend Vormittaz gegen 10 Uhr
(Ba der Weichfeldbamm unter dem furchtbaren

— Itucte der Waſfer⸗ und Eismafjen bei Weßlinken
ich und mit Blitzesſchnelle ergoß fich nuͤn der
zmann \ Birom nach dem Werder, dieler ſchoͤnen landwirth-
S. + haftlichen Oaſe an unſerer Oſtſeekuͤſte. Die Muͤn⸗
Tono. 4l ıng war durch giganiifche Eisblöde verftopft und
) Ser NF war nicht nur das ganze Danziger Werder dem
Z. M EHemente preisgegeben, auch der Hafen unferer Stadt

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erantwortl. Redatteur Ph. Klausner in Heidelberg.





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4N 84.

ie diesjährige Weichſel-Kataſtrophe.
Die faſt alljaͤhrlich nach dem Eisgange eintre-
























Yıpar aufs Aeußerſte gefaͤhrdet, zumal die Holzlager
guf der „todten Weichfel“ bis nach Neufahrwaſſer,
X eren Werth ſich auf Millionen beläuft, losgeriſſen
nd dem Meere zugeſchwemmt zu werden drohten, ganz
bgeſehen von den im Hafen liegenden Schiffen und
Moten ꝛc. Vorkehrungen wurden allerdings raſch
Menoffen, doch fie wären, wenn niht dald die Si8s
— geweſen. Glucklicher Welſe aber loͤſten fi
Öfte Eismaſſen an der Muͤndung und die Gefaͤht
war wenigſtens vorlaͤufig beſeitigt. Indeſſen ganz
ind wir von dieſer Seite der Waſſerkataſtrophe auch
eute, am Sonntag, noch nicht bewahrt. Denn
Immer noch drängen gewaltige EisMumpen heran,
Und außerdem trat geſtern Abend ein zweites Hoch-
aſſer ein, welches ſo ungeſtiim verheerend wirkte,
Maß ſchauluſtige Perſonen pibtzlich faͤſt mitten ini
Waſſer ſtanden und nur mit Noth ſich zu retten
vermochten. Die Anwohner der Weichſelmuͤndung

uichten naturlich zu retten, was ohne Gefahr thres
Lebens zu retten war. Vieh trieb man in die Siadt,

* Die Falſchmünzer.

riminal s Roman von Guſtav Löffel







(49 Fortſetzung.

Durch Alopfen an die Faͤſſer ermittelte Eduard
deren Hohlheit. und er bediente fich dadurch des
zroͤßten Schluͤſſels, was einen helleren Klang gab.

Nach vielem vergeblichen Suchen glaubte Eduͤard
endlich etwas gefunden zu haben. Ein großes Faß
gab nur einen dumpfen Klaͤng von fich, als wenn



es nicht ganz hohl ſei. Dasſelbe ſtand aufrecht,
und da es oben feſt verſchloſſen war, vermuthete
Eduard, daß man es nur umſtuͤlpen fönne, um auf


Indem er nun, um beſſer ſehen zu koͤnnen, mit
dem der Laterne entnommenen Licht an dem Faß
herumleuchtete ſetzte er einen zum offenen Spundloch
heraushängenden weißen Faden in Brand.

Was Eduard nur für ein Erlennungszeichen
gehalten, erwies ſich nun als eine Zündſchnur,
welche fich raſch nach dem Innern des Faſſes zu
verzehrte, als daß er fie noch haͤtte herausreißen
loͤnnen.

Ein furchtbarer Gedanke durchzuckte ihn blitz-
artig; aber nicht minder raſch war ſeine Bewegung
nach dem Faſſe, welches er umzuſtuͤrzen verſuchte.

Es war dies nicht ſo leicht! Aber die Ver-
zweiflung, in welche jener Gedanke ihn ſtuͤrzte, ver-
lieh ihm Rieſenkraſt.

Das Licht fiel zur Erde — er trat es aus;
aus der ihn umgebenden tlefen Nacht glimmte nur
noch der leuchtende Funke, welcher ſich ziſchend durch













Betten und ſonſtiges Hausgeraͤthe brachte man theil-
weiſe auf die Duͤnenhöhen an der Meereskaͤſte.
Menſchenleben find bis jetzt nicht zum Opfer ge-
fallen; hingegen wurden Scheunen und viele andere
Landwirthſchaͤftsgebaͤude, auch Wohnhaͤuſer der
Niederung entweder total umgertſſen, oder ſo ſtark
beſchaͤdigt, daß ſie vollſtaͤndig renovirt werden muſſen.
Der angerichtete Schaden ift uͤberdies in dieſem
Augenblſcke noch gar nicht zu uͤberſehen. Jedenfalls
beziffert er ſich auf viele Hunderttauſende, wobei



wir noch gar nicht beruͤckfichtigen wollen, welche
Nachtheile den uͤberſchwemmten Feldern in ihrer be-
vorſiehenden landwirthſchaftlichen Bebauung erwachſen
find. Sollten wirklich die Eismaſſen mit Ungeftüm
in die „todte Weichfel“ dringen und in dem Hafen
mit ſeiner Umgebung ihre Verheerungen fortfetzen,
alsdann wäre der Schaden geradezu unermeßlich.
Uebrigens haͤtte vielleicht die diesjährige Kataſtrophe
verhütet werden können, wenn die Eioͤbrechdampfer,
ſtait müßtg im Plehnendorfer Hafen zu liegen, den-
ſelben rechtzeitig verlaſſen hätten und nach der See
gedampft wären, um von dort aus die Eismaſſen
an der Mündung zu ſprengen und eine Stopfung
zu verhindern.

Leutſches Keich.

tarlsruhe, 6. April. Die Herzogin von Naſſau
von dem Großherzog an den Bahnhof geleitet, iſt
heute fruͤh mit dem Ortentexpreßzug nach Wien
gereiſt — Geſtern traf Prinz Ludwig Wilhelm
von Potedam wieder hier ein. — Noch find zwar
die offizlellen Vergnuͤgungen nicht wieder in dem
Refidenzſchloſſe eroͤffnet, wie dies wohl ſonſt
in Anweſenheit des Landtags der Fall zu ſein
ſcheint; aber mit der ſtetigen Genefung des Erb-
großherzogs bewegt ſich das trauliche Familienleben
unſeres fuͤrſtlichen Hauſes wieder froher und zu-
verläffiger, erhoͤht durch die Anweſenheit der drei
Kinder unſeres großhe zoglichen Paares.

ſtarlor uhe, 4. April. Vor dret Tagen tagte
hier der badiſche Eiſenbahnrath in ſeiner 11. Sigung
unter dem Vorfitz Sr. Exzell. Geh. Rath Ellſtaͤtter.





Der erſte Gegenſtand der Tagesordnung war die
Ausgabe von Jahres⸗Abonnementslarten fuͤr das ganze
badiſche Bahnnetz. Es wuͤrden nach Analogie an-
derer Bahnen die betreffenden Billets 650 M,
480 Mt. und 300 M far die 3 Alaffen Koften. !

dieſelbe fortpflanzte. Wohin? Nach einem kleineren
Faß, welches mitten in dem großen Faß, d. h. von
dieſem bedeckt geſtanden.

Eduard riß die glimmende Zuͤndſchnur aus dem ˖
ſelben in dem Augenblick heraus, wo fie faſt bis
zum Faßrand verbrannt war.

Er zerdruͤckte den Funken in der Hand, denn
er wußte nicht, ob er, wenn er hier fortgeſchleudert,
nicht anderswo zuͤndete.

Nach einer kurzen Pauſe der Erhohlung von
ſeinem tödtlichen Schreck griff er nach dem oben
offenen kleineren Faß. Dasſelbe war bis zum
Rand mit einer pulverfoͤrmigen feitigen Maſſe an-
gefuͤllt, welches aber doch kein Pulver zu ſein ſchien,
was Eduard anfänglich vermuthet hatte.

Dennoch fürchtete er, daß etwas dem ähnliches
in dem Faͤßchen enthalten ſei, und ſo ging er eine
Strecke weit weg mit dem Licht, ehe er es wieder
entzündete.

Erſt als er es wieder unter dem Verſchluß der
Laterne hatte, näherte er ſich noch einmal dem ver-
hängnißvollen Faſſe.

Er fand daſſelbe mit einer graubraunen, fich
fettig anfuͤhlenden Maſſe angefuͤllt, deren wahren

war er keinen Augenblick in Zweifel daruber, daß
er es hier mit einem neuen Sprengſtoff, vielleicht
mit Dynamit, zu thun habe.

Er wurde in dieſer Annahme beſtaͤrkt durch die
wieder aufgefundene Zuͤndſchnur, auf welcher an
ihrem außerſten Ende ein Zuͤndhuͤtchen feſtgekniffen
war. Eduard hatte mehrfach von dem Dynamit
und ſeiner Entzuͤndung geleſen, und dieſe Bereitung




laum vorhanden und auch ein Vorſchlag des Herrn
Geh.Rath Eiſenlohr, Karten für eine beſtimmte
Lilometerzahl, x B. 5000, auszugeben, fand keine
Zuſtimmung. Der zwelte Gegenſtand der Tages-
ordnung war die freie Mitnahme, reſp. die Fracht
von Paſſagiergepaͤck. Es wurde beſchloſſen, durch
die Schaffner und Portiets der Bahnhöfe dafıkr
Sorge tragen zu laſſen, daß nicht Handgepaͤck in
ſolcher Welſe in das Coupe mitgenommen werde,
daß die Mitreiſenden belaͤſtigt winden; ferner wurde
die Minimaltaxe für eingeſchriebenes Gepaͤck auf
20 Pfs. herabgeſetzt. Ueber den dritten Punkt der
Tagevordnung, die Transportſaͤtze für einzelne
Stuͤcke Vieh, wurde beſchloſſen, nur ſolchem Zucht-
vieh, welches wirllich zur Veredlung der Viehraſfen
diene, eine Vergünftigung zuzugeſtehen, Zugvieh da-
gegen auczuſchließen Ueber Milchvieh waren die
Stimmen getheilt. Der weitere Gegenſtand der
Verhandlungen, die Einfuhrung ermäßigter Stuck-
gutfrochten für gewiſſe Artikel und die Aenderung
der Tarifirung von Guͤtern des Speztaltartfe III
in Ladungen von 5000 Eg. endete nach eingehen-
der Srörterung namentlich auch der finanztellen
Seite der Frage mit einer Verneinung der Beruͤrf-
nißfrage. Die Sitzung ſchloß mit einer Beſprechung
des Sommerfahrplanes.

Berlin, April. Geichetag) Bei fort-
zeſetzter Berathung der Unfallverficherung für land-
und forſtwirthſchaftlicher Arbeiter wiederlegt Staats-
ſekretaͤr Botticher die Behauptung Barths, daß die
berufoͤgenoſſenſchaftlichen Einrichiungen kurchbrechen
und daß letztere ſih die Unfallverficherung unge-
eignet jiılen. Die Regierung ſei uͤberzeugt, den
Arbeiterklaſſen mit der Vorlaͤge eine Wohlihat zu
erweiſen und bitte er, dieſelbe anzunehmen. Die
Paragraphen 12 bis einſchließlich 46 werden darauf
mit unerheblichen Abänderungen nach den Rom-
miſfionebeſchluſſen genehmigt. Nach unerheblicher
Debatte wurde der Reſt des Unfallverficherungoge-
ſetzes für landwirthſchaftliche Arbeiter nach den
Rommiſſionsbeſchluͤſſen erledigt und in dritter Leſung
der Vertrag mit dem Sultan von Zanzibar ge-


berechtigten der polniſchen Sprache). Morgen Be-
rathung des Milttaͤrpenfionsgeſetzes.

der Zuͤndſchnur deutete auf ſolch furchtbares Spreng-
malerlal.

Er mußte ſich vor der Hand mit der Vernich-
tung des Zuͤnders begnügen, und ſtuͤlpte nun, das
größere Faß wieder auf das Kleinere, ſo daß für
den Augenblick keine Gefahr obwaltete Dieſelbe
konnte rur durch Einlage eines neuen Zuͤnders zu-
rückgerufen werden.

Natuͤrlich beſchaͤftigte fich Eduard zunaͤchſt mit
der Frage, warum ſein Vater wie ein zweiter Guy
Fawles unter ſeinem Palaſt eine ſolche Mine legte,
und er kam zu keinem anderen Reſuliat, als dies
mit der einzigen Abficht geſchehen, Jenen gelegent-
lich in die Luft zu ſprengen. Und damit ſtand er
wieder vor der Frage warum?

Der zunächſtliegende Gedanke war der, daß ſein
Vater in eine Verſchworung verwickelt oder Mitglied
einer geheimen Anarchiſtenverbindung war, welche
bei ihm ihr Depöt hatte. Als er aber noch weiter
daruͤber nachſann und ſich Alles vergegenwaͤrtigte,
was ihm von dem Charakter und der Lebensweiſe
ſeines geſchäftstuͤchtigen Vaters bekannt geworden,
ſchien ihm das ſchier unglaublich. Warum haͤtte




Außer dieſer gab es aber nur noch zwei Aus-
legungen für dieſe furchtbaren Vorbereitungen.
Entweder handelte ſein Vater im Irrfinn von Ver-
folgungswahn ergriffen, oder dieſe Räume bargen
außer dem Sprengſtoff noch etwas, das nie entdeckt
werden durfte und um deſſentwillen, das hetßt, um
es nie zu Tage kommen zu laſſen, Jener bereit
war, ſein ganzes Haus in eine Trummerſtaͤtte zu
verwandeln. Was konnte aber anders ſein als ein








































































 
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