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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1886

DOI Kapitel:
No. 77 - No. 100 (1. April - 30. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43926#0369

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dounerſtag.

Verantwortl. Redakteur Ph. Alausner in Heidelberg.



Erſcheint täglich außer Nontag. Abonnementspreis mit dem
voͤchentl. Unterhaltungsblatt für Leidelberg: monatlich 50 4
mit Trägerlohn, durch die Poſt bezogen viertelj. M. 1.25






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ohne Zuſtellungsgebuhr.
B 89.

deutiches Keich

Berlin, 12. April. Die hiefige Kriminalpoltzet
forſcht nach den Urhebern eines großen Poſtdieb-
tahles. Aus einem Briefpacket wurde In der Nacht
vom 30. März ein an ein hiefiges Bankhaus ge-
tichteter rekommandirter Brief geſtohlen, welcher
Effekten im Werthe von einer Viertelinillion Maͤrk
nthielt. Die Nummern der vermißten Papiere find
bisher unbekannt.

Berliu, 13. April. Im Herrenhauſe fand
keute die Einzelberathung des Ktrchengeſetzes ſtatt.
Biſchof Kopp dankt Bisniark für feine zeſtkigen und
far die Katholcken hoch erfreulichen Ausfüährungen,
denen gegenüber Miquel’S Aeußerungen fehr er-
laltend gewirkt haͤtten; er betont das Enizegenlommen
der Kurte. Die Bedenken, welche an die letzte
Lote Jalobinis gegnuͤpft ſeien, wären unzutreffend;
Redner befürwortet die Annahme ſeiner belannten
Antraͤge. Paragraph 1 der Vorlage mit dem An-
trag Kopp wird in der Abſtimmung mit 128 gegen
46 Stimmen angenommen; dafur hatte auch Bis-
marck geſtimmt. Der Antrag Rothkirch, den Reſt
der Vorlage mit den Amendements von Kopp en
bloc anzunehmen, wird abgelehnt und hierauf die
Übrigen Paraͤgraphen durchweg in der Kommiffions-
faſſung mit den bekannten Nopp'ſchen Amendemente
angenommen, ebenſo das ganze Geſetz in der Schluß-
abſtimmung genehinigt.

Stuttgart, 13. April. Unter Kanonendonger
Glodengeläute und dem begeiſterten Jubel der
Bebölferung haben die Eoben Neuvermählten, Prinz
Wilhelm und Gemahlui, ſoeben ihren Einzug in
Stuttgart gehalten. Auf dem Bahnbofe fand die
Vorſtellung der hoͤchſten Staatsbeamten und Hof-
Hargen ſtatt, worauf Oberbürgermeifler Hack die
Begrüßungsrede hieli. Das hohe Paar fuhr durch
die Neihen bildenden Gewerke und Vereine Nüber
den Schloßplatz in den Palaſt. Es find fehr viele
Fremde in Stuttgart eingetroffen. Nachmitiags ift







Lanz dem hohen Paare ein Staͤndchen bet welchem
Anlaſſe der Schloßplatz eleltriſch beleuchtet wird.
Nüuchen, 18. April. Die Verhaͤltniſſe der kgl.
Labinetolaſſe ſcheinen nun leider doch noch voͤr
Gericht zur Sprache kommen zu ſollen. Wie der
dolkoparteiliche.,Nuͤrnberger Anzeiger“ meldet, iſt
die koͤnigliche Kabinetskafie bis jeßt von Gewerbe

die Zalſchmünzer.

Kriminal » Roman von Guſtav Loffel









(54. Fortſetzung.

Und wer war es?

Jemand, deſſen bloßer Anblick genuͤgte, um
Tuprat erbreichen und verſtumuen zu laſſen — der
Mann aus dem Fuchoͤbau, welcher den Zettel auf-
gehoben, den Duprat ſeinem Freunde Drhden zuge-
ſchoben, und der dann Neubert zu Boden geſchlagen,
als er ſich nach dem Buͤndel buͤckte. Das waͤr eine
wirklich unerwaͤrtete und unwillkommene Begegnung.

„Guten Tag!“ nickte der Andere frech vertrau-
lich dem geangfiigten Duprat zu. „Habe fie end-
lich HerauSgewittert und mir, da ſie fonſt nicht zu
aben waren das Vergnügen hier gemacht —*

„Geſtatten Sie,“ wandte der Kommerzienrath
Öier hanufch ein „daß ich der Chef diefes GHerin,
Au meinen lleinen Antheil am Vergnügen be-

mme. Vorerſt wer find Sie und was wollen
Sie hier?“

„Ach ſo — Chef — Angeſtellter —“ ſagte der
„Faules Geſchaͤft das!“

„Meines?“ fragte gereizt der Kommerzienrath.

„Ach, na nu! lachle der Andere. „Das wäre!
Ein Hundertſtel von dem wuͤnſche ich mir man bloß,
das Sie haben ˖ Aber ſchade/ daß Sie es nicht
ſnd, an den meine Sendung gebt. Der Ferr da
Yat wohl wenig, wie? oder gar nichts?“










Der Kommerzienrath blickte erſtaunt auf Duprat,
der noch immer jHwieg und Geunrubigt auf den |
Fremden, der fein Mugenmerk jeßt auf vas ihm *


| 18868.,

|







leuten, Fabrilanten u. ſ. w. auf den Betrag von

1'/, Millionen Marl verklagt worden. In den

meiſten Fällen liegen gerichiliche Faͤlle vor; In

einigen iſt muͤndlich Verhandlung vor dem Land-

gerichte Nuͤnchen I auf Anfang Mai anberaumt.
Belgien.

Brüſſel, 12. April. Eine Strile iſt ausge-
brochen unter den Dockarbeitern in Autwerpen. —
Die Kammerwahl in Bruͤſſel iſt auf den 10 Mai
feſtgeſetzt. — Der ruſfiſche Geſandte Graf Bludow
iſt geſtern hier geſtorben.

Bulgarien.

Sofia, 12. April. In ſeiner Antwort an
den Geoßvezier auf die Mitihellung des Konferenz-
beſchluſſes erklaͤrt der Faͤrſt, daß er fich unter Auf-
rechterhaltung der von ihm gemachten bekannten Vor-
behalte der einſtimmigen Entſcheidung der Maͤchte
füge. Den hiefigen Vertretern der Maͤchte erwiderte
die Regierung, daß ſie von der gemeinſamen Note
über den Konferenzbeſchluß Alt genommen habe.

Lueland.

London, 12 April Unterbaus. Gladſtone er-
flärt, wenn die Debatte über die triſche Bill morgen
abſchließe, werde das Budget am naͤchſten Donnere-
tag und die iriſche Bodenankaufs⸗Bill naͤchſten Mon-
tag vorgelegt werden. Churchill bekaͤmpft die irlſche
Verwaltungs Bill, weil ſie die Suprematie des
Reich?parlaͤments und die Souveraͤnetaͤt der Königin
über Irland zerſtöre. Sr bedauert, daß es nicht
ablich ſei, in der erſten Leſung ſchon die Bill zu
beanſtanden. Ruſſell neralanwalt) erwiderte das
Reichsparlament erließ die Geſetze für Irland ent-
weder zu ſpaͤt oder nicht im Sinne des iriſchen
Voltes. Die Vorlage Gladſtones erſtrebe die Legis-
lative Irlands, von deren Kempetenz gewiſſe Fragen
ausgeſchloſſen ſeien, wodurch die Oberhoheit der
Königin und des Reicheparlaments aufrecht erhalten
wuͤrden. Ruſſell ſchließt, Gladſtone's Vorſchlag
müſſe fruͤher vder ſpaͤter angenommen werden, beſſer
jetzt, als nach iriſchen Zwangsmaßregeln. Jetzt


ſpäter eine feindſelige ſein.
Amerila.
Newyort, 9. April. Eine Depeſche aus
St. Louis beſagt, daß die feiernden Arbelter daſelbſt
abermals verſuchten, in die Eiſenbahn⸗Werkſtätten




— 2—




mit Goldſtücken ganz bedeckt war.

„Ich muß doch bitten —“ ſagte er dann.

„Was denn?“ fragte der andere naiv.

„Sich irgendwie zu legitimiren.“

„Ach, iſt ja nicht noͤthig, Alter,“ ſagte mit
abermuthigem Spolt der häßliche Menſch. Es ge-
nügt wohl, wenn ich Ihnen ſage, mein Name iſt
— Fuchseiſen, denn ſo feſt halle ich den, der —
Gott bewahre! mir einmal unter die Finger kommt.
Aber der Herr da kennt mich ja ſchon. Er weiß
ja, wo wir zuſammengetroffen und was ich von
ihm will.“

„Iſt das ſo?“ fragte ganz erſtaunt der Kom-
merztenrath.

„Allerdinge, Herr Kommerzienrath, entgegnete
Duprat in toͤdtlicher Verlegenheit. Und zu dem
Anderen gewendet, ſagte er: So kommen Sie doch
nur hinaus. Ich finde Ihr Betragen unbegreiflich.
Ich werde Ihnen die gewuͤnſchte Auskunft ſchon
geben; aber doch nicht hier.

„Va, und wo denn?“ fragte der Fremde trotzig.

Das — werde ich Ihnen draußen ſagen.“

Der Andere brummte Etwas; aber Duprat der
ſeine Faſſung wiedergewonnen, ſchob ihn vor ſich
her zur Chüre hinaus. Er waͤhlte die Thuͤr nach
dem Korridor.

„Wohin?“ fragte draußen der Eindringling.

„Sierher,“ entgegnete Duprat. Er zerrte ihn

„Hinaus? Oho!





noͤthigen, ſich der Arbeitseinſtellung anzuſchließen ˖
Sie griffen die Viee⸗Marſchaͤlle an, die auf die
Unruheſtifter Feuer gaben, in Folge deſſen mehrere
derſelben getödtet wurden. Die felernden Arbeiter
in Little Rock, Arkanſas, haben ebenfalls zu Ruhe-
ſtörungen Anlaß gegeben; während derſelben wurde
der Vlee Sheriff erſchoſſen. Ein weiteres Telegramm
aus Oft-St, Louis meldet, daß die Viee⸗Marſchaͤlle
auf die Feiernden feuerten, ohne zuerſt angegriffen
zu werden. Im ganzen wurden 4 Perſonen getödtet
und 2 verwundet, darunter eine Frau Eine Ab-
theilung Miliztruppeu hat Befehl erhalten, fich nach
der Stadt zu begeben.

Aus Ba aan Feru.

Vtaunheim. 12. April. Den Bemühungen
des Lomites zur Herſtellung einer zweiten feſiſtehen-
den Brüde oder aber doch elnes eiſernen Steges
über den Neckar iſt es gelungen, den Bankier Gold-
ſchmitt aus Ludwigshafen im Verein mit Herrn
Roͤßl in Nuͤnchen zur Bereiterklärung einer Geld-
lotterie zu gewinnen. Es wird allgemein gehofft,
obwohl in Baden eine ſolche Lotterie ſeither nicht
genehmigt wurde, die großh. Regierung werde eine
Aubnahmeverordnung erlaſſen und daͤdurch einer
für den Verkehr mit der Neckarvorſtadt nothwendi-
gen Verbindung ſeine Unterſtuͤtzung nicht verſagen.

* Freiburg, 13. April. Die feierliche Bei-
ſetzung des verflorbenen Erzblſchofs Dr. Orbin fand
heute unter koloſſalem Andrange der Bevoͤlkerung
ſtatt. Die Phyſiognomie der Siadt iſt eine wuͤrde
volle; ganz Freiburg betheiligie ſich, ein yroßer
Menſchenzuzug aus der Nachbarſchaft iſt zů ver-
zeichnen. Eine große Zahl Geiſtlicher, Miiglieder
des höchſten Klerus aus dem ganzen Lande, Depu-
tationen aus vielen Staͤdten des badiſchen Landes,
wie Vannheim, Heidelberg, Bruchſal Karlsruhe 2C.
aus Hohenzollern und den benachbarten Dibzeſen
| nehmen an der Beerdigung Iheil. Viele Vekeine
mit beflorten Fahnen, die Schulen ſchreiten dem
Zuge voraus. Das feierliche Requiem celebrirte
Biſchof Dr. Roos von Limburg, kurz nach 11 Uhr
war daſſelbe nebſt den fich anſchließenden Cermonten
beendigt In dem impoſanten Leichenzuge bemerkt
man den Oberhofmarſchall Freiherr von Gemmingen
als Vertreter des Großherzogs, Hofmarſchall von
Freyſtett als Vertreter des ErbgroßherzugS, Mini-







Wie können

was wollen Sie überhaupt von mir?“
„Was lann ich wollen,“ entgegnete der Andere
ausweichend.„Geld natürlich !“

„Sald?“ fragte Duprat entſetzt. „Sie wollen
mich ſchrauben? Nur weil Sie mich einmal zu-
fällig im Fuchsbau geſehen haben, wohin mich und
noch einen Freund die bloße Neugterde Lockte.”

„Neugierde — hm, hm!“ kicherte der Andere.
Was fie nicht ſchlau find! Und die Sachen — he?

„Sachen?“ Was für Sachen?

„Na nu, na nu! Thun Sie doch nicht ſo.
Werden ſich doch noch des Buͤndels Maslenkoſtume
entfinnen, welches der Kahnfuhrer —“

„Ja, ja, was ifts damit? fragte Duprat raſch

und erregt.
„Damit? Nun, ich habs. Das ifts damit“

„Sie? Und wetter?“

„Was denn weiter? Thun Sie doch nicht,
als wenn Ihnen an den Sachen Nichts gelegen
waͤre, und ſagen Sie lieber gleich rund heraus, was
Sie dafür zahlen wollen.“

„Ich? Nichts.“

Nichte? ſtaunte Fuchseiſen. „Das heißt, Sie
beginnen mit Nichts, um nachher recht wenig bieten
zu fönnen. Ich bin aber kein Nann von vielen
Worten und nehme meinen Antheil, wenn man thn
mir nicht giebt. Alſo da Sie nur Angeſtellter,
aber jedenfaͤlls in guten Verhaͤltniſſen find — zehn-
tauſend Mark für das Bündel innerhalb dreier



Hiermit faßte Jener feſten Fuß und nahm eine
drohende Haltung gegen Duprat ein.
„Aber Menſch,“ ſagte dieſer leiſe und beguͤtigend.

Tage an einem beſtimmten Ort, ſonſt komme ich


Duprat wechſelte die Farbe.


 
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