Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1886

DOI Kapitel:
No. 150 - No. 176 (1. Juli - 31. Juli)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43926#0721

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Samftag,
"'%m‚-fl. Redatteur Bb. xlauzuer in Heibelberg,

— täglig außer vontag. Abonnementapreis mit dem
— — für Geibelberg: monatlid 50 4
Arägerlohn, durdg die Roft bezogen vierteli. M 1.%

— ohne Zuſteliurigogebuͤhr.







24, Inli,

Druc und Berlag von Wurm & Pfeffer in Heidelbderg.
Gxpebition Bruannengaſſe M

Ameigen: die I-fpaltige Petitzeile oder deren Raum 5 &
für Auswärts 10 . Meclame 20 . Bei mehrmaligeni
erſcheinen bebeutender Rabatt.











A 170.

|
2



— Sinsheim, Eppingen, 1886.





8 Deut ſches Keich.
I6 {trlin‚ 21. Juli. Der Reichsdampfer Braun-
* B, weldjer die erſte Fahrt auf der deuiſchen
eccinie ;zu bverrichten Hatte, ifam 18. Iuli
2 fıg in Bort Satd eingetroffen. Das Schiff
8 tine Anforderungen wejentlih übertroffen, in-
%tinbw die 940 Seemeilen betragende Strede von
* R_ nadı Bort Satd in 72 Stunden zurüd;
er Der Dampfer der oftaſiatifchen Gauptlinte
\“‘bi welcher Bremerhafen am 30, Junt verließ
8 * Bort Said am 16. Zuli eingetroffen war,
dom A Uebernahme der Poßk und der RNeifenden
Shan ampfer Braunſchweig ſeine Fahrt naͤch
Ubr von Port Said aus am 18. Iult, 7
8— \üb, fortgefebt. — Das Panzerſch eff Friedrich
Rommandant Kapitän zur See Stempel, {
i“’ffm' d. Mts. in Madelena (Sardinien) einge-

lich — 22. Jult. Die Beerdigung des plötz-
—— Stadiverordneten⸗Vorfteher Büchte-
4 al heute Vormittag unter maſſenhaͤfter Be:
Die fEung des fortſchrittlichen Berlin fattgefunden.
Werte e Hrittlihen Vereine, de Arbeiter und Hands
— erein und ſaͤmmtliche hier weilende Abges
das Isaßsn dem mit Nränzen Überfchütteten Sarge
nußsefe Fite, Die Hauptturnfeter jand in dem ſchwarz
Ratt Ülagenen Rathhaus⸗Saale auf Koften Berling
T geräumige Saal war angefült von den

— — der Hauptfiatt.
} Ändenctlite, 22, Jult. Die heute in Kiffingen Ratt-
| Srgfen „Segegnung des Fürften Bismard' mit dem
Ztichen. Kalnoiy if ein” weitere® erfreuliches Ar-
Öfier„‚id;ür das unerſchuͤtterliche Foribeftehen des
Yinaug IM- drutfh n Friedensbundes. Wenn darüber
—— Ereignifß bier und da ein ganz bes
vird polttiſches Gewicht beigemeffen wird, fo
3 {n * Bedeutfamkeit ubertrieben AnfangsS Iag
' Cnde * Abficht des Fuͤrſten Bismard, Hon
| An die Es Monats fich nach Gaſtein zu begeben.
l Falle waͤre er dort mit dem Graͤfen
5ei Sep Miammengetroffen; beide Minifter wären
ufammenfunft ihrer Herren zugegen ge-









Anl On fich aber die Kiffinger Kur des Reichs-
N — bis zum 5. Auguſt aus-
4* %, fo richteie er an den Sfterreichtjehen !

als dieſer ſeit vielen Jahren wiederkehrenden Be-
gegnung legt man hier dem ſpaͤter folgenden Beſuche
des ruffiſchen Miniſters v. Giers in Kiffingen bei;
man erblickt darin ein Zeichen von der Fortdauer
der guten Beziehungen zwiſchen Deutſchland und
Rußland und veranſchlagt dies um ſo höher, als
verſchiedene Ereigniſſe der jungſten geit zu manchen
Bedenken in dieſer Richtung Anlaß gegeben haben.
Wie es heißt, waͤre auch die Begegnung des Miniſters
v. Giers und des Grafen Kalnoly grundſätzlich
keſchloſſen, doch ſind über Ort und geit roch reine
Beſtimmungen getroffen. — Vernehmentlich wird
ſich der Kronprinz zu der am 12. September ſtatt-
findenden Hochzeitafeier des Fürſten Leopold von
Hohenzollern in Vertretung des Raiſers nach Sig-
maringen begeben. — In Spandau wird Samſtaͤg
die Fertigſtellung von 100000 Stüd Repetirgewehren

feſtlich begangen.
England.

London, 21. Jult. Der durch die Wahlen
nöthig gewordene Regterungswechſel iſt alſo nun
eingetreten, Lord Sallebu y von der Königin Vie-
toria mit der Uebernahme der Regterung beaͤuftragt,
England wieder unter confırbative Führung ge-
kommen. Ueber die einzelnen Vorgaͤnge ift nöch
folgendes Naͤhere zu melden: Sammiliche Mitglieder


ning Street zu einer Sitzung zuſammen, in welcher
nach laͤngerer Berathung einſtimmig der brmliche
Beſchluß gefaßt wurde, daß die Regierung ſofort
zurücktrete, um einem von Lord Saltsbu:y zu
bildenden eonſervallven Miniſterlum Platz zu maͤchen.
Vach der Sitzung ging ein beſonderer Bote mit
Depeſchen nach Ooborne ab, um der Königin Kennt-
niß von dem Entſchluſſe der Regierung zu geben.
Gladſtone hat der Koͤnigin ſelbſt empfohlen, den
Lord Saltsbury, als Hauͤpt der ſtaͤrkſten Pariei im
Parlament, mit der Bildung einer neuen Kegierung
zu betrauen. Lord Saliebu y kehrt heute Abend
aus dem ſuͤdlichen Fraukreich nach London zuruͤck
und wird zur Bildung eines Miniſteriums unvers
zuglich ſchreiten. Da die Unterhandlungen mit
dem Marquis von Hartington wegen defjen Ein-
tritte in das neue Miniſterinm ſich zerſchlagen haben,
dürfie die Bildung eines aus ſchlicßlich conſer-

neuen Verwaltung von der des letzten conſervatlven
Miniſteriums weſentlich abweichen werde, da die
Abſicht befteht, neue und jängere Kraͤfte heranzu-
ziehen. In Bezug auf die fünftige Stellung Glaͤd⸗
ſtones im neuen Parlament ſchreibt ſein Organ, die
„Daily News“ ; „Wir haben guten Grund zu glauben,
daß Gladſtone nicht von der ihm durch die Lage des
Augenblicks auferlegten Pflicht abweichen wird! Er
hat, wie wir glauben, nicht die Abficht, die Ruhe
und Muße zu ſuchen, auf welche er billigerweiſe
Anſpruch erheben könnte. Er wird auf ſeinen Sitz
auf der vorderſten Bank als Fuͤhrer der liberalen
Partei zuruͤcktehren und forifahren wie bisher,
thälig ſich an den parlamentariſchen Verhandlunzen
zu betheiligen?.
Amerika.

Newyorl, 20. Juli. Im Laufe des Prozeſſes
gegen die Anarchiſten in Chicago iſt es zu erſiaun-
lichen Enthuͤllungen über eine weiiverbreltete anar-
chiſtiſche Verſchwörung, welche vor dem Ausbruch in
Chicago beſtand, gelommen. Mehrere der Verhaf-
teten find als diejenigen erkannt worden, welche
Piſtolen abfeuerten und die Menge anfuͤhrten, und
vorher ſich an der den Aufruhr vorbereitenden Ver-
ſammlung betheiligten.



RE Bal 8RE AI

Karlsruhe, 21. Juli. In der heutigen letzten
Situng der Generalſynode wurde der Antrag
Blankenhorn, das Staͤastminiſterium zu erſuchen
beim Bundesrath auf Abänderung dis Reichsmilitär-
geſetzes dahin zu wirlen, daß die Theologen nur
Jahr zu dienen haben und nur ſolche einberufen
werden, welche nicht binnen einer beſtimmten Zeit
ordiniert werden, angenommen. Weiter wurde die
Einfahrung einer Kirchenſteuer gutgeheißen und
der Oberktechenrath zu nachdruͤcklicher Verwendung
bei der Regierung behufs baldigſter Vorlage ded
Seſetzentwurfs an die Staͤnde beauftragt. Darauf
ſchloß Präfident v. Stöſſer die General hnode.

Maunheint, 22. Juli. Der hieſige Turn-
verein hat den berühmten Kraftturner und Wander-
lehrer Herrn Eruſt Bohlig zu einem Vortrag uͤber
Turnen, verbunden mit Vorführung ſeiner erſtaun-
lichen Kraftproben, gewonnen. Diefer Vortrag findet


vergrabene Teſtament.

Roman von Ed. Wagner.

Qas

<



(Fortfegung.)
Sie Miß Gertrud,“ ſagte fie.
alter Herr hier, welcher um ein Nacht-
— et. Ein Sturm kommt herauf und es
ür Werlih für {hn, feine Reije nach dem
»Cin hal fortzuſetzen.
— **— Herr? Wer iſt er?“
* ou * 4 ein Doltor und hat einen Patienten auf
* * * * Rı< Befucht, Sein Pferd haͤt ihn adzefeht
— fo daß er nun zu Fuß ——
4 n — muß. — Er iſt nicht im Stande

— — 8 bon zehn Meilen bet diefem Sturm
D —⏑ daß er ——
Z ün
11 # 8 8 ihn ſehen,“ ſagte Miß Deane vor-
Inftil S in der folgie ihrer Dienerin nach der Kuͤche,
* 8 * * Ede am Gerd ein alter Mann ſaß. —
;0‘:„& za M

Ötnm war gebeugt und feine langen weißen
bere 2* vom Wind zerſauſt, in das blaffe,


Nig q
4 19 “üäghne‚ g?‘flne war anfangs geneigt geweſen, dem
8 tauch? um ihre Gaſtfreundſchaͤft nachfuchte, zu

Ehntj

y "Gߔi Juldigen
— | Nlg —
; f

arla D}

dor gabla






-



f
‘t„.llfl 8 8* aher dieſes Wißtrauen ſchwaͤnd, al8 e ;

8 dır Au Stab an ſeiner Seite, das anſcheiueiid {
* 16 * — o⸗ herruͤhrende 2— ſeiner Glie-
; — — eteraue würdevolles Erſcheinen ge-
2 * jein. IB in dieſem alten Manne Konnte kein }
/94/5,/‚ T Ö[’äcfte auf 5 Miß Deane i
D 1, alg Miß Deane in die Küche

trat, erfaßte den Stab mit beiden Händen und ſtand
auf, fich tief verb ugend.

„Laty, ich bitte um ein Obdach für dieſe Nacht,“
ſagte er mit zitternder Stimme. Ihre Dienerin
hat Ihnen wohl den Unfall erzaͤhlt, der mir be-
gegnet iſt. Mein Pferd iſt mir davongelaufen, —
und ich wage es nicht, die Reiſe bei dem ſcharfen
Wind nach dem Rathmutr Thal, wo ich wohne, zu
machen.“

„Sie find zu alt zu ſo weiten Krankenbeſuchen“
verſetzte Mſß Deane freundlich.

„Nicht gar zu alt, Lady — erſt fiebenzig Jahre,
und da iſt ſo Mancher, der den alten Doktor San-
ders lieber haben mag, als irgend einer von den
jungen, neugebackenen Doktoren,“ ſagte der alte
Mann mit fichtbarem Stolz. Meine aͤlten Knochen
find noch ſtark genug und ich will morgen fruͤh
meixe zehn Meilen ſo gut machen, wie ein junger
Burſche.“

Miß Deane achtete leider nicht darauf, daß des
alten Mannes Kopf beharrlich zur Erde geneigt
war, und daß er ſeine Augen, mit einer Brille ver-
deckt, nicht etnmal zu ihr aͤufhob.

„Gut, Mr. Sanders, Sie find willkommen in
meinem Hauſe und können hier bleiben, ſo lange es
Ihnen gefaͤllt,“ ſagte fie. „Wollen Sie uns nicht
ein wenig Geſellſchaft leiſten?“

„D, nein, nein, Lady! ich bin rur ein einfacher,
alter Burſche und durchaus nicht für Damengefell-

ich mich lieber zu Bett legen.
arg durchgeheutelt.“
„Sie werden aber doch etwes eſſen?“
Auch diefes lehnte der alle Mann ab.

bald es fertig iſt,“ ſagte Miß Deane und fügte, zu
ihrer Haushaͤlterin gewendet hinzu: „Mrs. Cum-
mings, machen Sie das Schlafzimmer neben dem
meines Sohnes in Ordnung und bringen Sie den
Herrn hinauf.“

Ein raſcher, ſeltſamer Blick ſchoß aus den nie-
dergeſchlagenen Augen des alten Mannes, aber er
ſetzte fich wieder langſam nieder und drücte ſeinen
Dank in gebrochenen Worten aus. Miß Deane
zoͤzerte noch eine Weile und kehrte dann in das
Wohnzimmer zuruͤck.

Wenige Minuten ſpäter ſtieg der Gaſt die
Treppe hinauf nach ſeinem Zimmer, waͤhrend Mut-
ter und Sohn fich noch lange unterhtelten, bis auch
ſie endlich die Treppe hinaufgingen um fich zur
Ruhe zu begeben.

„Dies iſt Dein gimmer, Hugo,“ — ſagle Miß
Deane, eine Thur bffnend. „Das meinige iſt nicht
weit davon — die dritte Thuͤr. Das Zimmer neben
dieſem ließ ich dem alten Herrn anwetſen. Wenn
Dich Deine Wunde — dieſe Nacht beunruhigen
; JoRte, ſo rufe mich nur. Vergiß nicht — die dritte

3



Sie kuͤßte ihn zaͤrtlich und zog ſich dann zurück,
um ſich nach iyrem eigenen Zinimer zu begeben.

Eine Weile durchſchritt Hugo leiſe das Gemach,
indem ſeine Gedanten — fich noch lebhaft um


— ſeine Autſichten und Rofamunde Wilcheſter
drehten.

Ich fühle, daß ich ihr nun um ein Beträcht-
liches rajer bin, dachte er, und Morgen werde ich


 
Annotationen