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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1886

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No. 77 - No. 100 (1. April - 30. April)
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Donnerſtag.

Verantwortl. Rebakteur Ph. Klausner in Heidelberg.

erſcheint täglich außer Nontag. Abonnementspreis mit dem
wochentl. Unterhaltungsblatt für Heidelberg: monatlich 50 8
mit Trägerlohn, durch die Poft bezogen viertelj. M, 1.25







S. April

Druck und Verlag von VurmE Pfeffer in Heidelberg.
Erxpedition Arunnengaſſe A.
Anzeigen: die 1-fpaltige Petitzeile oder deren Raum 5 4
für Auswärts 10 . Reclame 20 . Bei mehrmaligem
Erſcheinen bedeutender Rabatt.









ohne Zuſtellungsgebllhr.
N 838
v I= *







Deutihes Keich.

tarleruhe, 6. April. Wie zu erwarten, nahm
die erſie Rauinier heule faſt einfimmig die empfeb:
ende neberwelſung der Gejuche um Errichtung einer
Vatlichen Realkreditanfalt an die Megierung an.
Staateminiſter Turban bemübte fich mit anderen
Rednern, vor der Taͤuſchung zu bewahren, als
koͤnne eine ſolche Staatsanftalt Wunder wirken;
feine Erklarung ließ leinen Zweifel,” daß unter
leinen Umflaͤnden eine Unterflůtzunz aus Staaie-
mitteln im Betrage von ungemeffenen Millionen an
den Bauernſtand erwaͤrtel werden dürfe. Die Re-
gierung ſtejt auch heute noch im Stadium der
Prüfung und glaubt. nicht, daß ein geringerer
‚ Zinsfuß ale 4!/, Prozent feltgefeßt werden Könnte.
Damtt {ft das Juͤtereffe an einer ſolchen Anſtalt
ſchon wefentlich aufgehoben. Einen extremen Stand-
/puntt nahm Baron v. Hornſtein ein, welcher die



BZwangsbeſeitigung derſelben antzerathen hai.



S& * verlin, 6. April. Der Kommandant des
; | 4 Sanonenboots „Cyklop“, Kapitänlieutenant Stuben-
iefel= \ rauc weldel telegraphtich von der Weftafrikantjchen
Statlon: „Ich beſchoß Manga im Bimbiaarm und
; bin bafelbft gelandet; die Siadt iſt zerſtort. Vom
| ‚ „Syllop“ iſt keiner verwundet. Der Gouverneur
' R anwvefjenb.“ Die Nachricht lommt uberraſchend,
en Hoſ da von neueren Verwiclungen vder Auffänden in
dem Bimbiagebtet nichis delannt war
Berlin, 6. April. Im Reichetag beginnt die
2 zweite Leſung über den Entwurf bezůglich der Un-
fallz und Kantenverſicherung landwirthjchaftlicher
. und forflwirthfdhaftlicher Arbeiter. Segenüber den
— uSführungen Schradere erklaͤrte Siagtefekretar
„n . Döttiher, die Grundjäge der Unfallgefepgebung feten
” u | Durchaus nicht im vorliegenden Sejege aufgegeben.
— Die Schwierigkeit, für das ganze Reich eine eins
Tettliche Organifation zu {Haffen, jet ſchon in erfer
' efung Berborgehoben. Die Kommtijfion glaubte
paralureıl der Landeigeſetzgebung zu ſtatutariſchen Beflimmungen
—— inen weiteren Spielraum geben zu müfjen. Das
erei et doch telne Niederlage der Regterung. Partiku-
ritifche Beſtrebungen walten dabei nicht vor.
8 zu [al Die foztal-polittfide Sefebgebung dewegt fih aus:
_- Die Faljhmünzer,
— triminal » Aoman von Guſtav Löffel
it ergeben
(48. Fortſetzung)
tuffen Aber er war ja ein Verfolgter, dem man zwei
e mich zu! Kapttalverbrechen zur Laft legte, und jo 30g er fich
guten Sif noc einmal zurüg, um in ivgend einem dunklen
Winkel Schuß vor einem Spaͤherblick zu ſuchen.
tſtr. 176 Jeder Juß brelt Bodens war ihm hier belannt;








auptfiraße *

riegnu‘
ſtern zu ol
Vohnung-
zubehör, Lar



$r Batte alfo Entdedung für die naͤchſten Stunden
Nicht zu furchten, und daun durfte er Hoffen, ſchon


3U ſein. Da fein Vater am nächften Morgen ver-


3U Beit; er fchlief aber in dem Kabinet ſelbſt nicht,
fondern in einem daran ſtoßenden Zimmer, Eduard


us, um trotzdem ſeinen Raub ungeflört aus-
ren zu koͤnnen.
Im finſteren Hinbruten uber ſein ſo ſeltſam
xxxwandelie⸗ Schlckfal fand er eine grimme Genug-
nung darin, daß man ihn nicht finden und ihn
Ö vergebens ſuchen warde. Ohne an die recht
ien Folgen diefes Schritieg zu denken, Aberließ
ch ſſchon jetzt dem Gefuͤhl ruhiger Sicherheit
welches jenes Dewußtſein ihn wiegie. Er glaubte
Acht daf fein Vater ihn preisgeben warde, wenn
& {bn dort unten fand; Konnte Jener ihn denn für
Wirtlich ſchuldig halten? Unmödglih! Duprat, der
falihe verlogene Menfh, Hatte ihn nur zu dem
Blauben beredet, al8 wäre fein Sohn ein Verbrecher ;
und die Drofungen Seiten8 der Bolizei thaten das




1886.






ſchließlich auf dem Boden wirthſchaftlicher Intereſſen,
deßhalb koͤnnten alle Barteien auch getroſt dafuͤr
ſtimmen. Preußen ſel für Hineinziehung Familien-
angehoͤriger in die Verficherung; andere Regierungen
für fluß?cblufi‚ er bit‘s, die Vorlage anzunehmen.
Das Haus nahm nach wenig erheblicher Verhand-
lung, woran Buhl, Fraͤnlenſtein, Struckmann, Rhein˖
baben, Barth, Heldorf, Schrader, Kalle und Bam-
berger ſich betheiligten, die erſten 11 Paragraphen
durchweg nach den Kommtifionsbefchlüfjen an.

Berlin, 6. April. Der Senlorenkonvent des
Reichgtages einigte ſich dahin, daß der Geſetzent-
wurf betreffz der Rechtspflege in den uͤberſeeiſchen
Schutzgebieten noch eine driite, derjenige über das
Unfallverficherungegeſetz fur landwirthſchaftliche Ar-
beiten eine zweite Leſung vor Oſtern noch paſfiren
ſoll. Das Nilitarpenfionsgeſetz ſoll fertig geſtellt
werden, die Preßgeſetznovelle die erſte Berathung
durchmachen und an eine Kommiſſivn verwieſen
werden. Außer Petitionen und Rechnungsſachen
ſoll noch eine die Penfionsverhaͤltniſſe des Staͤtt-
halters von Eljaß : Lothringen betreffende Vorlage
abgeſchloſſen werden. Wie in Parlamentskreiſen
verlautet, ſoll das erwaͤhnte Penſum bis 10. April
erledigt und dann die erfolgenden Oſterferien bis
zum 10 Mai beabfichtigt ſein. Wie es heißt,
ſoll die Plenardebatte über die Kirchenvorlage im
Herrenhaus am 12. April ſtattfinden. — Die Poſt
meldet: Staateſekretar Burchard, welchem haupi-
ſaͤchlich die Feſtſtellung über die Branntweinſteuer-
vorlage obliegt, IR ekraatt.

Berlin, 6. April. Es verlautet, der Sentoren-
lonvent des Reichstags habe beſchloſſen, den Ranzler
zu erſuchen, von der Einbringung einer neuen
Branntweinſteuervorlage in diefer Tagung abzu-
ſehen und fie erſt in der Herbſttagung zur Vorlage
zu bringen.

Breslan, 5. April. Es wird, lt. „Frankf. 3.“
aus Striegau gemeldet, daß etwa 300 Arbeiter der
dortigen Schranle ſchen Cigarrenfabrik die Arbeit

eingeſtellt haben.
Deſterreich.

Wien, 5. April. Aus Athen wird berichtet:
Da die turkiſchen Truppen fich der Grenze naͤhern,
wird ein Zuſammenſtoß befuͤrchtet. Unter den tuͤrki-
ſchen Truppen in Elafſona und Zartzena herrſcht
große Sterblichkeit. Morgen als am Jahrestag

Ihrige, um ihn in ſeines Vaters Augen ſchuldig
zu machen.

Eduard dachte in dieſem Augenblick beſſer von
ſeinem Vater, wie Jener von ihm.

Endlich glaubte er die Stunde gekommen, wo
er ſich noch einmal hervorwagen konnte; und er
that dies mit aller gebotenen Vorſicht.

Seine Vorausſicht hatte ihn nicht getaͤuſcht.
Sowohl ſein Vater wie auch Duprat haͤtten ſich
zeitig zur Ruhe begeben, um am Morgen fruͤher bei
Wege ſein zu koͤnnen.

Duprats Thuͤr war geſchloſſen. Eduard trat
dicht zu derſelben heran und lauſchte am Schluͤſſel-
loch. Der Proluriſt ging zu Bett. Daſſelbe durfte
er von ſeinem Vater vorausſetzen. Aus ſeinem
ebenfalls geſchloſſenen Kabinet war nichts mehr
vernehmbar; er mußte fich alſo ſchon in das
dahinter ltegende Schlafzimmer zuruͤckgezogen haben.

Ploͤßlich uͤberkam Eduard die Angſt, daß Jener
das Kabinet von Innen verriegelt haben koͤnne.
Dann allerdings durfte er auf die Erlangung der
Schlüſſel vor dem naͤchſten Tage nicht rechnen.
Und wenn ſein Vater fie nach M. miinahm?
Der Gedanke war für Eduard ſehr beunruhigend,
dennoch wagte er nicht, ſchon jetzt die Klinke nieder
zu druͤden.

Faſt waͤre er da von einem Diener erblickt wor-
den, welcher kam, um die letzten Befehle des Kom-
merzienraths entgegenzunehmen und die Lichter auf
den Korridoren zu loͤſchen. Er entkam mit knapper
Noth nach dem bereits einmal betretenen dunklen
Zimmer.

der griechiſchen Unabhaͤngigkeit werden kriegeriſche
Kundgebungen vorbereitet. Nach einer Meldung
aus Preßburg erhielt laut Miniſterialerlaß die
dortige Patronenfabril die Bewilligung zur Lieferung
von 42500 Stuct ſcharfen Revolverpatronen nach
Eriechenland. Aus Turin find von franzbfiſchen
Tgenten für die Minen in Decazeville angeworbene
Arbeiter, 800 an der Zahl dorthin abgegangen.
Frankreich.

Paris, 5. April. Aus Decazeville wird ge-
melbet, daß die Redakteure des „Intranfigeani“”
Duc⸗Quercy und Roche, daſelbſt geſtern fruh wegen
Aufreitung zur Arbettoeinſtellung und Erreguͤng
von Ruheffoͤrungen von Gendarmen verhaftet wurden
Eine geſtern Abend von Anarchiſten hier abgehaltene
Verſammlung proteſtirte gegen die Verhafiung der
Redalteure. Der ſozialiſtifche Abgevrdnete Camelinat
und der Redakteur des „Eri du Peuple“, Maffard,
find geſtern zur Unterftuͤtzung Basly’s nach Deca-
zeville gereiſt, und die Redaͤkteure des „Intranfi-
geant“ und des „Radical/ gehen heute ebenfalls dahin.

Belgien.

Brüſſel, 5. April. Vom letzten Samſtag wird
gemeldet, daß Lieutenant Charnal, Kommandaͤnt der
Cendarmeriebrigade zu Leſſines von 1200 Arbeitern
uberfallen wurde. Die Gendarmen ſchoſſen und
erhielten durch eine Kompagnie Infanterie Unter-
ſtittzung. Die Unficherheit in der Provinz iſt noch
immer ſehr groß.

Brüffel, 5. April. In Florennes wurde eine
Anzahl Raͤuber und Erpreſſer verhaftet Baudour,
ein hervorragender Induſtrieller, deſſen Glagwerke
in Jumet zerſtört wurden, verlangt dem Vernehmen
nach von der Gemeinde 3 Millionen Schadenerſatz.
— Im Charlerot-Difirikt ſchaffen 120 Bergwerke
und Fabrilen für den Vothfall Waffen zur Ver-
theidigung durch getreue Arbeiter an.

Brüſſel, 5. April. Auf Befehl des Generals
von der Smiſſen wurden geſtern die ſozialiſtiſchen
Wortfaͤhrer Defutſſeaux und Fauriaux in Paturages,
wo ſie an einem Sozialiſten· Meeting theilnehinen
wollten, verhaftet. In den Baſfins don Charlerot
und Mons iſt die Ruhe vollſtaͤndig wieder herge-
ſtellt; heute wurde die Arbeit an faſt allen Orten
| allgemein wieder aufgenommen. die Truppen
hauen noch einige Etablifjement® Bbefegt. Das
' „Journal de Charlecot” ſchaͤtzt die Anzaht der in

des Dieners Öffnete der Kommerzienrath, und da
Jener ihn am Morgen weden ſollte, ließ er nun
die Außenthuͤr underſchloffen. Eduard's Wunſch
neigte fich der Erfuͤllung zu.

Der Diener ging, ein Licht nach dem andern
erloſch und endlich wurde es ſtill im Hauſe.

Eduard brauchte nun nicht mehr laͤnge zu war-
ten, um an die Ausführung ſeines Vorhabens zu
gehen. Er hatte erſt noch einmal fort wollen, um
Ledwig von ſeinem Verbleib zu benachrichtigen;
aber dann hatte er ſich geſagt, daß er hernaich ein
verſchlofenes Haus finden werde. Er konnte alſo
dann erſt wieder hinaus, wenn man dieſes von
innen verſchloſſen und Alles ſchlief. Dann aber
mußte er noch einmal fort, um mit dem eigenen
das fremde Boot nach dem Ankerplatz zuruͤczubringen,
und ſo jede Spur ſeiner Anweſenheit gaͤnzlich zu
vernichten.

Die Außenthuͤr leiſe geöffnet, trat Eduard be-
hutſam in das Kabinet. Er ſchlich, noch immer
auf Socken, nach der Schlafzimmerthür, welche nur
durch Portieren verdeckt war

In dem angrenzenden Zimmer verbreitete eine
Nachtlampe ihr gedämpftes Licht, und dieſes fiel
auf die Zuͤge eines ruhig Schlafenden.

Die heute erltttene heftige Erſchutterung hatte
bewirkt, was keine Anſtrengung ſonſt zu thun ver-
mochte, daß naͤmlich der ſtark beunruhlgte Nommer-
zienrath ſchlief Eduard, der die ſeellſchen Leiden
ſeines Vaters ſeit jener Ballnacht nicht kaͤnnte, fand
bierin keine Quelle der Beruhigung ſondern des
Unmuths. Sein Vater ſchlen nicht zu wiſſen, daß





Hier erlauſchte er, daß die Thür des Kabinets
wirklich verſchloſſen geweſen. Aber auf das Pochen

er wegen Mordes verfolgt wurde und verhaftet
werden ſollte, ehe er ſelbſt mit dem Beamten in














































 
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