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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1886

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No. 228 - No. 254 (1. Oktober - 31. Oktober)
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I dr eig
1 8 7 tiglich außer Montag Abonnementsnreis mit
8 NL 2— Alt HGeidelberg“,. für Heidel-

1.25 ohne Zuſtellungsgeblihr.,


Anzeiaen: die Lſpaluge Petitzeile oder deren Raum für aus-
waͤris 10 Big., Lotalaͤnzeigen 5 Bfg., Stellengeſuche und
Wohnungs Anz Z Pfg. Reciame SO Pfg. Bei mehem Erſchein
bedeutenden Nabatt. - Gratis⸗ Verbrettung durch Mauer · Anſchlag.



*4 * 4* mit Trägerlohn, durch bie Poſt be-
8*



Buchdruckerei und Erpedition: — 24-





8

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L Erxpedition: Bruunengaffe 24.
— \ 4 -VBerantwortl,, Redakteur Ph. Klausner

8 * in Heidelberg
8 48 Unements- Q?mlabung

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; det 1, Öftober. beganıt. ein ‚neues. Abonnement
rt

— er Tageblatt“

* —
A AD Wir Hiermit ganz ergebenft einladen.
NT *
8 8 G der btfltgfte aller taghä) erſcheinenden
* * ME. 1.65 frei in Haus, bei dem
“ Ref)ott nur ME 125 In GHeidelberg und
8 Lbung wonattich 50 Pfg.

Angen nehmen alle Poſtaͤnſtalten und Land-
voie unſere answüärkigen Herten Agenten und
8 Traherinen jederzeit enigchen.

82 fe in dem Beidelberger Zageblatt ſichern bei

roßen Verbreitung den beften Erfolg.
Die Expedition

Wochenſchau.
Heidelberg, 7. Oktober.
— Woche brachte vier große politiſche
* LDie Nede des fraͤnzoͤſiſchen Miniſter-
4 in Toulonſe, 2 die perleuentaxilchen
8 de des ungariſchen Miniſterpräſidenten Zisza,
dg Trg R des engliſchen Schatzkanzlers Lord Curchill in
* 2 &. die. Proklamation,. welche der Vertreter
B Laijers General-Kanlbars, an die Bulgaren




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ß ich 2 * 8 Aiſche Reichsſchatzſ ckretaͤr Hr. v Vurchard iſt
8* 2 preußiſche Finanzminiſter Hr. v. Scholz
92 4 * * Geſchuͤfte des — —Der
f I N ayern hat eine Rundreiſe durch das
— { nga e 4 ihm ſeitens der Bevölkerung große
0 wurden.. Das bayeriſche Geſev-












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* Mingshlatt“ _ veröffentlicht .. ein..Handfdohreiben
** Mten mit den wärniſten und lebhaͤfteſten

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* * 8 * 4 4* für die zahllofen, übexaus herzlichen Be-
S $ Satof’ d %‘Q[%“‘i)t Siebe und Ergebenheit, nicht nur in den von
1 Städten, ſondern auch- in den von dem Zuge
— y A 8 eilten‘ benachbarten Gegenden und Orten,
vetha @Ü;wi’“ 4 14 für- den Willfommengruß der Münchener
* 4 * * als wuͤrdigen Schluß aller patriotiſchen

4 — Regierung hat den Kammern den
gten Geſetzentwurf, betreffs Einſchränkung
Verſanmlungsrechts wegen ſozialiſtiſcher
chr, vorgelegt.. Danach follen künftighin
8 SEn Dder Hifentlidhe Vereiniguͤngen im Freien
Aung der Ortsbehörden verboten ſein.

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* 2 erle des - Schwarzwaldes.

* * @ oman von Ed. Wagner.

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* ſo einſam Dnfel,“ antwortete Aliee

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%.‘„h‘ hoq) Imtr iſt ſo unhehnlich hier im dauſe.

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er Ka bep : TOend wohi fönnten !”

2 4 hin gehen könnten!
** * M Milfeft.die Engländer, meine Liebe?“ fragte
2 * 4 ehend. Mir geht es ebenſo Komm,
* 74 * 4 4* Ü unnd mir wollen uns einander die Zeit
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K 4* 1 8 einen Stuhl an die Seite ihres Oukels

ter. 4 8 —dabei fiel ihr Blick auf das offene

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— e o Onfel 1“ rief ſie überrafcht, . Wer kanı

4 * haben? Iſt es eine Nachricht von

14 Dr machte eine Bewegung als wolle er
5 * * ter andere Papiere jchieben, befann fich

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4 * ſagte er eruſt Du ſcheinft mir

4 Ö [)eue iger ein Kind ) zu ſein, als fonſt; und
' e torgen. Mein Herz iſt bedrückt von



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— * 6* Vielleicht iſt es recht, wenn ich
nung 56 * 8 * Schultern lege. Glaubſt Du, daß
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' vd des jun Mädchens zeigten plötzlick
/ N Gr jungen hens zeigten plößlich
— 6 R Ernft, aber auch Muth und Ent-
te 4 4* * alte Herr ſah, Aliee ſei in der That
* NO 18 ® er fönne ohne Beſorgen ihr ſein Ge-
* U ßg T
3 aul I@„”é daß Du eine heimliche Bürde
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*4 7 ſ 2 Alice. „Laß mich Dir helfen. Ge-

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— o eh\ einen Blick auf die beiden Bank-

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Sonntag 10. Oktober



Draͤck und Verlag von Wurm & Pfeffer
in Heidelberg.







* — — 5 am 8 7 8 — er-
öffnet worden; vom Landshing wie vom Folkething wurden
die 2—— Mitglieder des Präſidiums wiedergewaͤhlt.
Dem Folfething wird das Budget pro 1887 / ðð nebſt
einer Vorlage, betreffend die Convertirung eines Theiles
der Staatsſchuld, vorgelegt werden

Das engliſche Parlament wurde bekauntlich bis zum
11. November vertagt. An dieſem Tage würde es, wie
aus London gemeldet wird, wieder zuſammentreten, falls
inzwiſchen die Zuſtände in Irland ſich derartig perſchlim-
mern daß die Regierung es für nothwendig finden ſollte,
das Parlament um groͤßere Machtvollkommenheiten zur
Bewältigung des Uebels anzugehen. Anderſeits dürfte
das Parlament alsdann weiter vertagt werden, voraus-
ſichtlich bis Ende Januar oder Mitte Februar.

Ein italieniſcher Miniſterrath ſoll unter Vorſitz des
Königs Humbert in Monza ſtattfinden und ſich mit der
Frage eines weiteren Anſchluſſes Italiens an Deutſchland
beſchäftigen. Das deutſche Kronprinzenpaar weilt z. 3.
ebenfalls in Oberitalien.

Der an die päpſtlichen Nuntien gerichtete Proteſt des
Papſtes über die antiklerikale Bewegung in Italien wird
durch die ribuna! publizirt. Derſelbe richtet ſich zu-
erſt gegen die Freimaurer, als die Urheber, und greift die
zweideutige Haltung des iitalieniſchen Kabinetts an, das
vergebens gegen das päpſtliche Preſtige durch ſeine Treu-
loſigkeit anzukämpfen ſuche. Die ganze Bewegung ſei ein
durch die italieniſche Regierung geſchürtes neues Attentat
auf die erſte Macht der Erde.

Die ſpaniſchen Kriegsgerichte verurtheilten die
gefangenen Theilnehmer an dem jüngſten Madrider Putſch
zum Tode, wurden aber im letzten Augenblick von der
Königin begnadigt. — Ein republikaniſches Journal aus
Tarbes veroͤffentlicht ein an das ſpaniſche Volk gerichtetes
Manifeſt des Herzogs von Sevilla, datiert Tarbes, den
28. September; in demſelben erklärt der Herzog, daß er,
obwohl Republikaner aus innerſter Ueberzeugung, dennoch
der Monarchie des Königs Alfans XII. in loyaler Weiſe
aus Familienpflicht gedient habe, aber jetzt, da der König
todt fei, ſich jeder Pflicht enthoben fühle; er wolle zur
Proklamation der Republik, welche er als die einzige
Staatsform anſehe, die die Sicherheit und Integrität
Spaniens garantiere, beitragen.

Dem ruſſiſchen Marinereſſort iſt geſtattet worden,
Mannſchaften ſämmtlicher Flottentheile mit Beendigung
der diesjährigen Schifffahrt bis zum 1. März k. J. zu
beurlauben. Ein veröffentlichtes Geſetz beſtimmt, daß die
fremden Voͤlkerſchaften im Gebiete des Terek und des Ku-
ban ebenſo wie die geſammte Bevölkerung Transkaukaſiens
mit 1887 — 1889 zur allgemeinen Wehrpflicht 2





2 mein Kind, * iſt nicht — die mir
Sorge macht, erwiderte er heuub[td) Ich fühle eine
ſeltſame Schwäche. Heute habe ich die Bemerkung ge-
macht, daß ich alt geworden 2 Vielleicht lebe ich kein
Jahr mehr, und es gibt Dinge, die Du wiſſen mußt. Ich
will fie Dir jetzt mittheilen, denn wer weiß, ob es mor-
gen nicht zu ſpät ſein würde.“

„Onkel ſprich nicht ſo! rief das Mädchen ſchmerz-
lich Ich kann Dich nicht ſo ſprechen hören — ich kann
Dich nicht ſo ernſt und traurig ſehen. Du biſt noch rü-
ſtig und wirſt noch viele Jahre leben.“

Der Paſtor ſchütkelte traͤnrig ſein greiſes Haupt.

„Ich ſage Dir, daß ich heute bemerkt habe, wie
meine Kräfte abnehmen,“ entgegnete er. „Doch laſſen wir
das; ich habe zu Dir von etwas anderem zu reden.“
Er ſah eine weile nachdenkend vor ſich nieder und fuhr
Alice, der hübſche engliſche Lord hielt um

Die Wangen des jungen Mädchens rötheten ſich und
ihre Augen ſtraͤhlten in ſeltſamem Feuer.

„Was haſt Du ihm geſagt, Onkel?“ fragte ſie nach
kurzer Pauſe leiſe.

„Ich bat ihn, ein Jahr zu warten. Ich ſagte ihm
daß Du noch zu jung zum Heirathen ſeiſt.“

Er liebt mich! Ach, ich wußte es ja!“ jubelte es
in des Maͤdchens Seele, Und er kommt nächſten
Jahr zurück! fügte ſie dann laut hinzu. „O, Onkel, ich
bin heute das glücklichfte Mädchen in der ganzen Welt.“

Der alte Paſtor feufzte ſchwer, als er des Mädchens
Kopf an ſeine Bruſt zog und deſſen lichtblondes Haar
ſtreichelte.

„Vielleicht kommt er nie wieder, Alice,“ ſagte er.
„Er liebt Dich jetzt, ſein Herz mag Dir noch zugethan
bleiben; aber ſein 2— mag ihn nach ruhiger Ueber-
legung befuͤmnch, ſich eine ihm 2—— Braut zu
ſuchen. ——









ehel * 8 — — —7 —
Provinzen wird bis auf weiteres ! geftatfet, die perfduliche
Leiſtung der Wehrpflicht durch eine entſprechende Steuer
abzulöſen.

Mehrere engliſche Truppenkörper in Aegypteunda-
runter das Regiment Cameran Highlanders, welche ſchon zur
Rückkehr nach England bereit waͤren, haben Befehl erhalten,
ferner im Lande zu verbleiben.

Deutſches Reich.

Berlin, 7. Oet. Zum Freiberger Socialiſtenprozeß
Lut das hieſige „Bolksblatt‘“ folgende Mittheilungen :
In Sachen des Freibergex Urtheils wider die Berurtheil-
ten Auer, Bebel und Genoſſen iſt, wie wir ſchon mit-
theilten, Ternin vor dem Reichsgericht auf den 11. Oc-
tober angeſetzt.! Wird das Freiberger Urtheil, wie man
vielfach annimmt, vom Reichsgericht beſtätigt, ſo dürften
die Verurtheilten noch im Laufe des October ihre Haft an-
zutreten hHaben, auf keinen Fall 5* diejelben, foweit
fie Reichstagsaͤbgedrdnete ſind! der nächſten Tagung des
Reichstags beiwohnen: Die ſozialdemokratiſche Fraction
erſcheint dann um 6 Köpfe geſchwächt. Nach den in
Saͤchſen geltenden Beſtimmungen über das Gefängnißweſen
hätten die 6zu neun Monaten Verurtheilten, alſo die
Herren Auer, Bebel, Frohme, Ulrich, Viereck und v. Voll-
mar, die Strafe im Laͤndesgefängniß zu Zwickau, die drei
zu 6 Monaten Verurtheilten, die Herren Dietz, Heintzel
und Müller, ihre Strafe im Landesgerichtsgefängniß zu
Freiberg zu verbüßen. Dem Vernehmen nach beabſichtigen
die meiſten Vexurtheilten, nöthigenfalls Geſuche einzu-
reichen, daß ihnen die Verbüßung der Haft in Rückficht
auf ihre Geſchäfts- und Familienverhältniſſe in den Ge-
faͤngniſſen ihrer Heimath geſtattet wird.“

Berlin, 7. Oct. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ beſtreitet
nochmals, daß die neuerliche Mittheilung der National-
Zeitung“, Deutſchland wolle Tripolis an Frankreich über-
laſſen, offictös ſei, und fie beſchwert ſich darüber, daß der
orleaniſtiſche „Soleil“ die Gelegenheit beuutzt habe, das
alte Hetzgewerbe fortzuſetzen, die dentſche Politik in Italien
und der Türkei zu denuneiren.

Oeſterreich· Augarn.

Wien, 8. October. Die „Polit. Corr.“ meldet aus
Softa: Der Kriegsminiſter lud kürzlich die Softaer-
Officiere zu ſich ein und ermahnte dieſelben ſehr dringend,
ſtrengſtens jeder politiſchen Einmiſchung ſich zu enthalten.
Sie könnten durch feſte militäriſche Mannszucht und eine
korrecte Haltung am Beſten für die Achtung [des bulgaͤ—
riſchen Heeres und die nationalejUnabhängigfeit und Frei-
2 wirken.









Fichft nit Beziehung uf — —


„Nicht das allein, miein Liebling,“ ſagte der Baftor ;
es wurde ihm unendlich ſchwer, ihr die Wahrheit zu ——
und doch mußte es geſchehen! „Lord Glenham iſt reich
und würde wenig darnach fragen, ob ſeine Braut ebenfalls
Vermögen beſitzt; aber er iſt ſtolz und würde, wenn die
erſte Gluth der Leidenſchaft erloſchen, ſich Vorwürfe maͤchen,
ein Mädchen geheirathet zu haben, welches keine Familie —

„D, Onkel !“ unterbrach ihn Alice vorwurfsvoll. „Du
haſt freilich keinen Rang, — biſt kein ſtolzer Lord, aber
Du biſt ein braver Mann, und deine Nichte iſt ſelbſt
einem ſtolzen engliſchen Grafen ebenbürtig.“

Herr Böcker wiſchte ſich den Schweiß von der Stirn.

Ich fühle mich heute Abend ſo ſonderbar ſchwach,“
ſprach er matt. „Wer kann - fagen, was paſſexen wird?
Es iſt Zeit, daß Du alles erfährſt, Alice, Sage mir,
mein Kind, haſt Du Dich niemals gewundert, daß Du
mir oder meiner guten Frau, welche Dir eine Mutter
war, ſo wenig aͤhnlich ſiehſt?“

Wie ſollte ich? Sehen doch manchmal die Kinder
ihren Eltern nicht ähnlich.“

Und Du haſt niemals darüber nachgedacht, wer,
was und wo Deine Eltern waren?

Alice ſchüttelte verwundert ihr Köpfchen.

Liebſter Onkel!“ rief ſie ungeduldig; was ſollen
all' dieſe ſeltſamen Fragen? Sage mir kurz, was Du mir
mitzutheilen haſt; oder treibſt Du einen Scherz mit mir
und willſt nur ſehen, wie weit Du meine Neugierde
ſteigern kannſt?“

Sein Ernſt, welchen ſelbſt das durch ihre Worte her-
vorgerufene ſchwache Laͤcheln nicht zu mildern vermochte,
ließ gerade nicht auf einen Scherz ſchließen, und ſie wußte
das recht gut.

(Fortſetzung folgt.)


 
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