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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 29.1918

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Corwegh, Robert: Von Neuen Werten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10022#0143

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INNEN-DEKORATION

127

HM

W. N1DA RQMEL1N—MDNCHEN

mit dieser Decke paßt ja der Sofatisch, der aus Mutters
Wirtschaft garnicht mit dem Sofa zusammengehen wollte,
ausgezeichnet. Erinnert das Ensemble (so nannte man
das einst, als man noch nicht richtig deutsch redete) mit
den beiden Samtstühlen nicht sogar ein wenig an Bruno
Pauls Einrichtungen? Auch das große Ledersofa mit den
tiefen Buckeln läßt sich für das Arbeitszimmer benutzen.
Das Leder kann man auflackieren. Macht es nicht Freude,
junge Frau, ein wenig am eigenen Heim mitzuschaffen ?
An den Lehnen zwar ist's stark abgenutzt, doch es hat
nicht einen so ausgesprochenen Stil wie das Samtsofa, da
kann man mit einigen farbigen Kissen (Samt und Seide
sind markenfrei zu haben!) nachhelfen.

Und diese beiden Sessel! Es sitzt sich bequem darauf.
Für Bequemlichkeit hatten unsere Großeltern einen feinen
Sinn. Der Sitz und die Mitte der Lehne, wo Großmütter-
chen, wenn sie einnickte, ihren Kopf anlegte, sind abge-
schabt. Aber hier die alte Klingelschnur! An einigen
Stellen ist sie schadhaft, als Schmuckstück im ganzen
nicht zu verwenden. Man zerschneidet sie und ge-
schmackvolle Mittelbordüren gibts, gerade passend für
die Sessel. Messingstangen möchtet ihr mit Kelims daran.
Messing ist beschlagnahmt, Kelims gar nicht zu haben

STUCKARBEITEN (VERGL. S. 125)

oder sehr teuer. Paßt die geschwungene Gardinenstange
aus Nußbaum nicht zum übrigen? Sie wiederholt das Motiv
des alten Sofas, und Tüllgardinen mit Borte daran kann
man sich selbst fertigen. Jetzt beginnen die Räume schon
ein wenig sich zu füllen. Freilich der Schrank mit der
gedrechselten Balustrade ist nicht erbaulich. Vielleicht
entfernen wir diese ? Und statt der Holzfüllung eine Scheibe
mit grünen Gardinen dahinter verändert ganz sein Ge-
sicht. Die Familienbilder in den ovalen schwarzen Rah-
men haben schon lange genug in der Truhe geruht. Jetzt
ist wieder Zeit für sie zum Auferstehen. Auch den ova-
len Goldspiegel können wir wieder benutzen. In die
Geradlinigkeit des Stils der Hellerauer Werkstätten von
Schwester Helenes Einrichtung, die vor sieben Jahren
heiratete, paßte er nicht; aber der Ecke dort gibt es
Leben. Jetzt läßt sich auch die goldene Uhr unter der
Glasglocke mit ihrer Konsole wieder verwenden.

Dort den Erker können wir mit einigen Korbstühlen
mit hohen Lehnen gemütlich gestalten. Hochlehnige
Korbstühle mit runden Sitzkissen hatten auch unsere
Großeltern, und zu ihnen paßt das Fußschemelchen
mit dem gestickten Bezug auch noch ganz ausgezeichnet.
— Allmählich bekommen in dieser Zusammenstellung

1918. IV. 3.
 
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