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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 29.1918

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Kraft, Leonhard: Das Dianabad in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.10022#0326

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PROFESSOR OTTO PRUTSCHER-WIEN

HERREN-WARMWASSERBASSIN IM »DIANABAD«

DAS DIANABAD IN WIEN

Als die überfeinerte Kultur des römischen Kaiser-
reichs zu Grunde ging, verödeten und verfielen die
gewaltigen Thermenanlagen der Hauptstadt und des Rei-
ches, deren baulicher Gedanke, wie bei den nach Cara-
calla genannten, politischer Berechnung entspringend,
Pflegestätten des Körpers und des Geistes vereinigte.
Keine Folgezeit hat auf diesem Gebiete Größeres ge-
schaffen, auch die Anlagen der islamitischen Welt blie-
ben weit ab von dem römischen Vorbilde.

Als das 19. Jahrhundert an eine Neubelebung heran-
ging, war es naturgemäß, daß das technische Problem
völlig beherrschend im Vordergrunde stand. So muten
denn fast alle Bauwerke dieses Gebietes, bis in die jetzige
Zeit hinein, als reine Bauhüllen für die zu immer größerer
technischer Vollkommenheit gesteigerten Einrichtungen
zur Befriedigung des Badebedürfnisses an; der Gedanke,
daß hier noch eine andere Aufgabe, den Raumgedanken
des Bades künstlerisch zu bewältigen, vorliege, scheint
bei den meisten Schöpfungen gar nicht aufgetaucht zu

sein. Erst unter dem Zwange der allgemeinen Entwicke-
lung wurde auch dem Bade in der Jetztzeit sein Recht,
und wie nachdrücklich das gefordert wurde, zeigen be-
sonders die Neuanlagen der Heilbäder in Deutschland
und Osterreich, dann aber vor allem auch die öffentlichen
Bäder einzelner Städte.

Zu den letzteren zählt auch das Dianabad in Wien,
welches während des Krieges gebaut und im Frühjahr
1917 vollendet worden ist. Bauherr und Besitzer ist eine
Aktiengesellschaft. Die Ausgestaltung der beiden Haupt-
räume, welche das Herrenbad und das Damenbad ent-
halten, war dem Architekten Prof. Otto Prutscher-Wien
anvertraut worden, als dessen Mitarbeiter die Professoren
Ritter von Kenner für die Mosaiken und Michael Powolny
für die Nischenfiguren beteiligt sind. Die genannten
Räume haben ovale Grundrißform und reine Deckenober-
lichtbeleuchtung, die im Herrenbad mehr als eine einheit-
liche Mittellichtquelle zusammengefaßt erscheint. Die
struktive Raumbildung ist nirgends unterdrückt und
 
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