Die Photographie in natürlichen Farben. 21
herzustellen (vergl. dieses Jahrbuch 1895, S. 186). Bei Fort-
setzung dieser Versuche im folgenden Jahre stellten sich ganz
unerwartete Schwierigkeiten ein. Obgleich in durchaus vor-
schriftsmässiger Weise und mit denselben Hilfsmitteln, wie
im vorhergehenden Jahre verfahren wurde, so erschienen doch
selbst bei den Spectren die Farben nicht in der sonst ge-
wohnten Leuchtkraft; ausserdem war das Auftreten von Blau
und Violett überaus unsicher. Wohl lag der Gedanke nahe,
dass irgendwelche zufällige Verunreinigungen der Chemikalien
Ursache dieser Misserfolge sein könnten. Wir legten daher
die gesammten älteren, zum Theil noch vom Vorjahre her-
rührenden Chemikalien bei Seite und schafften alles für die
Herstellung der Platten Nothwendige neu an. Leider besserten
sich die Erfolge hierdurch nicht im Mindesten. Es blieb ferner-
hin völlig gleichgiltig, ob die Temperatur der Emulsion ab-
geändert, ob mehr oder weniger Farbstoff genommen, ob stärker
oder geringer centrifugirt wurde u. s. w. Abgesehen vom Roth
und Grün, welches bei diesen Aufnahmen stets ausserordent-
lich leicht zu erhalten ist und fast niemals fehl schlägt, kamen
die Farben mit nur vereinzelten Ausnahmen unbefriedigend.
Trotz zahlloser Versuche können wir eine genügende Erklärung
hierfür nicht geben. Immerhin liegt die Vermuthung nahe,
dass die vom Verfasser verwendete Gelatine an den Miss-
erfolgen Schuld ist. Die Schwierigkeiten traten nämlich mit
dem Augenblicke ganz besonders in die Erscheinung, als unser
letztjähriger Gelatinevorrath aufgebraucht war. Dass Gelatine
ein höchst unzuverlässiger Körper bleibt, der den Plattenfabri-
kanten schon viele trübe Stunden bereitete, ist allbekannt.
Aber welche Eigenschaften muss die Gelatine haben, damit
sie die Herstellung guter farbiger Bilder gestattet? Die Be-
antwortung dieser Frage möchten wir den Photochemikern
dringend ans Herz legen. Viel besser wäre es freilich, wenn
wir uns von der Gelatine überhaupt losmachen könnten. Be-
kanntlich geben beim Lipp mann’sehen Verfahren Eiweiss-
bilder vorzügliche Resultate; doch ist die Eiweissschicht noch
unempfindlicher wie die Gelatineschicht. Vielleicht dürfte eine
geeignete Collodium-Emulsion über die Schwierigkeiten hin-
weghelfen.
Jedenfalls beweisen genannte Umstände, dass das Lipp-
m ann’sehe Verfahren noch weit davon entfernt ist, practische
Bedeutung zu erlangen.
Bei unseren Versuchen sammelten wir einige Erfahrungen
über das Verhalten des nicht entwickelten Bildes, die jeden-
falls bemerkenswerth sind und ein weiteres Studium erheischen.
herzustellen (vergl. dieses Jahrbuch 1895, S. 186). Bei Fort-
setzung dieser Versuche im folgenden Jahre stellten sich ganz
unerwartete Schwierigkeiten ein. Obgleich in durchaus vor-
schriftsmässiger Weise und mit denselben Hilfsmitteln, wie
im vorhergehenden Jahre verfahren wurde, so erschienen doch
selbst bei den Spectren die Farben nicht in der sonst ge-
wohnten Leuchtkraft; ausserdem war das Auftreten von Blau
und Violett überaus unsicher. Wohl lag der Gedanke nahe,
dass irgendwelche zufällige Verunreinigungen der Chemikalien
Ursache dieser Misserfolge sein könnten. Wir legten daher
die gesammten älteren, zum Theil noch vom Vorjahre her-
rührenden Chemikalien bei Seite und schafften alles für die
Herstellung der Platten Nothwendige neu an. Leider besserten
sich die Erfolge hierdurch nicht im Mindesten. Es blieb ferner-
hin völlig gleichgiltig, ob die Temperatur der Emulsion ab-
geändert, ob mehr oder weniger Farbstoff genommen, ob stärker
oder geringer centrifugirt wurde u. s. w. Abgesehen vom Roth
und Grün, welches bei diesen Aufnahmen stets ausserordent-
lich leicht zu erhalten ist und fast niemals fehl schlägt, kamen
die Farben mit nur vereinzelten Ausnahmen unbefriedigend.
Trotz zahlloser Versuche können wir eine genügende Erklärung
hierfür nicht geben. Immerhin liegt die Vermuthung nahe,
dass die vom Verfasser verwendete Gelatine an den Miss-
erfolgen Schuld ist. Die Schwierigkeiten traten nämlich mit
dem Augenblicke ganz besonders in die Erscheinung, als unser
letztjähriger Gelatinevorrath aufgebraucht war. Dass Gelatine
ein höchst unzuverlässiger Körper bleibt, der den Plattenfabri-
kanten schon viele trübe Stunden bereitete, ist allbekannt.
Aber welche Eigenschaften muss die Gelatine haben, damit
sie die Herstellung guter farbiger Bilder gestattet? Die Be-
antwortung dieser Frage möchten wir den Photochemikern
dringend ans Herz legen. Viel besser wäre es freilich, wenn
wir uns von der Gelatine überhaupt losmachen könnten. Be-
kanntlich geben beim Lipp mann’sehen Verfahren Eiweiss-
bilder vorzügliche Resultate; doch ist die Eiweissschicht noch
unempfindlicher wie die Gelatineschicht. Vielleicht dürfte eine
geeignete Collodium-Emulsion über die Schwierigkeiten hin-
weghelfen.
Jedenfalls beweisen genannte Umstände, dass das Lipp-
m ann’sehe Verfahren noch weit davon entfernt ist, practische
Bedeutung zu erlangen.
Bei unseren Versuchen sammelten wir einige Erfahrungen
über das Verhalten des nicht entwickelten Bildes, die jeden-
falls bemerkenswerth sind und ein weiteres Studium erheischen.