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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 10.1896

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Neuhauss, Richard: Die Photographie in natürlichen Farben
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https://doi.org/10.11588/diglit.50999#0036

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Die Photographie in natürlichen Farben.

Es zeigte sieh nämlich, dass eine mit drei Speetren sehr reich-
lich belichtete Platte, nachdem sie drei Tage lang nach der
Belichtung in der Cassette unter dauernder Berührung mit dem
Quecksilber gelegen hatte, bei der Entwickelung keine Spur
von Bild erscheinen liess. Das latente Bild war in dieser
kurzen Zeit vollkommen verschwunden. Beim weiteren Ver-
folgen dieser auffallenden Thatsache legten wir eine Platte in
die Quecksilbercassette ein und beliessen sie vor der Exposition
fünf Tage in derselben. Nunmehr wurde belichtet und sofort
entwickelt. Es zeigte sich keine Spur von Lichtwirkung. Die
Bromsilberschicht hatte also durch fünftägige Berührung mit
dem Quecksilber ihre Lichtempfindlichkeit eingebüsst.
Als dritter Versuch wurde eine Platte unmittelbar nach
dem Einlegen in die Quecksilbercassette reichlich belichtet,
dann aus der Cassette herausgenommen und vier Tage lang im
Dunkeln (ohne Berührung mit Quecksilber) aufbewahrt. Bei
der hierauf erfolgenden Entwickelung zeigten sich nur ver-
schwindend geringfügige Spuren von Lichtwirkung. Also auch
ohne die dauernde Berührung mit dem Quecksilber war inner-
halb vier Tagen das latente Bild fast völlig verschwunden.
Man muss annehmen, dass während der etwa eine Stunde
dauernden Berührung der Bromsilberschicht mit dem Queck-
silber dis Processe eingeleitet wurden, welche während der
folgenden Tage das langsame Verschwinden des latenten Bildes
herbeiführten.
Wir brauchen nicht besonders zu betonen, dass in jedem
einzelnen Falle durch Controlversuche mit frisch in die Cas-
sette eingelegten und dann sofort entwickelten Platten der-
selben Emulsion jeder Irrthum ausgeschlossen wurde.
Endlich nahm Verfasser noch eine Nachprüfung der von
St. Flor ent im „Bulletin de la societe francaise“ veröffent-
lichten Versuche vor. St. Florent will auf gewöhnlichen
Trockenplatten farbige Bilder im Sinne des Lipp mann’sehen
Verfahrens erzeugen. Er nimmt eine gewöhnliche Trocken-
platte, taucht dieselbe zehn Minuten lang in alkoholische Lö-
sung von Jodkalium oder Jodammonium (4 auf 100 Alkohol).
Nach sorgfältigem Abspülen bringt er die Platte in lOproc.
Lösung von gelbem Blutlaugensalz, lässt über Nacht trocknen
und exponirt am nächsten Tage unter einem farbigen Glas-
bilde im Copirrahmen in der Sonne etwa zehn Minuten. Um
alle Farben gut zur Wirkung zu bringen, soll man beim Copiren
das Bild mit einer gelben Scheibe bedecken. Nach St. Florent
sieht man nun beim Herausnehmen aus dem Copirrahmen im
reflectirten Lichte ein deutliches Bild, welches in den Comple-
 
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