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Betrachtungen über Linien- und Kornraster.
theile mit sieh bringen. Besonders bemerkenswert!! ist, dass z. B.
stark ausgeprägte Züge in Porträts sehr mangelhaft wiedergegeben
werden, und dass durch derartige Aufnahmen das Charakteristische
des Kopfes total verloren geht. Ebenso werden wir feine Details
in Landschaften u. s. w. in der autotypischen Reproduction ver-
gebens suchen. Ich möchte das Verfahren, Halbtöne durch
eine Liniatur zu zerlegen für ein barbarisches erklären.
Wir stehen hier vor der unleugbaren Thatsache, dass
das Bild sich der Liniatur, durch die es aufgenommen werden
soll, anbequemen muss, während es doch umgekehrt sein sollte.
Das Gleiche wird bei der Anwendung von Kornrastern der
Fall sein, wennschon die störenden Einflüsse sich hierbei
weniger geltend machen werden. Immerhin werden sie auch
vorhanden sein. Also das, was man durch Kornraster erreichen
will, wird sich nicht erfüllen. Das Ideal der Halbtonzerlegung
ist in einer anderen Richtung zu suchen.
Anstrengungen, das ersehnte Ziel zu erreichen, sind schon
seit langer Zeit gemacht worden. Ich erinnere, ohne dass
die Aufzählung eine vollständige sein soll, an den Heliodruck
von Re1), ferner an die schönen Halbtonsteindrucke von
E. Mariot2). Auch Josz in Bockenheim bei Frankfurt hatte
1883 ein Verfahren ausgearbeitet zur Uebertragung von Halb-
tonbildern auf Stein, welches allerdings noch zu wünschen
übrig lässt. Weiter wären zu nennen Bolhövener und All-
geyer mit ihrem typographischen Lichtdruck. Sie haben sehr
anerkennenswerthe Sachen mit ihrem Verfahren hergestellt.
Auch die Chalkotypien von Prof. R o e s e gehören hierher. Ein
hübsches Bild in dieser Ausführung befindet sich u. A. in
Eder’s Jahrbuch 1887, Seite 202. Dann sind noch Pretsch,
die Schweizer Autotyp.-Anstalt, Gaillard u. v. A. mehr zu
verzeichnen, welche alle bestrebt waren, die Zerlegung eines
Halbtonbildes durch Korn herbeizuführen.
Das Verfahren von Mi et he3), Autotypien ohne Raster
durch directe Aufnahme nach einer Copie auf Pyramidenkorn-
papier herzustellen, dürfte nur als ein interessanter Versuch
zu betrachten sein, dem keine practische Verwendung zukommt.
Die meisten der genannten und viele andere Methoden
haben sich für die Dauer in der Praxis nicht einführen können.
Ich will nun mit meiner Aeusserung, dass das Raster-
verfahren ein barbarisches sei, durchaus nicht den Stab über
dasselbe brechen. Im Gegentheil, dieses Verfahren ist für
1) Phot. Corresp. 1880. S. 150.
2) Phot. Corresp. 1883 und 1881.
3) Atelier dos Photographen. 1894. S. 7.
Betrachtungen über Linien- und Kornraster.
theile mit sieh bringen. Besonders bemerkenswert!! ist, dass z. B.
stark ausgeprägte Züge in Porträts sehr mangelhaft wiedergegeben
werden, und dass durch derartige Aufnahmen das Charakteristische
des Kopfes total verloren geht. Ebenso werden wir feine Details
in Landschaften u. s. w. in der autotypischen Reproduction ver-
gebens suchen. Ich möchte das Verfahren, Halbtöne durch
eine Liniatur zu zerlegen für ein barbarisches erklären.
Wir stehen hier vor der unleugbaren Thatsache, dass
das Bild sich der Liniatur, durch die es aufgenommen werden
soll, anbequemen muss, während es doch umgekehrt sein sollte.
Das Gleiche wird bei der Anwendung von Kornrastern der
Fall sein, wennschon die störenden Einflüsse sich hierbei
weniger geltend machen werden. Immerhin werden sie auch
vorhanden sein. Also das, was man durch Kornraster erreichen
will, wird sich nicht erfüllen. Das Ideal der Halbtonzerlegung
ist in einer anderen Richtung zu suchen.
Anstrengungen, das ersehnte Ziel zu erreichen, sind schon
seit langer Zeit gemacht worden. Ich erinnere, ohne dass
die Aufzählung eine vollständige sein soll, an den Heliodruck
von Re1), ferner an die schönen Halbtonsteindrucke von
E. Mariot2). Auch Josz in Bockenheim bei Frankfurt hatte
1883 ein Verfahren ausgearbeitet zur Uebertragung von Halb-
tonbildern auf Stein, welches allerdings noch zu wünschen
übrig lässt. Weiter wären zu nennen Bolhövener und All-
geyer mit ihrem typographischen Lichtdruck. Sie haben sehr
anerkennenswerthe Sachen mit ihrem Verfahren hergestellt.
Auch die Chalkotypien von Prof. R o e s e gehören hierher. Ein
hübsches Bild in dieser Ausführung befindet sich u. A. in
Eder’s Jahrbuch 1887, Seite 202. Dann sind noch Pretsch,
die Schweizer Autotyp.-Anstalt, Gaillard u. v. A. mehr zu
verzeichnen, welche alle bestrebt waren, die Zerlegung eines
Halbtonbildes durch Korn herbeizuführen.
Das Verfahren von Mi et he3), Autotypien ohne Raster
durch directe Aufnahme nach einer Copie auf Pyramidenkorn-
papier herzustellen, dürfte nur als ein interessanter Versuch
zu betrachten sein, dem keine practische Verwendung zukommt.
Die meisten der genannten und viele andere Methoden
haben sich für die Dauer in der Praxis nicht einführen können.
Ich will nun mit meiner Aeusserung, dass das Raster-
verfahren ein barbarisches sei, durchaus nicht den Stab über
dasselbe brechen. Im Gegentheil, dieses Verfahren ist für
1) Phot. Corresp. 1880. S. 150.
2) Phot. Corresp. 1883 und 1881.
3) Atelier dos Photographen. 1894. S. 7.