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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 10.1896

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Krüss, Andres Hugo: Ueber photographische Wiedergabe von Strichgebilden
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https://doi.org/10.11588/diglit.50999#0139

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Ueber photographische Wiedergabe von Strichgebilden. 125-
Ausstrahlung anzunehmen ist, zumal auf solche verhältniss-
mässig grosse Entfernung. Etwas ähnliches finden wir ja in
der sogenannten Irradiaition beim Sehen, welche in der Aus-
breitung der Bilder im menschlichen Auge über seine nach
den optischen Verhältnissen des Auges herzuleitenden geo-
metrischen Grenzen besteht, zumal wenn man annimmt, dass
die Wirkung des Lichtes auf die Netzhaut auch chemischer
Art ist. Aber es schien mir diese letztere Erklärung doch
etwas gezwungen und unwahrscheinlich und ich suchte des-
halb die mir wahrscheinlichere Ursache der Erscheinung,
also die Reflexion an der Rückseite der Glasplatte, möglichst
auszuschliessen.
Es wurden zu diesem Zwecke zwei Wege eingeschlagen.
Zunächst wurden anstatt der gewöhnlichen Trockenplatten
Isolarplatten der Actiengesellschaft für Anilinfabrikation benutzt,
welche nach dem Princip der Sandell-Platten hergestellt, durch
Uebereinanderlagerung verschiedener Schichten und namentlich
durch den rothgefärbten zwischen Glasplatte und empfindlicher
Schicht vorhandenen Unterguss ein Eindringen der Strahlen
in die Glasplatte selbst und somit ein Reflectirtwerden von
der Hinterfläche zu verhindern geeignet erschienen. Das
Resultat war denn auch ein bedeutend befriedigenderes als
bei den bisherigen Versuchen. Allerdings waren auch hier
Ausstrahlungen in den nicht belichteten Raum vorhanden, aber
nicht so ausgedehnt wie bei gewöhnlichen Platten.
Noch bessere Ergebnisse erhielt ich aber bei Benutzung
von Castle-Diapositiv - Platten, deren Hinterseite ich mit
Aurantiacollodium übergoss. Dadurch wird bewirkt, dass
die von der Hinterseite reflectirten Strahlen weniger actinisch
wirksam waren. Auch hier waren die Grenzen nicht absolut
scharf, aber doch noch besser als bei den Isolar-Platten, die
noch vorhandene Punktirung war feiner, was ich dem feineren
Korn dieser Bromsilberplatten zuschreibe.
Die obigen Darstellungen zeigen, dass die Aufgabe, von
einer scharfen schwarzen Linie auf weissem Grunde oder
umgekehrt einer weissen Linie auf schwarzem Grunde eine
vollkommen entsprechende scharf begrenzte Reproduction auf
photographischem Wege herzustellen, ihrer vollkommenen
Lösung noch entgegensieht, und dass solcher Lösung wahr-
scheinlich Schwierigkeiten im Wege stehen, die in den
physikalischen Eigenschaften der Glasplatten begründet, nicht
ganz zu beseitigen sind.
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