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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 10.1896

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Soret, Adrien Célestin: Ueber die Verwendung einfacher Linsen in der Photographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.50999#0176

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Ueber die Verwendung einfacher Linsen etc.

wendung dieser Art von Medien bietet, klar zu legen, welche,
da sie weder Aplanate noch achromatische Gläser sind, gerade
in ihren Mängeln besondere Eigenthümlichkeiten bieten.
Gewiss hat C. Chevalier, der ums Jahr 1840 die Noth-
wendigkeit erkannte, die chromatische Aberration einfacher
Gläser zu corrigiren, um mehr Schärfe in den Bildern zu er-
zielen, und welcher zum ersten Male das achromatisirte Glas
eines Opernguckers benutzte, nicht vorhergesehen, dass man
ein halbes Jahrhundert später, wenigstens in gewissen be-
sonderen Fällen, den convexen Einzelgläsern, wie sie von
Daguerre, Talbot und Bayard benutzt wurden, ausser-
gewöhnliche Eigenschaften, durch welche sie den höchsten
künstlerischen Anforderungen Genüge leisten, zuerkennen würde.
Und dennoch kann man nicht umhin, zuzugestehen, dass,
was Portraits anbetrifft, das mittels solcher Linsen erzielte
Verschwinden der mit dem Auge nicht sichtbaren Runzeln
sowie die mehr oder minder starke Verwischung im Haar,
welche dem Ganzen eine gewisse Harmonie unter Unter-
drückung der zu kleinen Details verleiht, dazu dienen kann,
Bilder dieses Genres zu liefern, welche ein eigenartiges und
wirklich künstlerisches Gepräge aufweisen.
Die sphärische Aberration der Linsen trägt dazu bei, die
Schärfe der Bilder abzuschwächen, weil die von demselben
Punkt ausgehenden Strahlen nach ihrem Durchgang durch die
Linse nicht in einem einzigen Punkte convergiren, wie das
bei einer richtig corrigirten Linsencombination der Fall ist.
Bekannt ist ja, dass die Verwendung einer, die seitlichen
Strahlen abfangenden Blende dazu beiträgt, den Bildern die
vollkommene Schärfe zu verleihen, welche man in anderen
Fällen, z. B. wenn es sich um die Reproduction von Kupfer-
stichen und ähnlichen Zeichnungen handelt, verlangen muss.
Es wird deshalb selbst bei Anwendung eines einfachen
Glases möglich sein, diese Art der Aberration theilweise zu
corrigiren und auf diese Weise eine ausreichende Schärfe von
mehr oder minder grosser Vollkommenheit zu erzielen, welche
naturgemäss der trockenen und harten Genauigkeit der die
Details scharf wiedergebenden Reproductionen, z. B. eines
Kupferstiches, ähnelt.
Daraus folgt, dass der Photograph diese Art Gläser nach
Belieben verwenden kann, um mehr oder weniger Weichheit
zu erzielen, wie er es eben für angebracht hält, um die künst-
lerischen Eigenthümlichkeiten seiner Arbeiten am besten zur
Geltung zu bringen.
 
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