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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 10.1896

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Soret, Adrien Célestin: Ueber die Verwendung einfacher Linsen in der Photographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.50999#0177

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Ueber die Verwendung einfacher Linsen etc.

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Es liegt demnach auf der Hand, dass die Blende zu einem
grossen Theil den Uebelstand zu beseitigen im Stande ist,
welcher durch den Mangel an Aplanatismus bei der Benutzung
eines einfachen Glases erwächst. Dagegen ist sie ohne durch-
greifende Wirkung, soweit die chromatische Aberration in
Frage kommt. Diese lässt sich bei Anwendung eines solchen
Glases nur dadurch corrigiren, dass man den Rahmen, welcher
die matte Glasplatte trägt und in welchen man die die licht-
empfindliche Platte enthaltende Cassette einfügt, verschiebt.
Bekanntlich werden die verschiedenfarbigen Strahlen un-
gleich abgelenkt, und es bilden daher z. B. die blauen Strahlen,
die stärker brechbar sind als die gelben, ihren Focus in
grösserer Nähe der Linse als die letzterwähnten Strahlen;
die Einstellung, welche vom Auge nach den hellsten Strahlen
bemessen wird, kann daher nicht mehr genau sein für den
chemischen Bildeindruck, welcher ja besonders durch die
stärker brechbaren Strahlen hervorgerufen wird, von denen
viele überhaupt gar nicht vom Auge wahrgenommen werden.
Der active oder chemische Focus liegt deshalb der Linse
näher als der optische Focus, auf welchen die Einstellung
ausgeführt wird. Daraus folgt, dass, wenn diese geschehen
ist, der Rahmen, welcher die die lichtempfindliche Platte ent-
haltende Cassette trägt, dem Objectiv unbedingt etwas genähert
werden muss.
Diese Verschiebung kann, das soll hier gleich gesagt sein,
bis zu mehreren Centimetern betragen. Man kann dieselbe
übrigens leicht mittels der einfachen optischen Gesetze über
die Brechung in Linsen berechnen.
Wir wollen uns hier jedoch darauf beschränken, das
Resultat dieser Rechnung anzugeben. Für Crownglas, aus dem
die einfachen Gläser hergestellt werden, ist die Focusdifferenz
weniger merklich als für Flintglas, und die kleinen Variationen
dieser Differenz zwischen mehreren Crownglaslinsen kann man
ruhig äusser Acht lassen.
Die Rechnung ergibt Folgendes;
1. Wenn es sich um die Aufnahme sehr weit ent-
fernter Gegenstände handelt, so muss man die matte
Glasplatte dem Objectiv ungefähr um 1/50 der Brennweite der
benutzten Linse nähern.
2. Handelt es sich dagegen um die Aufnahme naher
Objecte, also z. B. um Portraitaufnahmen, die interessanteste,
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