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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 10.1896

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Die Fortschritte der Photographie und Reproductionstechnil in den Jahren 1894 und 1895
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https://doi.org/10.11588/diglit.50999#0596

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Farbendruck und Farbenlehre.

585

In der Hering'sehen Theorie sind dagegen sogar vier
Nervengattungen angenommen worden, daher auch vier farbige
Grundempfindungen: gelb, roth, blau und grün.
Die Empfindung des weissen Lichtes besteht nach Hering
im Verbrauch des Stoffes beim physiologischen Sehvorgang, die
Empfindung von schwarz in dessen Ersatz (Dissimilation, Assi-
milation). Die Verfolgung event. die Widerlegung der mehr
oder weniger gültigen und überzeugenden Motive, von denen
die genannten Forscher zu ihren Theorien geführt wurden,
könnte weit den Rahmen dieser Abhandlung überschreiten; es
genügt, auf den Umstand aufmerksam zu machen, dass diese
Hypothesen auf der Wahrnehmung verschiedener Empfindungen
des Auges beruhen, die grösstentheils bei der Bewegung oder
gleichzeitiger Beobachtung mehrerer farbigen Gegenstände be-
merkt wurden. Inwieweit diese Theorien fähig sind, als gültig
angenommen zu werden, ist noch nicht entschieden und es
kommt auch kaum so bald dazu; wenigstens ist zu solcher
Entscheidung eine viel tiefere Kenntniss unseres Sehorgans
unbedingt nöthig.
Wie überhaupt die Forschungsart in dieser Hinsicht nicht
die Qualität des Lichtes selbst betrifft, sondern die dadurch
verursachten Empfindungen, so ist auch das Object, an dem
diese Fragen studirt werden können, weniger die Farbe und
das Licht, als unser Auge.
Wenn eben genaue Forschungen jener Functionen statt-
finden könnten, die von einzelnen Fasern, in welche unser
Augennerv sich ausbreitet, ausgeübt werden, dann könnte kein
Zweifel sein, dass das ganze Problem seiner Lösung sehr
nahe wäre.
Im Uebrigen lässt sich die Hering’sche Theorie durch
die Unterscheidung zwischen der physikalischen und physio-
logischen Anschauungsweise dieses Problems mit der eben
erwähnten Theorie von den drei Grundfarben (roth, gelb und
blau) in vollen Einklang bringen
Wenn ein Physiolog eine gewisse Zahl von Grundfarben
feststellt, da erklärt er das Sehen auf die Weise, dass jede von
ihnen in unserem Auge ein entsprechendes Medium besitzt;
wenn auf bloss ein Medium gewirkt wird, sehen wir die ent-
sprechende eine Farbe, werden aber gleichzeitig einige Medien
gereizt (auf derselben Stelle oder bei sehr schnellem Wechsel),
so verursacht ihre gleichzeitige Wirkung eine resultirende
Wirkung — eine combinirte Farbe.
Wenn es sich beweisen lässt, dass durch Mischung jener
drei Farben alle möglichen Töne erzielbar sind, dann kann
 
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