Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (19.1905)

Regeln u. Tabellen zur Ermittlung der günstigsten Einstelldistanz. I27

II. Regel (gültig, wenn Hintergrund als unendlich weit:
anzusehen ist): Stelle auf eine Distanz ein gleich dem
Doppelten des nächststehenden Punktes.
Beispiele:
Zu I. Straßenscene. Im Hintergrund eine Hausfront im
Abstand von 20 m, im Vordergrund der nächste Mensch im
Abstand von 5 m vom Apparat. Günstigste Einstelldistanz.
5 X 20 200

A = 2:

8 m!).

5 +20 25
Zu II. Landschaft mit fernem Hintergrund, nächster'
Vordergrund 5 m vom Apparat. Günstigste Einstelldistanz
A = 2 X 5 = 10 m-
Damit ist der erste Teil der Aufgabe gelöst; es ist jetzt
noch zu ermitteln, wie weit man abzublenden hat, damit die
größte auf dem Bilde vorkommende Unschärfe die als zulässig
anerkannte Grenze von 0 = o, 1 mm nicht überschreite. Hierzu
hätte man aus den Formeln 2, bezw. 2a das d zu berechnen.
Angenommen die Brennweite betrage f— 120 mm, so ergäbe
sich im obigen Falle I:
^=2X 20000 X 5000 — 120 (20 000 -f- 5OOO)

IO X 120 (20000 —5000)

10,9 mm;

im Falle II: , 2X ^000—120 0
d =--= 8,2 mm.
10 X 120
Hat also das Objektiv bei voller Oeffnung einen freien
Durchmesser = 15 mm (entsprechend //8), so ist in beiden
Fällen abzublenden. Die Lichtstärken werden dann, bei der
vollen Oeffnung = 1, gesetzt
im Falle 1 TO’^ = —§ — rund 1,„,
15" 225
im Falle 2 = rund 1L.
T5“ 225
Die Expositionszeit ist demnach bei I zu verdoppeln, bei
II zu verdreifachen.
Diese Rechnuug ist zwar nicht schwierig, kann aber doch
nicht im Kopfe erledigt werden. Es muß also eine Tabelle
für das Objektiv berechnet werden, und da ist es dann
bequem, in dieselbe gleich auch die Ermittlung der Einstell-
distanz aufzunehmen. Eine solche, für die meist gebrauchte
Brennweite | = 120 mm berechnete Tabelle ist die folgende:

1) Viele Amateure würden in diesem Falle auf die mittlere Distanz
12,5 m emsteilen. Dann würde aber bei gleicher Oeffnung merkliche Un-
scharfe eintreten. Beseitigt man diese Unschärfe durch kleinere Blende, so
verlängert man die Expositionszeit und gibt dadurch wieder Anlaß zur"
Unschärfe infolge unruhigen Haltens.