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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Pecht, Friedrich: Die Baukunst und die vervielfältigenden Künste auf der Münchener Jubiläums-Ausstellung 1888: eine Nachlese
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0079

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Die Baukunst und die vervielfältigenden Künste auf der Münchener Jubiläums.Ausstellung ^888

Bau voll Lebendigkeit und echt nationalem Gepräge. Wunderlich, aber die geistige Verfassung des Bestellers
deutlich verratend, muteten dann die Entwürfe zu einem chinesischen Sommerpalast und zu einem byzantinischen
Schlosse von Hofmann, dem letzten Baumeister Ludwigs II., an, dessen Zeichnungen zum Innern der Burg
Hohenschwanstein indeß um so reizender ausgeführt erschienen. Nicht ohne einen gewissen abenteuerlichen, über-
dies mehr malerischen als plastischen Reiz war
Sehrings Entwurf zu der hoffentlich nie
zu stände kommenden, weil gründlich un-
sinnigen deutschen Akademie in Rom, diesem
Schoßkind der Spekulation einiger sehr gehalt-
bedürftiger römisch-deutscher Künstler. Waren
die deutschen Architektur-Zeichnungen in Bezug
auf elegante Ausführung durchschnittlich lange
nicht auf der Höhe der französischen, so machte
davon neben denen Hofmanns eine Ausnahme
Hammers Entwurf zum Eysserschen Zimmer
auf der Gewerbe-Ausstellung und Hinderers
in Nürnberg Querschnitt eines Kurhanssaales.
Viel Farbensinn zeigte auch Manch ots in
Mannheim Skizze zu einem Plafond. An-
genehm muteten mehrere hübsche Villenbauten
an, so der köstliche „Heilshof" in Rokoko von
Bluntschli in Zürich, der auch eine überaus
schön komponierte, ja genial den schon vor-
handenen Bauten angepaßte Skizze zum Par-
lamentshaus in Bern gab, als Konzeption
wohl das bedeutendste, was vorhanden. —
Es folgten dann die Villa Franz Lipperheides
in Brixlegg von Bischofs in deutscher Re-
naissance, ferner von Berlepsch Entwurf zu
einer bemalten Fassade im Stile von Hol-
beins Baseler Zunfthaus, endlich Albert
Schmidts reizende Villa Weinmann in Mün-
chen. Sie fesselten um so mehr, weil sie auch die
Verhältnisse und den Charakter ihrer Be-
wohner aussprachen und dadurch eine äußere
Notwendigkeit, eine Anpassung ans Gegebene
verrieten, die den meisten ins Blaue hinein
abgefaßten Projekten zu Monumentalbauten
ganz abging. — Von Kirchenbauten hatte
nächst Alb. Schmidt, Gabr. Seidl seinen
hübschen Entwurf zur neuen St. Annakirche
in München gebracht und Behles einen sehr
tüchtigen für die Maximilianskirche in München.
Ganz besonders interessierte aber Tafels in
Stuttgart Konkurrenz-Entwurf zur Mailänder
Domfassade, der sehr zu seinem Vorteil an
die von Orvieto und Siena erinnerte. Otzen
gab die St. Gertrndskirche in Hamburg. Von
Schul- und Museumsbauten fand man Warths
in Karlsruhe Entwürfe zur Universität in
Straßburg und zum Museum in Metz, von Stier in Hannover ein Projekt für ein Gymnasium in Goslar,
von E. Seidl die Pläne zur Kunstgewerbeausstellnng. Ganz vortrefflich war dann das Projekt zur deutschen
Buchhändlerbörse in Leipzig im Stil des dortigen Rathauses von Kayser und von Groszheim in Berlin,
das jedenfalls zum besten gehörte was vorhanden, da es allem leeren Kosmopolitismus entsagte und aus-
gesprochene Lokalfarbe zeigte.

Interessant waren dann auch die Photographien des von Baurat Schnitze in Regensbnrg in deutscher
Renaissance ausgeführten Palastes des Fürsten Taxis, bei denen man nur bedauerte, daß sie so arm an Bild-
 
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