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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0169

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128

Kunstlitteratnr und vervielfältigende Kunst — von Kunstmarkt

produzieren zu lassen, da durch die Vervielfältigung derselben der
Ruhm des Meisters sich bedeutender ausbreitet, als durch das
örtlich gebundene Bild. Aber gute Stecher, die in den Gedanken-
kreis und die Knnstform des Meisters einzudringen vermochten,
mußte er sich selbst erziehen. Rubens radierte auch selbst. Es
wurden ihm früher 8 Blätter zugeschrieben, die ihm aber nicht alle ge-
hören. Rosenberg scheint ihm nur das Pastorale zuschreiben zu
wollen, aber gerade dieses Blatt würden wir für ein Werk des
Thomas von Dpern halten. Dagegen dürste die hl. Katharina
und Seneca (beide im Ätzdruck) ihm sicher angehören. Letzteres
Blatt scheidet Rosenberg aus, „weil es bereits in der Behandlung
der Kreuzschrassierung die Hand eines berufsmäßigen Stechers
zeigt". Nun war Rubens em zu guter Zeichner, als daß ihm
das Zeichnen mit der Nadel so große Schwierigkeiten hätte be-
reiten sollen. Übrigens mußte Rubens auch mit der Führung
des Grabstichels vertraut gewesen sein, da er an den Platten
seiner Schüler Korrekturen ausführte. Der erste eigentliche
Rubensstecher war P. Soutman, der das von Rubens Gewünschte
erreichte, die malerische Behandlung, die Betonung des zum Stiche
dienenden Bildes. Rosenberg glaubt, daß die Arbeiten dieses
Meisters reine Grabstichelwerke seien. Man kann aber sehr wohl
die Radierung herausfinden, wenn sie auch mit dem Grabstichel
überarbeitet wurde. Namentlich ist dies am Baumschlag zu sehen.
Die reichen Beilagen in und außerhalb des Textes sind unge-
mein instruktiv und erleichtern das Verständnis in wünschens-
werter Weise. Die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, welche
das großartig angelegte Werk verlegt, gibt sich alle Mühe, es
aus der Höhe des verwöhntesten Geschmackes zu erhalten.

Einem ähnlichen Zweck, nämlich dem, die Meisterwerke alter
Kunst allen leicht zugänglich zu machen, dient auch eine neue Unter-
nehmung, welcher man den größten Erfolg schon jetzt mit Sicher-
heit Voraussagen kann. Wir meinen den „Klassischen Bilder-
schatz", der von Fr. von Reber und Ad. Bayersdorfer ausgesucht,
uns „die sämtlichen Meisterwerke der bildenden Kunst aller Zeiten"
in autolypischer Nachbildung nach den photographierten Originalen
in der Weise bietet, wie es die Reclamsche Universalbibliothek für
die Dichtung Ihut (München, Verlagsanstalt für Kunst und
Wissenschaft). Natürlich wäre ein solches Unternehmen vor der
Ausbildung der Autotypie völlig undenkbar gewesen, sie allein
ermöglichte es, ein hübsch ausgestattetes Heft in Großquart mit
sechs Abbildungen klassischer Meisterwerke der Malerei für den
unglaublichen Preis von 50 Ps. liefern zu können und dabei
diese Abbildungen so gut herzustellen, daß man den jeweiligen
Meister beim ersten Blick erkennt, ja alle Eigentümlichkeiten seines
Vortrags, alle Feinheiten seiner Köpfe verfolgen kann, wie sie
uns das Lichtbild, aber ein Holzschnitt oder Stich nie wieder zu
geben vermag. Die sechs ersten Hefte bringen uns denn auch
schon die allerverschiedensten Meister aus sämtlichen Galerien
Europas zusammengesucht, wie denn der Name der beiden Heraus-
geber allein schon für die Zweckmäßigkeit einer Auswahl bürgt,
die überall auf persönlicher Kenntnis der Originale beruht.

kp. Ein gewiß interessantes Thema ist es, das ein in diesen
Tagen bei I. I. Weber in Leipzig erschienenes Werkchen auf etwa
28 Druckseiten (Preis t Mk.) in der Form einer kunsthistorischcn
Skizze zu beleuchten versucht. Unter dem Titel „Gabriel Max'
Kunst und seine Werke" gibt der Verfasser Nikolaus Mann ein
gut gefaßtes, klares Bild der künstlerischen Entwickelung, der
ausgeprägten künstlerischen Individualität des berühmten Mün-
chener Meisters und mit warmem Eingehen und Verständnis auf
die Intentionen desselben auch den immer eigenartigen Inhalt
seiner zahlreichen Schöpfungen in fesselnder Darlegung wieder.
Mit dem Porträt des Malers und mit einer Reihe von Abbil-
dungen derjenigen Werke, welche dessen enorme Produktivität in
ihren charakteristischsten Phasen illustrieren, geschmückt, wird auch
dem Freunde Maxscher Kunst nicht minder das beigefügte Ver-
zeichnis der bis jetzt vollendeten Gemälde und Kompositionen
desselben hochwillkommen sein.

— Ein Album ausgewählter Werke von Eduard von
Steinlesoll in Frankfurt a. M. bei F. A. C. Prestel zum Preis
von 50 Mk. erscheinen und 50 Handzeichnungen und Aquarelle
umfassen, die nach den Originalen in Lichtdruck ausgeführt sind.

II. Die Kunsthistorischen Bilderbogen, ein wirklich
über alles Lob erhabenes, echt deutsches Unternehmen, liegen
nun mit Einschluß aller Ergänzungen und Supplemente in
468 Nummern (wozu noch eine Anzahl von polychromen Tafeln
zählt), größtenteils in untadeligen, häufig höchst meisterhaften
Holzschnitten vor (Leipzig 1888, E. A. Seemann). Es ist ein

ganz universelles, instruktives und zudem auch unvergleichlich
billiges Werk, welches zur Belehrung in Schule und Haus die
besten Dienste leistet und die solideste Grundlage bildet, auf
welcher dann der weitere Fleiß und eigenes Studium sich ver-
tiefend weiter bauen können. Hierzu bietet die beste Anleitung
und Handhabe das in vier mäßigen Bändchen bearbeitete Werk
von Anton Springer, welches unter dem Titel „Grundzüge
der Kunstgeschichte" das „Altertum" (Preis 1.40 Mk.), das „Mittel-
alter" (Preis 1.40 Mk ), die „Renaissance in Italien" (Preis
Mk. 1.90) und die „Neuzeit" (Preis 1.90 Mk.) behandelt. Jedes
Bändchen ist em für sich abgeschlossenes Ganze, verweist immer genau
auf die fortlaufende Nummern der „Bilderbogen" und wendet sich
auch in der Seitenzahl wieder in ein vollständiges Werk, welches
sich flüssig und angenehm liest und zwischen wissenschaftlicher und
populärer Form mit glücklichem Takte die goldene Mitte hält. Als
„Handausgabe" erschien daraus eine neue Auswahl in vier Ab-
teilungen L 3.50 Mk. mit 167 Tafeln, welche das Altertum mit
34 Tafeln, das Mittelalter mit 36 Tafeln und die Neuzeit mit
97 Tafeln repräsentieren und wieder einzeln abgegeben werden.
Somit sei jedem wahren Freunde der „Kunst sür Alle" dieser
Schatz hiermit auf das Beste empfohlen.

— Die Photographische Gesellschaft in Berlin gibt seit dem
Oktober v. I. „Kunstberichte" heraus, die in sechs bis acht zwang-
losen Nummern jährlich erscheinen sollen und viel eher als dies
durch Kataloge geschehen kann, den Interessenten in lebendiger
Berührung mit der Verlagshandlung zu erhalten und denselben
auf hervorragende neue Erscheinungen aufmerksam zu machen
geeignet sind. Die uns vorliegenden Nummern bringen außer
anregend geschriebenen Artikeln verkleinerte Nachbildungen der neu
erschienenen Blätter: Angeli, Kaiser Friedrich — Kaiser Wil-
helm I. — Bülow, Kaiser Wilhelm II. — Lenbach, Bismarck —
Moltke — dann C. G. Pfannschmidt, Anbetung der Weisen —
Knaus' Heilige Familie re. Die Kunstberichte werden gratis
versandt.

H. Mit einer Rede über „Die Ziele und Wege der
Neueren Kunstwissenschaft" hat Herr vr. Wolfgang
von Oellingen seine Vorträge über Kunstgeschichte an der
Universität zu Marburg eingeleitet (Marburg 1888 bei Elwert.
78 S. 8", —.60 Pf.). Er betont dabei die Stellung des Kunstkenners
und des Ästhetikers, insbesondere aber die umfangreiche, vielseitige
Bildung, Tbätigkeit und Berufsarbeit des Kunst-Historikers.
Auch seine Wissenschaft verlangt den ganzen Menschen und mag
einem Instrument verglichen werden, welches jeder verstimmen,
aber nicht jeder spielen kann. Wir senden dem jungen, streb-
samen Gelehrten ein herzliches Glück auf!

Vom Kunstmsrkk

— Düsseldorf. Aus der Düsseldorfer Ausstellung sind
„Ebbe" von Eugen Dückerund „Überraschung" vonF. Fagerliu
für den Museums-Verein zu Bonn erworben worden.

— Köln. F. v. Lenbachs Porträt des Fürsten Bis-
marck, welches den Reichskanzler, dessen Kopf mit einem breiten
Filzhut bedeckt ist, auf einem Stock sich stützend darstellt, ist für
16 000 Mark von dem Kölner Museum erworben worden.

— Das Madonnenbild von Gabriel Max, welches auf
der diesjährigen Jubiläumsausstellung Gegenstand ungeteilter
Bewunderung gewesen ist und mit 30 000 Mark zum Verkauf
gestellt war, hat Hofkunsthändler H. L- Neu mann hier erworben.

Liverpool. Die Stadt Liverpool hat Sir Frederick
Leightons Gemälde „Gefangene Andromeda" sür 80,000 Mk.
erworben.

— Frankfurt a/M. K. Th. Völckers Antiquariat in
Frankfurt a/M. gibt das 157. Verzeichnis seines antiquarischen
Bücherlagers heraus. Dasselbe enthält in 966 Nummern wert-
volle Publikationen aus dem Gebiete der neueren Kunst und
illustrierte Werke seit dem Jahre 1800.

Hlcdaktionsschtuh: SS. AezcmSer - Ausgake: IS. Januar

Inhalt des achten Nestes: tz-rt! Friedrich Pecht, Zu Wilhelm
Diez' 50. Geburtstage — Georg Ebers, A. Schelfvouts Traumbild —
. . .. r. Der deutsche Künstlerverein in Rom — v . . . Die Ausstellung Düssel-
dorfer Künstler in der Kunsthalle zu Düsseldorf — Kunstnotizen re. — ZSitdcr.
beilagen: Willi elm Diez, Strauchritter — Derselbe, Überfall eines Reise-
wagens im 17. Jahrhundert — Derselbe, Picknick im Walde — Derselbe, Beraubt.

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwa rtz — Druck der Bruckmann'schen Luchdruckerei in München
 
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