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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0188

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Ausstellungen, Sammlungen rc. — vermischte Nachrichten

14Z

— Berlin. Die Fresken aus der Casa Bartholdy in
Rom, über deren Ausstellung in der Nationalgalerie wir bereits
in Heft 21 des vorigen Jahres berichteten, sind nunmehr dem
Publikum zugänglich gemacht worden.

— München. Die für London geplante Ausstellung
Münchener Künstler, über welche wir im vorigen Hefte berichteten,
ist als definitiv gescheitert anzusehen.

— Wien. Die 18. Jahresausstellung im Künstlerhause
zu Wien wird vom 16. März bis 19. Mai währen. Als letzter
Termin für die Anmeldungen ist der 15. Februar, für die Ab-
lieferung der Kunstwerke der 28. Februar festgesetzt, beides ist
bei der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens, Lothringer-
straße 9 zu bewirken. Es gelangen bei dieser Ausstellung drei
von Erzherzog Karl Ludwig als Protektor gestiftete goldene
Medaillen, sowie der Reichelsche Künstlerpreis im Betrage von
1500 Gulden zur Vergebung. Jeder Aussteller wird als Be-
werber um letzteren, der in diesem Jahre einem Maler statuten-
gemäß zufallen muß, angesehen, der nicht ausdrücklich bei Ein-
sendung seines Werkes erklärt, daß er auf die Teilnahme an der
Konkurrenz verzichte. Alle nähern Bestimmungen sind aus der
Konkurrenzausschreibung der k. k. Akademie der bildenden Künste
zu Wien ersichtlich.

II. I. Karlsruhe. In den oberen Räumen der groß-
herzogl. Kunsthalle sind zur Zeit zwei neue Erwerbungen für
dieselbe Sammlung ausgestellt: „Kinderbegräbnis" von Wilhelm
Riesstahl und „Holländisches Dorf" von Kallmorgen. Das
„Kinderbegräbnis", ein wertvolles, tief empfundenes Werk des
Heimgegangenen Künstlers, eine Wiederholung des in Heft 7 er-
schienenen Ölgemäldes, mit Bereicherung der Staffage des Vorder-
grundes. Das „Dorf in Holland au der Meeresküste", von
Kallmorgen, ein Gemälde von großen Dimensionen, fesselt all-
mählich durch die feine Abstufung der in Nebelschleier gehüllten
Szenerie, deren Hauptreiz der Fernblick auf die leicht gekräuselte
Meeresfläche bildet. Zur gleichen Zeit gelangten zur Ausstellung
eine Reihe von Kunstwerken, im Privatbesitz seiner Königl. Hoheit
des Großherzogs: „Kaiser Wilhelm I.", Marmorbüste von Bild-
hauer Kopf, Nom und Baden-Baden, bemerkenswert durch
Ähnlichkeit und vollendete Technik, wenn auch die römische Toga
zu der Haar- und Bartracht des 19. Jahrhunderts nicht sonder-
lich stimmen will. „Porträtbüsie des hochseligen Kaisers Friedrich"
von Begas in Berlin, eine Leistung von hohem Ernst und edler
Auffassung, bei der die äußern Zuthaten, der Küraß, die Ordens-
kette und der reich drapierte Mantel zur glücklichen Gesamt-
wirkung gut verwertet sind. Eine weitere Ausstellungsnummer
von Wert ist ein lebensgroßes Porträt, „Kniestück vom Kaiser
WilhelmI.", 1885 von Lenbach gemalt. Es stellt sich dies den
übrigen weltbekannten historischen Porträts des Künstlers eben-
bürtig zur Seite.

— Basel. Das schweizerische Nationalmuseum soll Basel
zugeteilt werden. Die endgültige Entscheidung wird allerdings
erst im Juni erfolgen, da noch bedeutende Vorarbeiten zu er-
ledigen sind.

Vermischte Nachrichten

— Prag. Der Verein deutscher Schriftsteller und Künstler in
Böhmen schreibt ein Reisestipendium im Betrage von 400 Gulden
aus, welches an einen deutsch-böhmischen Künstler verliehen wird.
Gesuche sind an Professor Reynier, Prag, Weinberge, Villa
Helminger zu richten.

* In den Mitteilungen des Vereins für Geschichte der
Stadt Meißen, im 2. Hefte des 2. Bandes findet sich ein wich-
tiger Beitrag für die Künstlergeschichte unsrer Tage, betitelt
Lebensläufe Meißner Künstler. Es sind nicht weniger
als etwa 170 Künstler, die hier einen Platz gefunden haben, ein
Beweis, wie anregend einmal die malerische Lage der alten
Bischofsstadt an Berg und Strom, das andremal die kgl. Por-
zellanmanufaktur auf künstlerisches Talent gewirkt hat. Von
älteren Künstlern würden etwa hervorzuheben sein Johann Gre-
gorius Herold und Johann Joachim Kändler, die beiden be-
rühmten Meister der Meißner Porzellanmanufaktur, von den der
Gegenwart näher stehenden oder noch lebenden: Emmerich An-
dresen, der gegenwärtige Nachfolger der beiden; Paul Baum, der
Maler des Frühlings; Heinrich Crola, von dem auch die Mün-
chener Akademie ein Bild besitzt 1879); der Monumental-
maler Anton Dietrich in Dresden; Emil Otto Grundmann, der
Direktor der Kunstakademie in Boston: Ernst Sigismund Kirch-
bach, einstmals Akademiedirektor in Santiago, Vater von Frank
Kirchbach (p 1876); Prof. Otto König in Wien; der bekannte

Radierer Bernhard Mannfeld; Johann Friedrich Matthäi, Prof,
der Akademie und Galeriedirektor in Dresden (ff 1845); weiter
Viktor Paul Mohn, der treffliche Meister, den Sachsen wie so
viele andre Künstler nicht zu halten -verstanden hat; Hugo
Öhmiken, der bekannte Düsseldorfer Genremaler; Ludwig Sturm,
Malervorsteher der kgl. Manufaktur zu Meißen; Friedrich August
Witlich, der seit 1864 die Bildhauerschule zu Düsseldorf ins Leben
rief. — Die Lebensläufe sind nicht selten etwas lokalpalriotisch
angehaucht, enthalten aber viel Anziehendes und mancherlei Stoff
zur Kunstgeschichte. Besonders fesselnd sind eine Reihe Lebens-
läufe, die von den betreffenden Künstlern selbst verfaßt sind.

^V.L. Ehrenkrug, vom Kömg Humbert von Italien,
bei Gelegenheit des Kaiserbesuchs in Rom, dem Grafen Herbert

Ehrrnkrug. Von König Humbert von Italien dem Grasen
Herbert Bismarck gewidmet

von Bismarck zum Geschenk gemacht. — Der in den Figuren
des Kruges liegende Gedanke will sagen, daß Gerechtigkeit, Mäßig-
keit und Kraft die Tugenden sind, durch welche die beiden Völker
Deutschlands und Italiens und die beiden Häuser Savoyen und
Hohenzollcrn miteinander verbunden werden. Das Material des
Kruges ist reines Silber, mit Gold ausgelegt; ganz aus Gold
sind die Figuren. Die beiden an Ketten hängenden Schaumungen,
mit den aus kloisonirter Schmälte angebrachten Wappen der beiden
Herrscherhäuser, sind ebenfalls aus Gold. In gleicher Schmälte
ist die Umschrift: „Umberto I. Ke ä'Imlia al Lonte Herbert
cki Lismarelc." — Erfunden und Entworfen ward das schöne
Werk, nach direktem Auftrag des Königs, von dem Komtur
Grasen Lursta äi Nosa, Oberzeremonienmeister in Neapel, einer
feinsinnigen Künstlernatur, ausgeführt in dem Atelier des mit
Recht berühmten Goldschmiedes Luv. Lonstammo Lulvi in Rom,
in weniger als einem Monat. Der Krug ist hoch >1. 0.32 und
kostet ca. 10.000 Lire.
 
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