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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Aus Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0241

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Aus Rom

,85

Cirrros Rede grgen Calilina. Fresko von INaccari

geistiger Zusammenhang alle Teile untereinander verbindet
—ist meisterhaft durchgeführt, besonders trefflich dieMarmor-
partiem Vortrefflich ist auch die Perspektive der Sitzreihen.
— Auf die Deckengemälde, durchaus symbolische
Gruppen von Genien (Kunst, Krieg, Handel, Wissenschaft),
die eine das grün-weiß-rote Banner haltende Jtalia um-
geben, und ans die gleichfalls von Maccari entworfene
herrliche und edle, vielfach vergoldete Stückarbeit der
Platfonds, gehen wir nicht näher ein, wenngleich gerade
die Gruppen der nackten Genien und Kinder sich in ent-
zückender und heiter-kräftiger Farbe von dem blauen
Grunde abheben. Jedenfalls können wir hier resümieren,
daß Maccaris Fresken sich weit über das Niveau erheben,
das die italienische Malerei im allgemeinen heute einnimmt.

Dies beweist schlagend die seit einigen Tagen er-
öffnete Ausstellung des Internationalen Kunst-
vereins in der Via Margutta, der wir nur wenige
Zellen gönnen. Von 110 Ölbildern und Aquarellen ist
kaum ein Dutzend einigermaßen erträglich und wenn wir
überhaupt eine Perle zu entdecken vermögen, so ver-
danken wir dies unserm deutschen Landsmann Knüpfer
und einer von ihm mit gewohnter Meisterschaft gemalten
Marine — ohne Sirenen. Sonst erwähnen wir von
Landschaften nur noch Ferrarinis leider zu rotgolden ge-
haltenen Suezkanal: Baruccis dekorativ gute Kampagna
und Franzis Strandbildchen; vom Genre: Benlliures
(der Maler der „Vision im Kolosseum") „alten Bauern",

D»e ttvnst für Alle IV

Walles' „Ball im letzten Jahrhundert", und einige
reizende italienische Genrebildchen von Jovis und dem
verstorbenen Favretto. Von Porträts verdient Aner-
kennung Grün Huts geisterhafter, schwarz und mystisch
ä la Gabriel Max gehaltener Mädchenkopf; ferner Giuseppe
Ferraris Profil eines Mädchens und zweier alter
Frauen; Tombas reizende Mädchenbüste aus „1789",
bei der uns nur die Farbengabe der Sammttaille einiger-
maßen geniert, und das flott hingeworfene trotzigstolze
Backfischköpfchen von Roß. In der Skulptur stoßen wir
auf die deutschen Namen Kopf, Ezekiel, Weizenberg und
auf die Jtatiener Montecucco und Frisolia. Weßhalb
Josef Kopf sich in die kunterbunte Gesellschaft des
„Internationalen Künstlervereins" gemengt hat und zudem
mit seinem trefflichen Döllinger? — Lorbeeren gibt es
an dieser Stelle sicher nicht Viele zu holen. Ezekiels
Damenbüste ist voll sinnlich üppiger und dabei doch durch-
geistigter Schönheit. Weizenberg wartet mit nicht weniger
als fünf Büsten auf, von denen ein „Barnabas" —
ein irrsinnig grinsendes, die Zähne blöckendes Banditen-
gesicht — jedenfalls den Vorzug der Originalität besitzt.
Frisiolas »non toccsrmi« stellt ein vierzehnjähriges
junges Ding im Evakostüm dar, das sich kichernd
gegen die Annäherung von irgend jemand wehrt.
Montecuccos „Leda mit dem Schwan" (ein vom Schwan
attackiertes nacktes Weib von schwellenden Formen) und
seine beiden Baby-Köpfe endlich verrathen eine außer-

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