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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0243

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Personal- und Ateliernachrichten

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heißt, dann seine in den Mirletons im Jahre 1888 ausgestellten
„5, Husaren aus dem Jahre 1806", „das alte Regiment",
welches im Jahre 1882 die „Mirletons" brachten und „den
Alarm". Über vier weitere Bilder ist noch kein definitiver Ent-
schluß gefaßt. Zum ersten Male nimmt Detaille an einer Welt-
ausstellung Teil. Im Jahre 1878 wurde sein Bild »Salut aux
VIesses- als für die deutschen Besucher der Ausstellung verletzend,
abgelehnt. Der Künstler rächte sich bekanntlich hiefür dadurch,
daß er das Bild zur Kunstausstellung nach Berlin schickte, wo
es angenommen und prämiiert wurde. Für die retrospektive Aus-
stellung schickt Detaille eine Zeichnung: „Die Einweihung der
Oper", welche sich im Luxembourg befindet und zwei Bilder: „Das
vorüberziehende Regiment" und „Auf Recognoscierung". In
den Salon giebt Detaille dieses Mal Nichts. Jules Lefebvre
wird in der zehnjährigen Ausstellung mit einer Reihe seiner
prachtvollen Porträts, die wir in den verschiedenen Salons zu
bewundern Gelegenheit hatten, vertreten sein. Er hätte gewünscht
auch seine „Überraschte Diana", die im Salon des Jahres 1878
einen großen Erfolg hatte, auszustellen, aber der Besitzer des
Bildes, obwohl ein Pariser, verweigert die Hergabe. Die Kom-
mission hat Lefebvre leider einen Platz in der retrospektiven
Ausstellung verweigert. In den Salon wird er ein Frauen-
porträt sckicken, das aber noch nicht angefangen ist. Ob Ken-
ners Bilder dadurch, daß sie in verhältnismäßig großer Masse
in der zehnjährigen Ausstellung erscheinen, gewinnen werden,
scheint mir zweifelhaft. Wir werden hier wieder seiner im »Salon
tnermal« (1884) ausgestellten „Andromeda", seinem „St. Se-
bastian" (Salon 1888), der „Leserin" (1887), Fabiola (1887),
dem „Christus im Grabe (1886) wie drei seiner Porträts be-
begegnen. In die retrospektive Ausstellung wird er die „Biblis"
die dem Dijoner Museum gehört und verschiedene Portäts geben.
Henner hatte für den Salon einen Christus bestimmt, an dem
er augenblicklich arbeitet, und der den Audienzsaal des Cassations-
hofes schmücken soll. Das interessante Bild ist zwei Meter hoch.
Leider wird der Gerichtssaal wahrscheinlich schon vor dem 1. Mai
eingeweiht und so das Bild dem Salon entzogen werden, der
aber auf alle Fälle ein kleineres Bild Henners: „Martyre",
welches fast vollendet ist, aufzuweisen haben wird. Der Landschafter
Busson wird in die zehnjährige Ausstellung sechs Bilder schicken,
die in den verschiedenen Salons seit 1878 Aufsehen erregten. Ich
nenne nur die mir persönlich bekannten Gegenstände: „Platz in
Lavardin" aus dem vorigen Jahre und „Einen letzten Sommer-
tag" aus dem Salon 1888. Für die retrospektive Ausstellung
ist Busson mit einem Bilde zugelassen. Er hat das im Besitz
des Senators Grafen d'Osmoy befindliche Bild: „Das Gewitter"
gewählt. Maignan, der geist- und talentvolle Maler der
„Stimmen der Sturmglocke", welche im vorigen Salon so großes
Aufsehen erregte, wird mit zehn großen Bildern in der zehn-
jährigen Ausstellung vertreten sein: mit einem „Ludwig XI."
welcher die Ritter tröstet, das Bild im Salon 1878 ansgestellt,
gehört dem Museum in Angers: mit dem „Admiral Carlosens",
welchen das Museum in Lille besitzt und der ebenfalls im Salon
1878 ausgestellt worden; mit dem „Christus und den Betrübten",
ein Bild, das im Jahre 1879 mit der Medaille erster Klasse
prämiiert wurde und welches sich in der Kirche Saint-Nicolas-
des-Champs befindet; mit den „Letzten Momenten Clodoberts"
(Salon 1880); dem „Dante welcher Mathilde begegnet", ein
Bild, welches dem Luxembourg gehört; mit der „Verstoßenen"
(Salon 1882); mit „Wilhelm dem Eroberer" (Salon 1885);
mit dem „Erwachen Julias", aus dem Lyoner Museum und
mit dem erwähnten Bilde „Die Stimmen der Sturmglocke". In
die retrospektive Ausstellung und in den Salon schickt Maignan
Nichts. Er hat ein großes Bild begonnen, für das er aber im
Sommer noch Studien machen wird. Das gewaltige Bild heißt:
„Ein Traum" und wird im Salon 1800 figurieren. Ich be-
halte mir vor diesen orientierenden Bericht in der nächsten
Nummer fortzusetzen. Diese wenigen Notizen lasten aber bereits
erkennen, ein wie lebendiges Bild die Besucher der Ausstellung
von der Entwickelung der Kunst überhaupt und von der der ein-
zelnen Künstler mit fortnehmen werden. — Das „Journal officiell"
publiciert heute morgen die nachstehende Liste der vom Minister
ernannten Mitglieder, welche mit der Prüfung der Kunstwerke
für die Zulassung zu der internationalen Sektion beauftragt
sind: 1. Lafenestre, Conservator der Gemäldegalerie des
Louvre; 2. A. Maignan, Maler; 3. Heilbuth, Maler;
4. Liebermann, Maler; 5. Chelm ons k i, Maler; ö.Schenck,
Maler; 7. Maurice Hamel, Kunstkritiker: 8. Antokolski,
Bildhauer; 9. Rodin, Bildhauer; 10. de Beaudot, Architekt;
II. Goeneutte, Kupferstecher.

— München. In dankbarer Anerkennung für die stets
bereite Hilfe, die Konservator A. Hauser in uneigennütziger
Weise jedem angedeihen läßt, der seines Rates bedarf, ließ ihm
die Münchener Künstlergenossenschaft einen prachtvollen in Silber
getriebenen Pokal überreichen.

tt. Mainz. Im Anschlüsse an die im vierten Hefte der
„Kunst für Alle" vom 15. November 1888 gegebene Nachricht
über den öffentlichen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen
zum Neubaue einer katholischen Bonifacius-Pfarrkirche in der Neu-
stadt von Mainz, teilen wir heute mit, daß am 15. Februar dieses
Jahres 35 Baupläne eingereicht wurden. Das Preisgericht, dem
Ober-Baurat Professor vr. von Leins-Stuttgart, Bauinspektor
Richter-Bonn und Karl Schäfer, Professor für mittelalterliche Bau-
kunst an der technischen Hochschule in Berlin angehörten, trat am
18. Februar in Mainz zusammen und erteilte den ersten Preis
von 3000 Mk. dem Entwürfe von Architekt Dihm in Berlin,
den zweiten Preis von 2000 Mk. dem Entwurf von Architekt
Philipp Striglerin Frankfurt a. M- und den dritten Preis
von >000 Mk. dem Professor Fritz Wolfs in Berlin. Die 35
Baupläne werden nunmehr vierzehn Tage lang in Mainz öffent-
lich ausgestellt.

— München. Im Atelier des erst seit einigen Jahren
hier heimischen Norwegers Frithiof Smiths geht ein neues
Bild seiner Vollendung entgegen, welches den Ruf des jungen
Künstlers nur noch mehr befestigen wird, wofern dies überhaupt
noch nötig ist. Es ist Samstag nachmittag, die Schule geschlossen,
und so haben sich denn auf einer Wiese am Rande eines Vorstadt-
dorfes eine Anzahl Kinder versammelt, die sich in frischer Luft
des freien Nachmittags freuen. Im höchsten Grade reizvoll ist
das zeitige Frühjahr in der landschaftlichen Darstellung zum Aus-
druck gebracht; ein vornehmer künstlerischer Geist hat dieser
eigentlich recht wenig anziehenden Vorstadlwiese soviel malerisches
Schöne verliehen, daß auch die Freunde der älteren Landschaft
ihre Freude an dem Bilde haben werden; dazu kommt ein voll-
ständige Beherrschung des Figürlichen, so daß das Bild gleich
des Künstlers „Spitalgarten" auf der 1888er Münchener und
„In der Kirche" auf der 1886er Berliner Jubiläumsausstellung
viel Aufsehen auf der bevorstehenden Münchener Jahresaus-
stellung machen wird, wenn auch vielleicht die Ultra-Pleinairisten
wiederum achselzuckend sagen werden, das sei „Münchener
P leinär".

Ix. Berlin. Der Kurator der Akademie der Künste, Staats-
minister De. von Goßler hat die von der Genossenschaft, der ordent-
lichen Mitglieder in den im Januar d. I. abgehaltenen Ver-
sammlungen vollzogene Wahl der nachbenannten Künstler zu
ordentlichen Mitgliedern der Akademie bestätigt: 1) der
Maler: Woldemar Friedrich, Professor und Lehrer der hie-
sigen akademischen Hochschule für die bildenden Künste, und
Joseph Scheurenberg, Professor in Berlin; 2) der Bild-
hauer: Giulio Monteverde, Professor der Akademie von
San Luca in Rom und Kaspar Zumbusch, Professor und
derzeitiger Protektor der Kunstakademie in Wien; 3) des Archi-
tekten Alfred Waterhouse in London und endlich 4) des
Kupferstechers Karl Köpping aus Dresden, gegenwärtig
in Paris.

— Berlin. Die Republik Mexiko läßt ihren Regierungs-
palast, ein Bauwerk altspanischer Renaissance, welches auf den
Trümmern des ehemaligen montezumanischen Kaiserpalastes er-
richtet worden ist, modern umbauen. Mit dem Entwurf für
den Umbau und die Fassade sind zwei Berliner Firmen, darunter
Baumeister Bernh. Sehring beauftragt worden, die ihre Pro-
jekte der mexikanischen Regierung zur Wahl einreichen sollen.

— München. Ferdinand von Miller hat den dänischen
Danebrog-Orden und den Orden der Republik Venezuela „Von
der Büste Bolivars" erhalten. Der Direktor des Nürnberger
Gewerbemuseums, von Kramer, erhielt ebenfalls den Danebrog-
Orden.

— Wien. Ein junger Maler, David Mose, hatte eine
Skizze des Kronprinzen Rudolf auf dem Katafalk entworfen.
Die Aufregung und das Mitgefühl mit dem erschütternden Tauer-
fall hatte derartig auf den jungen Künstler gewirkt, daß er nach
Vollendung der Arbeit als geistesgestört in ärztliche Beobachtung
gebracht werden mußte.

— London. Hubert Herkomer hat wieder ein
Singspiel geschrieben, welches in seiner Kunstschule zu Bushey
unter Mitwirkung seiner Schüler über die Bühne gehen soll.
Die Dekorationen, deren Schönheit gerühmt wird, sind von den
Darstellern gemalt.
 
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