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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Pecht, Friedrich: Zu Benjamin Vautiers 60. Geburtstage, den 27. April 1889
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0272

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ZU Benjamin Vautiers KO. Geburtstage, den 27. April 188Y

Meisters so wohlthuend anmuten, sind doch in der Hauptsache der Ausdruck seines eigenen sonnigen Wesens,
vorab des Glückes und der tiefen Befriedigung, die er in der sorgenlosen, von allgemeiner Verehrung getragenen
Existenz fand, die er sich in Düsseldorf geschaffen hatte und die in seiner selten glücklichen Ehe mit einer
ebenso schönen als liebenswürdigen Frau gipfelte. Aber schon seine Geburt, am 27. April 1829, im lieblichen
Morges am Genfersee als der Sohn eines hochgebildeten Pastors und einer ganz besonders künstlerisch ange-
legten Mutter mußte auf den überdies ebenso gesunden als schönen und reichbegabten Knaben den glücklichsten
Einfluß haben. Um so mehr, als er bei einem zwar sehr bescheidenen, aber doch jede Not ausschließenden
Wohlstand im freien Genuß jener herrlichen Natur fröhlich und unverdorben aufwuchs und dabei doch der
sorgfältigsten, wie liebevollsten Erziehung genoß. Der Reichtum dieser Natur und die köstlich malerischen
Bauwerke der dicht gedrängten Orte am See, wie in Lausanne, wo er kurze Zeit das Gymnasium besuchte,
dann die damals noch allgemein getragenen malerischen Trachten der Bevölkerung ließen ihn die vollständige

Gang zur Zivilkrauung. von Benjamin Hantier

Armut an Kunstwerken in seiner Umgebung kaum empfinden und den bildenden Trieb schon zeitig bei ihm
rege werden, so daß er, obwohl ohne alle Vorbilder, doch von früh an immer malte und zeichnete, dagegen
freilich in den Wissenschaften nur sehr geringe Fortschritte machte. Der Verlust seines Amtes, 1847, bewog
dann den Vater, endlich seine Einwilligung zur Künstlerlaufbahn des Sohnes zu geben, der sie denn auch
sofort in Genf mit dem Malen von Brochen und Uhrgehäusen begann, aber doch jetzt auch Kunstgenüsse aller
Art in der reichen Stadt fand, ja die Akademie im Museum Rath besuchte. Da zeigte sich nun sein Talent
so rasch, daß er sich bald sehr leicht mit Porträten und Aquarellen durchbringen konnte und zugleich die
Bekanntschaft der ersten Genfer Künstler, so Lugardons, CalLmes, Didays u. a. machte, ja eine zeitlang des
ersteren Schüler ward. Noch mehr Einfluß übte auf ihn der geniale Van Muyden, der ihm auch riet, zu
seiner Ausbildung nach Düsseldorf oder München zu gehen, da der strenge Vater Paris durchaus nicht erlaubte.
Das war sein Glück, denn in Paris hätte er sich gewiß nicht auf die dort fast unmögliche Bauernmalerei
geworfen. So kam unser Meister 1850 an die, damals noch unter des allmälich verknöcherten Schadows Pedanterie
seufzende Düsseldorfer Akademie. Da dieselbe tief herunter war, so besuchte er sie nicht lange, sondern schloß
sich Jordan und später dem eben glänzend ausgehenden Gestirne des Knaus an.
 
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