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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Plauderei über japanische Malereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0313

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von ks. E. v. Berlepsch

2HZ

haskcr, bedeutungsloser Unsinn sei, gegenüber
den klassischen Figuren, welche bei künstlerischer
Ausstattung europäischer keramischer Produkte,
speziell bei den herrlichen Majolikaarbeiten
Italiens zur Verzierung angewendet würden.
Er verstand freilich die Sprache dieser fremd-
ländischen Dinge nicht, denn, so sagt Lippmann
sehr zutreffend, um fremde Kunstweisen zu
verstehen ist es wie mit fremder Litteratur:
Man muß die Sprache kennen. Man mag
bei oberflächlicher Betrachtung wohl weiter
keine tiefen symbolischen Beziehungen vermuten,
wenn man als Flächendekoration den Lotos
angewendet sieht, und dennoch, welch tiefer
Sinn liegt dieser Pflanze, sobald sie als
Symbol anftritt, zu Grunde! Ihre Wurzel
sitzt im schlammigen Erdreiche des Strom-
bettes und wird doch nicht vom Schlamme
beschmutzt. Der Lotos wohnt im Wasser und
wird doch nicht von demselben verschlungen.
Aus dem Fruchtkeim treiben Loten und
Blätter, über das Wasser hinaus ragt die
Blumenknospe, uni sich als Blüte zu ent-
falten. Sie wird zur Fruchthülle, in deren
Innerem sich die Samen bilden, die wie die
Wurzel den Keim zu neuem Leben in sich
tragen. So knüpft sich periodisch Leben an
Leben, die Metamorphose steht nie still. Darum
nehmen die Säkjaner diese Planze als Symbol,
um durch ein Gleichnis auszudrücken, daß
das unkörperliche' Prinzip im körperlichen
Gefäß als seinem Substrate weilt. (Lipp-
mann.) Es würde hier zu weit führen, das
Thema der Symbolik noch weiter auszuspinnen
und es mag nur noch in Kürze beigefügt
werden, daß all die dekorativen Figuren,
seien es nun Drachen (Chang-ti), Phönix-
artige Geschöpfe (Fong-Haong), Hirsch (Ky-
lin), oder Löwen (Fü), je nach ihrer Ge-
staltung auch eine bestimmte Bedeutung ge-
winnen, und daß menschliche Figuren, die dem
europäischen Beschauer vielleicht als rein
kapriziöse Beigabe des Vasen-schmückenden,
des malenden Künstlers überhaupt erscheinen
mögen, Götter, Helden u. s. w. darstellen,
die zu dem Zwecke der Darstellung im
innigsten Zusammenhänge stehen. So begegnet
man oft der Erscheinung eines alten Mannes
mit großem Kopf und langem Barte. Es
ist der Gott der Langlebigkeit, Cheon-Lao,
eigentlich der Philosoph Chao-Tse; übrigens
wird die Langlebigkeit auch durch eine zarte
Frauengestalt, Si-wang-mon, dargestellt,
welche einen Pfirsichzweig (ling-tschy) in
Händen hält und auf einem weißen Hirsch
reitet, oder ihn wenigstens in der Nähe hat.
Ein Mann mit dem Ausdruck vollständigsten
Befriedigtseins nach allen Seiten, oft beinahe
mit blödsinnigem Lächeln, ist Pon-Tai, auch
Poussah genannt. Mit reichenGewändern ange-
than, wie sie fürstliche Personen tragen, ist
Pi-cha-moung, der Gott der Ehren, und ihm
ähnlich im äußeren Aufputz ist Ta-he-tien, der

Landschaft, von Setto

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