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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0333

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von L. von vincenti

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Rumänisches Leichenbegängnis, von 2llexander Bihari

wiener Iahresausstellung ;689

Hause" — also ein Anatomiebild, wird mancher sagen, wem behagt so etwas? Je nun, Rembrandt hat
so etwas gemalt und zwar zu Dank und Bewunderung der Nachwelt, freilich, der große Luminist! Dann
haben die modernsten Franzosen solches gemalt, Gervex insbesondere, und schließlich der rücksichtslose
deutsche Freilichtbekenner Skarbina! Von des letzteren Kruditäten hat sich der junge Wiener Maler fern-
gehalten, sein Vorbild war französisch. Professor Billroth selbst am Operationstisch, auf dessen mächtige
Gestalt mit dem frei erhobenen Haupte sich die Gesamtwirkung konzentriert, ist wohlgelungen, weniger die
etwas schummerigen Köpfe der zahlreichen Zuhörer, unter denen man übrigens Or. Karl Theodor von Bayern
erkennt; die Behandlung des starken Fensterlichts bereitet Seligmann augenscheinlich noch einige Ver-
legenheit. Angelis Dame in Schwarz mit dem Blick zum Himmel ist zweifellos wundervoll gemalt, aber
sie leidet an einem gewissen Zuviel der Mache; unter Viktor Stauffers Bildnissen stände mir der Herzog
von Nassau am meisten an, ein Damenbildnis (Kniestück) leidet an auffallenden koloristischen Manieriertheiten;
Hubers männliches Porträt ist voll Kraft, Probst bringt ein elegantes kleines Damenporträt, Golz eine
zarte Dame in rosa auf rosa, Wibner hätte in Fräulein Grethe Meyer aus Weimar einen der Bildnis-
treffer der Ausstellung gemalt, wenn mehr Geschmack drinnen wäre. Felix ist nobel wie allemal, Marie
Müller, Leopolds Schwester, schreitet tüchtig voran, Temple, Hörwarter, Kupfer müssen genannt werden.
In Auffassung und Haltung findet das kleine Reiterbildnis des verstorbenen Kronprinzen von Th. v. Ad-
jukiewicz Beifall, jedenfalls gehört es zu den populärsten Ausstellnngsnummern.

Auf dem Gebiete der Sittenmalerei wurde bereits hervorragendes genannt. Zunächst wären unsre
„Schwarzschüler" nachzutragen: Anton Müller, Nowak, Kauffmann, Zewy, Gisela. Eine kleine Wand-
lung ist mit ihnen vorgegangen: sie sind Heller geworden, was freilich nicht immer „wärmer" heißen will.
So ist beispielsweise Gisela („Brautschmückung") feiner, aber auch kühler geworden; das gemütlichste Bild der
Gruppe stellt Müller in seinem „Bei der Vogelhändlerin" aus. Beyfnß, Kinzel und Hamza sind da an-
zuschließen, der erstere mit seinem Bilde „Geistlicher Rat", das von liebevollem Verständnis der Niederländer
zeigt und der letztere mit einem „Kriegsrat" (unter Friedrich dem Großen), der durch die treffende Charakteristik
einen Erfolg im Historiengenre bedeutet. Zwei Jnvalidenbilder nnsers Friedlünder gehören hierher; sind sie

ss*
 
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